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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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sein. Murmansk war im Mai sicher zauberhaft.
    «Jetzt hängen wir dir noch die Ehrenbürgerschaft um, und dann musst du wieder hierherziehen», grinste Grasel.
    «Ja, genau!», sagte ORF   2 begeistert und wackelte mit seinem riesigen Schädel. «Wir sollten das gleich dem Siebzehner sagen, der soll das organisieren. Und wenn die Bernhardsäue was dagegen haben, dann können sie was erleben!»
    Edi konnte sich immer noch nicht einkriegen vor lauter Respekt. «Ohne dich hätten wir absagen müssen, und ich finde, gerade heute wäre das verheerend. Die Dorfgemeinschaft muss zeigen, dass sie sich nicht unterkriegen lässt – und da bist du für alle ein leuchtendes Vorbild!»
    «Ach was, absagen. Hätte halt ein anderer gespielt.»
    «Nein, da hat der Edi völlig recht», sagte Grasel. «Wir sind schon mit dir nur zehn Ledige. Nach all den Ausfällen, die wir sowieso schon haben, ist jetzt auch noch der Willi nicht aufgetaucht. Da!» Er hielt Suchanek ein knalloranges Leibchen hin. «Für unsere Nummer  1 . Leider hat die Zeit nicht mehr gereicht, um deinen Namen auch noch draufdrucken zu lassen.»
    Suchanek nahm den Dress zögerlich in Empfang und verzog das Gesicht zu etwas, von dem er hoffte, dass es dem Lächeln vom Keller Gerry nicht allzu ähnlich sah.
    «Komm mal kurz mit», sagte Grasel dann und zog ihn am Arm nach hinten ins Lager. Dort schaute er sich noch einmal hektisch um, weil er sicherstellen wollte, dass kein Mitglied des neuen Suchanek-Fanclubs unvermutet zum Stalker wurde.
    «Du bist ein Trottel, Grasel!»
    «Ach, lass mich halt auch ein bisschen hohles Pathos verbreiten. Die Burschen stehen auf so etwas.»
    «Nicht deswegen. Wegen dem Herzinfarkt, den ich bekommen habe, wie dieses Kellerkind bei mir eingebrochen ist.»
    «Hä? Wieso eingebrochen?»
    Suchanek erzählte ihm, was passiert war. Grasel schüttelte den Kopf. «Geht gleich durchs Fenster. So ein Depp.»
    «Und warum schickst du mir ausgerechnet den, der dir als Erster einfällt, wenn du darüber nachdenkst, welcher Feuerwehrmann der Brandstifter gewesen sein könnte?»
    «Ach … Jetzt reg dich nicht so auf. Du wolltest es doch schnell repariert haben. Und hat er es nun repariert oder nicht?»
    «Ja, schon. Aber wer weiß, wie viel Überwindung es ihn gekostet hat, mich nicht stattdessen in kleine Streifen zu schneiden.»
    «Himmel, Suchanek. Beruhig dich! Ich hab doch gewusst, dass er zu dir fährt. Und da wird er dich umbringen? Außerdem haben wir das doch schon vorher am Telefon besprochen: Du bist jetzt sicher.»
    «Immerhin haben wir uns dann so blendend verstanden, dass er einen neuen Verdächtigen ausgespuckt hat.»
    Suchanek erzählte die Geschichte vom Hartl und vom Gregor. Bis auf die genaue Rechnung mit dem zusätzlichen Hektar brachte er sie sogar zusammen.
    «Nicht schlecht», sagte Grasel. «Das klingt durchaus nach einem Motiv. Nimm einem Bauern ein paar Quadratmeter weg, und du kannst was erleben. Vor allem vom Hartl.»
    «Ich hab ihn gestern gesehen, wie er seine Tochter vom Volksfest abgeführt hat. War auch nicht gänzlich antiautoritär.»
    «Und jetzt schließt sich gleich ein Kreis: Weißt du, mit wem die Kleine eine Zeitlang gegangen ist? Mit dem Gerry!»
    «Jetzt hör aber auf! Die ist doch ganz hübsch! Was tut die mit diesem Untoten?»
    Grasel schloss die Augen, legte sich eine Hand auf die Brust und begann leise im Falsett zu singen. «Die Liiiiiebe, die Liiiiebe, üst oine Hüüüüümmelsmacht! Sind immer bei mir gesessen, die zwei. Und konnten die Hände nicht voneinander lassen. Sehr rührend. Aber dann! Papa ist dahintergekommen und war not amused. Und das schönste Paar seit Shrek und Fiona war Geschichte.»
    «Also könnte er mir das auch nur deshalb erzählt haben, um sich zu rächen und den Verdacht von sich und seinen Feuerwehrfreunden abzulenken.»
    Grasel legte den Kopf schief. «Na ja … Aber das kann der Welt doch auf der anderen Seite wurscht sein, wen du verdächtigst. Ich meine, wer bist du schon?»
    «Schönen Dank auch. Hast du vorhin am Telefon nicht gesagt, ich bin jetzt ein Star?»
    «Ein richtiger Star bist du erst dann», sagte Grasel und sprang auf, «wenn du uns jetzt mit deinen übermenschlichen Paraden den Sieg sicherst! Komm schon, du musst dich umziehen. Sonst fangen wir ohne Tormann an.»
    Suchanek ging zurück in den Mannschaftsraum und schaute sich, sein Trikot in den Händen, unsicher nach einem Platz um. Der Gärtner Bertl bemerkte das, schob eilfertig seine Sachen zusammen

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