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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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uns darüber sowieso nicht den Kopf zu zerbrechen: Der Heimeder hat den Führerschein vom Willi gehabt, und das reicht ja wohl. Ich muss damit zum Wimmer gehen.»
    «Das ist eine Glanzidee. Du gehst zum Wimmer, hältst ihm den Führerschein eines Mordopfers unter die Nase und sagst: ‹Aber nicht, dass Sie jetzt glauben! Den hat nämlich der Heimeder gehabt. Ich kann Ihnen nur leider nicht verraten, wie ich da rangekommen bin. Macht eh nichts, weil wir sind ja beide Burschen, oder?› Weißt du, ich glaube ja nicht, dass der Kommissar, so gut, wie ihr euch versteht, auf die Idee kommen könnte, du hättest die Geschichte nur erfunden.»
    Grasel hatte natürlich völlig recht. So würde das auf keinen Fall funktionieren.
    «Stimmt. Also musst das du machen.»
    Jetzt war Grasel endgültig munter. «Ich? Auf keinen Fall! Ich geh doch nicht freiwillig zu einem Bullen.»
    Suchanek dachte angestrengt nach. Das war schon sonst keine leichte Übung. Aber heute Morgen tat es richtig weh.
    «Dann müssen wir dem Kurtl den Führerschein irgendwie wieder unterjubeln und dann dafür sorgen, dass jemand anderer mitkriegt, dass er ihn hat.»
    «Toller Plan. Und so einfach!»
    «Was würdest denn du vorschlagen? Wir können doch nicht einfach so tun, als hätten wir das Ding nicht!»
    Nein. Das ging natürlich auch nicht. Der Heimeder war der Mörder. Und jetzt lag es an ihnen, ihn zu überführen.
    «Ist da jetzt nicht noch dazu deine DNA drauf?», fragte Grasel misstrauisch.
    «Warum sollten sie da drauf nach DNA suchen?»
    «Eh. Ist ja nur ein Beweisstück in einem Doppelmordfall.»
    «Du bist total paranoid.»
    «Und? Wie heißt dieser Spruch noch einmal? Nur weil ich paranoid bin, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hinter mir her sind.»
    Da klopfte es draußen wieder. Suchanek sah Grasel fragend an.
    «Keine Ahnung», sagte der. «Ich krieg eigentlich nie Besuch am Sonntagvormittag. Vielleicht hat ja die Milli was vergessen?»
    Grasel war nackt und wollte nach der Urli nicht auch noch die noch ältere Lengauerin betören. Also ging Suchanek zur Tür und öffnete sie diesmal ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen. Draußen standen zwei Männer, die er noch nie gesehen hatte.
    «Gott zum Gruße, junger Mann!», begann der mit der gegelten Stachelfrisur und wippte dabei vor und zurück, weil er das vermutlich irgendwie für dynamisch hielt. «Je früher der Morgen, desto schöner die Gäste! Mein Name ist Patrick Jenewein, ich bin Chefreporter vom ‹Express›. Und der gut angezogene Herr neben mir ist mein Fotograf, er hört auf den berühmten Namen Harry Lentsch. Entschuldigen Sie, wenn wir Sie um diese Zeit inkommodieren, aber wäre in diesem Etablissement eventuell ein Herr Suchanek zugegen?»
    Suchanek schaute den einen an. Dann schaute er den anderen an. Dann schaute er wieder zu dem Ersten zurück. Und dann machte er die Tür zu.
    Er ging wieder in die Küche und setzte sich an den Tisch. Grasel sah ihn erstaunt an. «War es doch nicht die Milli?»
    «Grasel, ich muss dir jetzt eine Gewissensfrage stellen. Und bitte sei wirklich ehrlich zu mir, weil mir kannst du’s ja sagen: Bist du vielleicht der Mörder?»
    «Ich? Was soll der Blödsinn? Natürlich nicht!»
    «Schade.»
    «Warum schade?»
    «Wenn du der Mörder wärst, könntest du jetzt rausgehen und den Witwenschüttler auch noch umbringen. Weil’s eh schon wurscht wär.»
    «Witwenschüttler?»
    Suchanek kannte diesen Ausdruck von so einem überschätzten Kolumnisten, den er einmal im Vorzimmer seines Dealers kennengelernt hatte. Sie waren dann noch was trinken gegangen, und dabei hatte sich der Schreiberling über alle anderen Journalisten lustig gemacht. Und seitdem wusste Suchanek eben, dass Boulevard-Reporter, die auf Blutgeschichten spezialisiert waren, Witwenschüttler hießen. Weil sie im Fall des Falles die Hinterbliebenen so lange beutelten, bis sie mit Informationen und, ganz wichtig, einem Foto des Toten rüberwuchsen.
    Es klopfte wieder. Patrick Jenewein wollte es eben zu was bringen.
    «So ein Bluthund von irgendeinem Schmierblatt ist draußen», erläuterte Suchanek.
    «Oh. Und was machen wir jetzt mit ihm?»
    «Wenn du ihn nicht töten willst, müssen wir halt warten, bis er sich wieder schleicht.»
    «Na gut.»
    Es klopfte wieder.
    «Mir fällt da noch was Unangenehmes ein», sagte Grasel. «Was, wenn die Milli gar nicht die Wahrheit sagt?»
    «Inwiefern?»
    «Was, wenn sie auf den Heimeder nur einen Zorn hat und ihn eintunken will? Oder wenn

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