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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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zwei Leute killt? Also, ich weiß nicht.»
    «Vielleicht waren es ja wirklich zwei Mörder.»
    «Suchanek, du hast sicherlich viele Stärken. Ich meine, nicht, dass ich sie kennen würde, aber egal. Was ich aber sicher weiß, ist: Wahrscheinlichkeitsrechnung gehört nicht dazu.»
    «Und wenn die Leute im Dorf recht haben und es doch einfach nur ein Serienkiller ist, der halt irgendwen umbringt, wenn die Gelegenheit gerade günstig ist?»
    «Und der arbeitet immer im selben Kaff? Mit 400  Einwohnern? Da kann er sich aber ausrechnen, dass seine Serie nicht besonders lang werden wird. Nein. Der hier hat ein Motiv. Vielleicht ein durchgeknalltes, aber ein Motiv.»
    «Der Dechant Czurka …», sagte Suchanek nachdenklich, «der lebt noch?»
    «Ja, klar. In irgendeinem Kloster, keine Ahnung, wo. Er ist aber angeblich schon ziemlich weich in der Birne.»
    «Und die Johanna hat ihn tatsächlich so oft besucht?»
    «Na ja. Alte Liebe rostet nicht. Wenn man so oft den Rosenkranz miteinander gebetet hat.»
    «Der alte Czurka. Gott, der war ja vielleicht auch ein Arschloch. Aber weißt du, was ich glaube? Halt dich fest: Ich glaube, der Czurka ist der Vater vom Gregor.»
    «Was? Also, Moment einmal. So geht das nicht. Ich bin hier der Verschwörungstheoretiker! Ich lass mich da jetzt sicher nicht von einem dahergelaufenen Anfänger rechts überholen. Wie um alles in der Welt kommst du denn darauf?»
    «Vorhin am Teich ist etwas Eigenartiges passiert. Bevor der Willi aus dem Rohr geschossen ist. Zuerst hat der Schneckerl etwas dahergebrabbelt über Spritzmittel, die dem alten Mantler geschadet haben. Der Siebzehner wollte ihn abdrehen, aber dann hat sich die Gerstmeierin eingemischt und von einem Prozess geredet, bei dem der Fünfer viel Geld von einer Spritzmittelfirma gekriegt hat. Aber dafür hätte er ja auch keine eigenen Kinder kriegen können. Sagt dir das irgendwas?»
    «Nie gehört, die Geschichte. Du meinst also, das Gift hätte ihn unfruchtbar gemacht? Naja. Wenn es so ist, dann geschieht ihm recht.»
    «Und von wem wär dann der Gregor? Jeder weiß doch, dass die Johanna dem Czurka immer nachgestiegen ist.»
    «Na gut. Sagen wir, es ist wirklich der Czurka. Und weiter?»
    «Was weiter?»
    «Na, bedeutet das jetzt irgendwas?»
    «Du meinst, für die Morde? Was weiß ich. Vielleicht.»
    «Aber wenn es so wäre, dann wüsste es der Mantler ja sicher nicht erst seit vorgestern.»
    «Oft einmal kommen sie zufällig nach Jahren drauf, weil das Kind eine Nierentransplantation braucht oder was. Und dann machen sie im Spital einen Test, und Papa schaut ordentlich blöd aus der Wäsche.»
    «Das ist es! Sicher hat der Gregor beim Pflügen in Polen zwischen dem ersten und dem zweiten Durchgang schnell einmal eine neue Niere gebraucht!»
    «Ach, komm schon, Grasel! Ich weiß es ja auch nicht, ob das jetzt irgendwas bedeutet. Aber eine interessante Geschichte ist es jedenfalls. Und wenn wer was Genaueres weiß, dann offenbar die Gerstmeierin.»
    «Na, dann geh doch einfach einen Sprung zu ihr und frag sie.»
    «Das trau ich mich nicht. Und außerdem muss ich jetzt zur Susi.»
    «Ah ja, das sogenannte Abendessen! Na, wurde ja eh schon Zeit mit euch beiden. Ich meine, dass es letzte Nacht nicht passiert ist, ist ja irgendwie verständlich. Aber warum habt ihr eigentlich nicht überhaupt schon vor fünfzehn Jahren was miteinander angefangen?»
    «Sie war mir zu schiach. Und ich bin ihr zu blöd.»
    «Immer noch? Na ja, kann man ihr nicht verdenken. Vielleicht willst du ja doch lieber mit mir aufs Volksfest gehen?»
    «Was machst denn du dort?»
    «Was für eine Frage! Gerade heute kann man sich das doch auf keinen Fall entgehen lassen.»
    «Ich schon.»
    «Korrektur: Man kann es sich nicht entgehen lassen, außer man hat die Chance auf den ersten Beischlaf seit der Jahrtausendwende.»
    «Trottel. Ich muss mich jetzt anziehen.»
    Und das war keine leere Drohung.
    Man konnte ja, wenn man denn unbedingt die Zeit dafür aufbringen wollte, viel Schlechtes über den Suchanek sagen. Dass er nicht gerade ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft war. Arbeitsscheu. Gleichgültig. Scheintot. Wobei man ja gerade Letzteres dem Scheintoten nicht unbedingt zum Vorwurf machen sollte. So mancher Scheintote strengt sich sicherlich enorm an, um etwas dagegen zu unternehmen. Das sollte man schon würdigen. Aber jedenfalls konnte man vom Suchanek auch bei aller Anstrengung eines nicht behaupten: dass er zum Overdressen neigte. Und diesbezüglich blieb

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