Volksfest
Tormann spielen würden, täten wir uns vielleicht leichter.»
«War das eigentlich ein kostenloser Transfer, oder haben die Verheirateten was gezahlt, damit wir den kriegen?»
Jetzt sagt man in der Hitze des Gefechts und mit der hochgradig realistischen Möglichkeit einer empfindlichen Schlappe gegen alte Männer, die nur mehr zwei Mal im Jahr Sex haben, vor Augen schon einmal Sachen, die auf der Goldwaage zu einem empfindlichen Ausschlag führen würden. Die aber natürlich überhaupt nicht so gemeint sind.
Diese Sachen unterschieden sich aber von jenen, die gerade über den Suchanek gesagt wurden, insofern ganz beträchtlich, als jene ganz eindeutig so gemeint waren. Wirklich erstaunlich, wie schnell dem Suchanek der Schritt vom per Akklamation gefeierten Mann der Stunde zurück zur Normalität gelungen war. Aber Abgehobenheit war ja eh noch nie sein Ding gewesen. Ein Suchanek stand in jeder Situation mit beiden Beinen voll im Leben.
Als sich Suchanek gerade vor seiner Mauer auf den unmittelbar bevorstehenden Schuss vorbereitete, sich also in erster Linie mental mit der Frage auseinandersetzte, wo ihn dieser überall unangenehm berühren könnte, raunte der ORF 1 neben seiner linken Stange auf einmal: «Pass auf! Der Sechser ist ein Mörder!»
Bevor der Suchanek den Inhalt dieser Aussage aber einer genaueren Abklärung zuführen konnte, nagelte der Sechser-Hartl den vom Spakowitsch Edi kurz abgespielten Ball volle Wäsche in Richtung seines Gesichts. Suchanek riss die Hände hoch, um sich zu schützen. Vordergründig gelang ihm das auch. Allerdings wurden seine Hände so hart getroffen, dass er sich mit der rechten Faust selbst die Oberlippe blutig boxte. Dann fiel er um. Es gab ein Riesengestocher um den Ball, an dem so ungefähr alle am Platz Anwesenden teilnahmen bis auf den Lasnik Pepi. Der stand nämlich im Tor der Verheirateten und feilte sich vermutlich seit Spielbeginn die Nägel, da er sonst nichts zu tun hatte. Und als sich das Gewirr auflöste, weil der Grasel den Ball in höchster Not bis ins Kinderkarussell drosch, wo dieser das Blaulicht von einem Polizeimotorrad wegsprengte, was wiederum den Karussell-Besitzer zu einigen lautstarken Rufen der Völkerverständigung auf vermutlich Serbisch motivierte, da drehte sich Suchanek zu seinem Privattrainer und sagte: «Wegen seinem Schuss? Oder wie jetzt?»
Der Gärtner Poldi hatte schon längst wieder vergessen, was er gesagt hatte. «Hä?»
«Der Sechser. Du hast gemeint, er hat einen Mörder-Schuss, oder?»
«Ach so. Jaja. Was denn sonst?»
«Na, was weiß man in Zeiten wie diesen. Gerade beim Sechser.»
«Wieso beim Sechser?»
«Na ja, weil doch der Sechser angeblich ein Problem mit dem Fünfer gehabt hat.»
«Ah so? Der auch?»
«Wer denn leicht noch?»
«Na, der Siebzehner.»
«Wieso der Siebzehner?»
«Na, wegen dem Verrat.»
«Was für ein Verrat?»
«Wegen der Therme von den Bernhardsäuen.»
«Welche Therme? Muss ich dir jedes Wort aus der Nase ziehen?»
Da sich der Ball immer noch in serbischer Geiselhaft befand und man nicht ausschließen konnte, dass er ohne UN -Intervention auch dort bleiben würde, hatte der Poldi ja eh Zeit, um sich zu erklären.
«Schau, vor ein paar Jahren haben die Bernhardsäue bei einer Probebohrung eine warme Quelle gefunden. Und seitdem planen sie an einer Therme herum. Aber einmal war der Grund zu nah am Naturschutzgebiet, dann ist sich die Zufahrtsstraße nicht ausgegangen, was weiß ich. Hundertmal haben die das schon wieder umgeworfen. Jetzt endlich haben sie einen Plan, bei dem alles passt. Zumindest fast alles. Weil er geht sich leider nicht aus ohne den Acker von einem Wulzendorfer Bauern.»
Das musste ja an sich der feuchtestmögliche Feuchttraum für einen Wulzendorfer Bauern sein. Kalt lächelnd verhindern zu können, dass aus Bernhardsau
Bad
Bernhardsau wird.
«Und dieser Bauer ist der Mantler», stellte Suchanek seine Kombinationsgabe unter Beweis.
«Genau. Und der Ortsvorsteher und alle von der Bürgerliste erwarten sich natürlich, dass er nicht verkauft.»
«Aber, lass mich raten: Geld regiert die Welt, täte die Nidetzky jetzt sagen. Er hat einen Wahnsinnspreis verlangt, und die Bernhardsäue haben ihn gezahlt.»
«Ja. Und so etwas tut man halt nicht als Patriot.»
Suchanek war sich bei Poldis Tonfall jetzt nicht sicher, ob er das selber so sah oder nur die verletzten Gefühle der Wulzendorfer Nationalisten referierte.
«Und was ist jetzt mit dem Sechser-Hartl?», fragte
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