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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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führte, trübte die Freude doch erheblich. Und der Heimeder lag ihnen natürlich auch noch im Magen.
    «Was glaubst du? Lebt der Bertl jetzt noch oder nicht?», fragte Suchanek.
    Grasel schoss eine Erdnuss in hohem Bogen auf den Boden.
    «Also mein Gefühl sagt: nein. Selbst wenn er noch gelebt haben sollte bis zu dieser Bürgerwehrgründung. Aber spätestens jetzt muss der Mörder ihn doch gekillt haben. Schon allein aus Sicherheitsgründen. Eine Leiche kann man ja viel leichter verstecken.»
    «Wieso? Als Leiche wird ja der ORF   2 auch nicht kleiner. Vor allem nicht der Schädel.»
    «Na ja, eine Leiche kann man wenigstens irgendwie … zusammenrollen.»
    «Wie rollst du bitte eine Leiche zusammen?»
    «Na, wie einen Hund oder so.»
    Jetzt einmal abgesehen von Grasels Nekro-Nonsens: der Hund! Der war seit gestern Abend im Haus eingesperrt. Wenn dieses zugegebenermaßen erstaunliche Tier auch noch einen Weg gefunden haben sollte, seine Pisse durch die Haut verdunsten zu lassen, dann war eh alles in Ordnung. Falls dies aber wider Erwarten nicht eingetreten sein sollte, tat Suchanek gut daran, sich eine falsche Identität zuzulegen, bevor seine Mutter in ein paar Stunden zurückkam.
    «Außerdem braucht eine Leiche keine Luft. Das ist schon praktischer», befand Grasel, stand auf, trat grimmig auf die Erdnuss, die er vorhin auf den Boden befördert hatte, ging dann zum Fenster und schaute hinaus. «Also, vazierende und bis an die Zähne bewaffnete Horden sehe ich zumindest hier einmal keine. Das kann man als Etappenerfolg bezeichnen.»
    Suchanek blätterte im Kopf noch einmal sein Verdächtigenverzeichnis durch und blieb bei einem Gesicht hängen. Eines, das ihm irgendwie fehlte. «Hast du eigentlich heute schon den Sechser-Hartl gesehen?»
    «Warte einmal … Nein.»
    «Ist das nicht komisch, dass der die Autoweihe auslässt?»
    «Schon. Ein höherer Höhepunkt des Kirchenjahres kommt heuer nicht mehr.»
    «Und sonst waren ja eigentlich alle unsere Verdächtigen da. Der Siebzehner, der Pfarrhofer.»
    «Die Gerstmeierin.»
    «Der Keller – war der auch da?»
    «Ja. Den hab ich gesehen. Der ist während der Weihe in seinem Auto gesessen.»
    «Wieso sitzt der da als Einziger im Auto?»
    «Keine Ahnung. Das macht er immer. Vielleicht will er es nicht allein lassen. Oder er ist Satanist und kommt auf diese Weise billig zu Weihwasser. Und mit dem macht er dann irgendwas Schräges. So was wie Hostien in die Schuhe legen. Im übertragenen Sinn halt.»
    Und während Suchanek noch überlegte, ob er sich in dieses Thema weiter vertiefen wollte, sagte Grasel: «Der Palenak. Der war auch nicht da.»
    «Ja. Stimmt. Aber ist das bei dem nicht normal? Der macht doch nie bei irgendwas mit.»
    «Es könnte aber sein, dass ihm die Chefin von der Legio jetzt einmal ordentlich die Leviten dafür lesen muss, dass er so gottlos ist.»
    Suchanek stöhnte. «Grasel, kannst du bitte deine originellen Theorien wieder in den Stall zurückscheuchen? Wenigstens eine Zeitlang?»
    «Oder sie will irgendwas anderes von ihm», fuhr Grasel unbeirrt fort. «Weil, so wie ich das sehe, fährt die Gerstmeierin gerade zu seinem Hof.»
    Suchanek sprang auf und konnte gerade noch das Heck eines metalliségrünen VW -Käfers in dem Feldweg verschwinden sehen, der von der Straße nach Haindorf in Richtung der Kläranlage abzweigte.
    «Das war die Gerstmeierin?»
    «Wie immer sehr kontrolliert unterwegs in ihrem garagengepflegten Buckel.»
    Es war zwar höchst erstaunlich, aber einen Punkt gab es im Gemeinderat, bei dem immer Einigkeit zwischen dem Bernhardsauer Block und der Wulzendorfer Bürgerliste bestand: nämlich dahingehend, für eine etwas akkuratere Wartung der Kläranlage nur ja kein Geld beim Fenster rauszuschmeißen. Früher hatten sie ja, wie der Siebzehner ganz gerne in der ohnehin kurzen Debatte hierzu erwähnte, nicht nur die überschüssigen Spritzmittel in die Feldbrunnen geleert, sondern auch die Gülle. So hatte man beim Bewässern der Frucht gleich gedüngt und Unkraut vernichtet dazu. In einem Arbeitsgang! Und? Hatte es wem geschadet?
    Aber wenn die Gerstmeierin nicht das dringende Bedürfnis verspürte, sich intensiver in olfaktorisch mangelhaften Klärschlamm zu vertiefen, gab es dort hinten tatsächlich nur noch ein mögliches Ziel. Der Hof vom Palenak lag natürlich nicht an der Hauptstraße. Denn zum Ersten war er ja nur einer von den kleinen Bauern, deren Vorfahren sich in Wulzendorf erst angesiedelt hatten, als vom großen

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