Volkssagen, Maerchen Und Legenden
Sagen.
1. Geschichte des Grafen Walther und der Helgunda. Wir können mit Recht wohl diese Sage voranstellen, da sie ganz das Gepräge alter Zeit trägt und mit Anklängen an ältere Romanzen durchwebt ist. Sie hat durchaus noch das Kecke, Derbe der Ritterzeit und gründet sich auch auf einen alten Gesang. Noch in christlichen Zeiten zeigte man das Grab der Helgunda auf dem Schloß zu Wislicz in Felsen gehauen. Ein Chronikenschreiber Polens, Boguphalus, Bischof zu Posen (starb 1253.), der in lateinischer Sprache schrieb, erzählt diese Geschichte. Seine Chronik steht gedruckt in Sommersberg
Script. Siles. Tom.
II.
p.
18-78. und diese Geschichte.
p.
37-39. Eine Deutsche, nicht wörtliche, Uebersetzung lieferte schon Klose in der dokumentirten Geschichte und Beschreibung von Breslau (Breslau 1781.) Theil 1. S. 254-261. Auf den letzten Seiten vermuthet Klose, diese Geschichte sei Erfindung eines Slaven, da sie ganz den Charakter dieser Nazion trage, nicht aber eine Deutsche. Mir erschien sie aber immer ganz Deutsch, da das Ueberfahren über den Rhein, das Nachsetzen des Ritters, der Kampf, heimischen Boden in Sinn und Wort bezeichnet; und so fand es sich dann auch bei näherer Untersuchung, da es keine andere Geschichte, als die des Walter von Aquitanien ist, über die wir ein großes Gedicht in lateinischer Sprache besitzen, und das zum Kreise der Nibelungen gehört. Siehe mehr darüber in unserem Grundriß zur Geschichte der Deutschen Poesie (Berlin 1811. 8.) S. XXII.-XXIV.
2. Die Heidnische Jungfrau im Schlosse zu Glatz. Aelurius in seiner Glaziographie (Leipzig 1625.) S. 125-29 erzählt von dieser Jungfrau nach alten Sagen. Eine jede Erwähnung derjenigen Dinge, die man noch heutiges Tages sieht und die Bezug auf diese Jungfrau haben, geht auf die Zeit des Aelurius. Im Breslau'schen Erzähler Jahrgang 4. (Breslau 1803.) S. 100-5, 115-19, 135-40 finden sich drei Sagen von der Jungfrau im Schlosse zu Glatz, von Fülleborn erzählt. Da es indessen zweifelhaft, ob sie nicht eigene Erfindungen Fülleborn's, oder, wie er häufig that, Uebertragungen fremder Sagen auf heimischen Boden sind, so hat man sie für jetzt nicht aufgenommen. Gleiche Bewandniß hat es mit mehrern Sagen im Breslau'schen Erzähler, besonders hat Rübezahl manches fremde, sogar Orientalische Mährchen auf sich nehmen müssen.
3. Die große Linde bei Eisersdorf, auch aus Aelurius Glaziographie. S. 125. 26.
4. Das Bild des Bären und der Jungfrau auf dem Zobtenberge. Aus
Gothofr. Henr. Burgharti Iter Sabothicum,
Breslau und Leipzig 1736. 8. S. 103-4. In Stein roh gehauen, vom Regen abgewaschen, mit Moos zum Theil bedeckt, findet man noch dies Frauenbild mit dem Fisch und dem dabei sitzenden sehr unkenntlichen Bären auf dem Wege zum Gipfel des Zobten. Das Bild der Frau hat eine Länge von 5 Ellen (nach der angeführten Reisebeschreibung), ungeachtet die Füße und der Kopf fehlen, und vermuthlich abgebrochen sind. Der Bär, welcher neben ihr sitzt, ist drei Ellen ungefähr hoch und scheint die rechte Tatze gegen ihre rechte Achsel auszustrecken. Beide Statuen waren mit Moos sehr bewachsen, als sie Burghart zeichnen wollte, welches derselbe erst vorher abputzen mußte. Dieser erzählt in dem angeführten Buche, wo auch ein doppeltes Bild dieser Merkwürdigkeit ist, S. 101-2 weiter: Der Stein, woraus sie bestehen, ist der hier gewöhnliche dunkel graue, doch etwas grobe Marmor und bei der Figur selbst konnte man die Ueberbleibsel des Halses gar deutlich gewahr werden. Die Brust ist nach Proporzion des übrigen Körpers breit genug, aber ganz flach und scheint nackend zu sein. Den linken Arm kann man neben der Brust deutlich liegen sehen. Am Unterleibe bis auf die Füße scheint sie bekleidet. Auf dem Schooße hat sie einen annoch sichtbaren und fast drei Ellen langen, etwas linker Seits gekrümmten Fisch liegen, der ihr noch weit bis über das Gelenk des linken Ellenbogens mit dem Kopfe reicht. Von den Händen, womit sie den Fisch ohngefähr in der Mitte umfaßt, sind nur Erhöhungen, aber keine Finger mehr zu sehen, wie ihr dann auch vom linken Ellenbogen ein Stück abgesprungen oder abgeschlagen worden. Der neben ihr sitzende Bär sieht sehr plump aus und kann man nichts deutlicher, als die Spuren der Ohren an ihm sehen, das eine davon schien vor noch nicht gar zu langer Zeit abgebrochen zu sein, weil der Stein daselbst, in Ansehung des andern, noch ganz frisch und von der Witterung noch nicht sehr befleckt war. Auf der andern Seite
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