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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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und machte eine einladende Handbewegung.
    «Komm! Hier ist noch Platz!»
    «Danke. Spielst du eh bei uns, oder willst du mich über unsere Taktik aushorchen? Das kannst du gleich vergessen. Ich hab keine Ahnung.»
    Bertl grinste gemäß den Vorgaben seines Kopfes extrabreit.
    «Keine Angst. Ich bin auch noch ledig.»
    Weil ihn angesichts der Gärtner-Brüder immer das Gefühl befiel, er habe an ihnen etwas gutzumachen und müsse deshalb besonders nett zu ihnen sein, sagte Suchanek: «Aber geh! Dabei so ein fescher Bursch, an sich.»
    «Bevor ich keinen Hof habe, gibt’s kein Heiraten.»
    «Grundvernünftig. Ist bei mir genauso. Und wann übernimmst du euren?»
    ORF   2 schüttelte den Kopf. «Der gehört dem Poldi. Ich krieg einen anderen.»
    «Aha. Na ja, auch gut», sagte Suchanek.
    Als er sich die Hose auszog und der lange, tiefe Kratzer an der Innenseite seines Oberschenkels sichtbar wurde, machte der Urban Ernstl große Augen. «Pfah!», sagte er bewundernd. «Hat dich da der Mörder geschlitzt?»
    «Nein», antwortete Suchanek, «das ist passiert, wie ich vor ihm geflohen bin. Beim Rausklettern aus dem Fenster.»
    «Ach so», sagte das Milchgesicht. «Schade.»
    Für die taktischen Besprechungen, die man angesichts der Bedeutung des Spiels ja doch besser getrennt abhielt, fuhren die Verheirateten schon einmal vor und zogen sich ins Bierzelt zurück, während die Ledigen im Café blieben. Spakowitsch ermahnte vorher noch alle Feuerwehrleute, nach dem Match nicht mehr als ein Bier zu trinken und sich schnell umzuziehen. Es sei nämlich gelungen, die defekte Pumpe zu reparieren. Damit stünde dem geheimen Geheimeinsatz der Feuerwehr nichts mehr im Wege. Der würde das Band zwischen der Bevölkerung und ihren Einsatzkräften wieder fester zurren, was vor dem traditionell umsatzstärksten Abend des Volksfestes sicherlich kein Fehler sei.
    Als die Gegner weg waren, wurde deutlich, dass sich die Ledigen keine allzu großen Sorgen über den Ausgang des Spieles machten.
    «Unsere Marschrichtung ist ja eh klar: Flach spielen – hoch gewinnen!», sagte der Grasel wie zum Beweis, dass ihm als Spielertrainer nun wirklich nichts zu blöd war. Ein paar lachten aber sogar.
    Der allgemeine Optimismus fußte darauf, dass die Ledigen das Hansi-Burli-Match bisher nur einmal in seiner Geschichte verloren hatten. Und das auch nur, weil damals ausnahmsweise erst am Sonntag gespielt worden war und die Verheirateten beim Bierzelt-Abend am Samstag und dem darauffolgenden Frühschoppen am Sonntag doch deutlich mehr Disziplin an den Tag gelegt hatten. Am Samstag hatte es damals dermaßen geschüttet, dass das Match verschoben wurde. Man hätte ansonsten vom Gstettenstraßen-Tor aus gegen die Strömung spielen müssen.
    Das war ja auch der Grund, warum es den SC  Wulzendorf nicht mehr gab. Weil irgendwann ein besonderer Querulant von gegnerischem Trainer draufgekommen war, dass das Tor bei der Kläranlage wesentlich höher lag als das andere. Daraufhin hatte der Verband den Wulzendorfern die Auflage erteilt, ihren Platz zu begradigen. Die Bernhardsäue hatten dann aber im Gemeinderat geschlossen gegen die Subvention gestimmt. Sogar der Ladinger Heinz, dem es offenbar nicht genügte, nur den Hansi-Burli auf dem Gewissen zu haben. Er musste auch noch den SC  Wulzendorf erledigen.
    Was allerdings gegen die Fortsetzung der Erfolgsserie der Ledigen sprach, sprang zumindest Suchanek ins Auge, wenn er sich so umsah. Der ORF   2 war nicht gerade Messi – wobei der Kopf vielleicht als zwei Messis durchgegangen wäre. Den Urban Ernstl sah man von der Seite kaum, so dürr war er. Grasel wiederum wäre sogar beim Gegner einer der Ältesten gewesen, und er selber, der Schlussmann, hatte ohne Wenn und Aber als Niete zu gelten. Gut, wenigstens der Keller Gerry war irgendwie zum Fürchten.
    «Also, Burschen: Macht’s mir keine Schande. Als Prämie gibt’s ein Fass!», sagte Grasel, als sie das Route verließen, und klatschte jeden Einzelnen ab. Bei Suchanek tat er das so heftig, dass dem der Matchball, den er in der anderen Hand hielt, runterfiel. Er rollte auf den Parkplatz und dort unter ein mit der üblichen Wulzendorfer Spoilerorgie aufgemotztes Auto.
    «Lass nur, ich mach schon!», rief der Gärtner Bertl, als sich Suchanek umständlich anschickte, irgendwie unter diesen geschmacklichen Offenbarungseid zu gelangen. Suchanek richtete sich dankbar wieder auf und starrte das Auto an.
    «Wahnsinn», sagte er.
    Bertl strahlte: «Schon, oder? Das

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