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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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der flächendeckenden Körperbehaarung eines ungarischen Steppenstiers, die heilige Johanna ein wenig vom allerdings, das musste man jetzt schon auch einmal festhalten, doch furchtbar schmalen Pfad der Tugend abschweifen lassen.
    Aber zumindest in einem Punkt, vermutlich dem einzigen, hatte Dechant Czurka bewiesen, dass er den Pulsschlag der Zeit doch auch zu spüren imstande war. Er hatte nämlich bei seinem peniblen Feindstudium erkannt, was für den modernen Menschen in seinem Leben wirklich wichtig war. Wo er den geistlichen Beistand ganz besonders brauchte und dementsprechend auch schätzte. Wo man ihm, das Flammenschwert dieses eine Mal schamhaft hinter dem Rücken versteckt, auch einmal einen Schritt entgegengehen konnte, um ihn dort abzuholen, wo er parkte: Dechant Czurka hatte die Wulzendorfer Autowallfahrt erfunden. Und das war nichts weniger als ein Geniestreich gewesen.
    Es hatte zwar schon vor dem Krieg eine Wallfahrt nach Wulzendorf gegeben. Aber obwohl die Kirche mit dem gespieben grünen Kirchturm in ihrer Chronik eisern behauptete, in barockem Stil auf einem romanischen Fundament gebaut zu sein, konnte man beides beim besten Willen zumindest mit freiem Auge nicht entdecken. Die Kirche machte also optisch nicht so viel her, wie eine Wallfahrtskirche in diesen gottlosen neuen Zeiten hermachen musste, auf dass die Menschen, denen es ja, wie man nicht oft genug erwähnen kann, viel zu gut ging, einfach so gekommen wären. Außerdem war sie der heiligen Maria Magdalena geweiht. Und gerade nach dem Krieg hatte nun wirklich keiner ein Interesse daran, ausgerechnet zur Schutzpatronin der reuigen Sünder wallfahrten zu gehen. Weil, wie hätte denn das ausgeschaut? Eben.
    Aber mit den geweihten Autos vom Dechant Czurka wurde alles anders. Die Anfänge waren noch, wie bei vielen anderen bahnbrechenden Ideen, bescheiden, weil sich der Mensch natürlich immer erst an Neuerungen gewöhnen muss, auch – und man ist fast geneigt zu sagen, vor allem – an sinnvolle. Und natürlich war die Automobilisierung in den siebziger Jahren in Wulzendorf und Umgebung ja noch nicht so. Also reichte zu Beginn noch der kleine Kirchenvorplatz für die Segnung der wichtigsten Symbole des Wirtschaftswunders.
    Bald dehnte sich die Schar der frommen Fahrzeuge aber auf den ganzen Hauptplatz aus, und schließlich musste für den Weihwasserregen schon die Hauptstraße gesperrt werden. Und als sich das auch nicht mehr ausging, beschloss der Pfarrgemeinderat, der ja praktischerweise mit dem Vorstand des damals noch existierenden SC  Wulzendorf identisch war, dass die Autosegnung auf dem Fußballplatz am besten aufgehoben wäre. Und dort gab es auch Platz genug, um Traktoren und andere landwirtschaftliche Geräte dazuzustellen, eine Maßnahme, die nach dem hässlichen Unfall vom Neuhold Emil, dem Onkel vom Einser, sicher kein Fehler war. Denn wer ließ sich schon gerne von einer angefressenen, weil ungesegneten Rübenmaschine ein Bein ausreißen?
    Obwohl man jetzt andererseits zugeben musste, dass dem Pregesbauer Kevin das gesegnete Auto auch nichts genützt hatte, als er vor zwei Jahren praktisch direkt von der Weihe kommend, mit einem kleinen Boxenstopp beim anschließenden Frühschoppen, die Standfestigkeit dieses Handyfunkmasten zwischen Wulzendorf und Haindorf ausprobiert hatte. Das Handynetz hatte gehalten, die Schädelbasis vom Kevin nicht. Aber jetzt aus diesem bedauerlichen Einzelfall irgendwelche Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit des geweihten Wassers zu ziehen, diese Infamie hätte nicht nur dem eher leicht erregbaren Dechant Czurka die Zornesröte bis in den Schnauzer getrieben.
    Gott, wenn der Dechant Czurka das miterleben hätte können, was sich heute am Wulzendorfer Fußballplatz abspielte! Strahlendes Wetter, die prächtig bestickten Heiligenfahnen wiegten sich gefällig in der sanften Brise, die der Himmelvater geschickt hatte, damit niemandem zu heiß wurde, wie vor drei Jahren dem Kanschitz Martin. Der hatte es damals erstaunlicherweise geschafft, aus seinem Rollstuhl heraus auf den Opel Astra vom Urban Ernstl kreislaufzukollabieren und dabei eine Delle in die Fahrertür zu machen, die die Versicherung dann nicht als Parkschaden anerkannte. Und das war dann ganz schön unangenehm für den Ernstl, weil geh einmal zu einem Gelähmten und sag ihm, er soll dafür zahlen, dass er, eh schon gestraft genug, auch noch ohnmächtig aus seinem Sessel gekippt ist.
    Die Autos standen heute so dicht an dicht, dass beim Segnen

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