Volkssagen, Maerchen Und Legenden
mehrere andere Schlesische Historiker. Ganz zu verwerfen ist sie, wie alle diese Sagen des Volks, gewiß nicht.
Die jetzige Klosteraufhebung gab mir Gelegenheit, auch dieses Grabmahl, wiewohl ohne hinlänglichen und genügenden Erfolg, zu untersuchen. Es fand sich noch an der Seite der Kirche, bei einem Pfeiler, woran ein Nebenaltar. Die Platte ist Sandstein. Rechts liegt ein Frauenzimmer darauf, in langem, faltigem Gewande, oben über den Kopf einen Schleier geworfen, mit eng anliegenden, langen Aermeln, die aber oben, am Oberarm, weiter werden. Die rechte Hand reicht sie einem neben ihr stehenden Ritter, die linke hat sie mit zwei Fingern auf die rechte Brust gelegt, in der Hand einen Rosenkranz haltend. Der Ritter ist in leichtem Harnisch, mit bloßem, lockigtem Haupte, reicht ihr die rechte Hand ohne Handschuh, in der linken, mit Handschuh, hält er einen Schild und sein Schwerdt, rechts hängt ein kleiner Dolch an der Hüfte. Oben, zwischen den Köpfen, schwebt ein leichter Helm. Unten, an der Seitenfläche des Steins, wo die Füße der abgebildeten Personen stehen, unter ihr ein Drache, unter ihm ein Löwe. Auf dem Schilde steht nichts, einige scheinbare Buchstaben sind gewiß später eingekratzt. Sonst findet sich auch durchaus keine Inschrift.
Es ward die Hoffnung gehegt, daß beide Personen vielleicht in einen metallnen Sarg gelegt sein möchten und diese denkwürdige Geschichte durch irgend eine in denselben gelegte alte Schrift verewigt sein könnte, da sie, wenn die Sage wahr erzählt, den Zeitgenossen zu wichtig sein mußte. Es wurde daher, da überdies der Grabstein wohl in eine andere Kirche zu bringen sein wird, mit Erbrechung des Grabes vorgeschritten. Nach Abreißung des obern Aufsatzes, der von Quadersteinen gemauert war, kam leichte Erde, mit Bruchsteinen untermischt, dann bald eine Menge auf einander gebauter Quadersteine, die eigends behauen schienen. So kamen die Arbeiter drei Ellen tief, ohne etwas anders als Steine, mit Erde gemischt, oft von beträchtlicher Größe, zu finden. Bisweilen erschienen kleine Knochen, Ribben, Armknochen und dergleichen, aber kein Kopf. Als die Arbeit auf dieser Seite vergeblich war, ward rechts hinüber, gegen den Gang zu, gearbeitet; hier fand sich leichte Erde, bald auch verwitterte Pflanzenerde, von dem zerfallenen Sarge, und in kurzem nicht allein die Beinknochen, sondern auch die Rippen, Armknochen und der ganze Schädel, eines Mannes, mit Ober und Unter-Kinnlade und schönen, zwar lose neben einander stehenden, aber noch ganz vollständigen Zähnen, die einen Mann in der Blüte seiner Jahre anzuzeigen schienen. Von dem weiblichen Körper war, rechter Hand von dem männlichen, wo er, dem Grabsteine nach, liegen mußte, durchaus nichts zu entdecken, so wie auch keine Spur von Bekleidung, ritterlichem Schmucke und dergleichen bei dem Gerippe übrig geblieben war. Es wäre nun noch möglich gewesen, daß der weibliche Körper links gelegen hätte; hier waren aber auch die Untersuchungen, die nur oberflächlich angestellt werden konnten, da es zu finster ward und der nicht aufgehobene steinerne Estricht der Kirche nachzustürzen drohte, vergeblich. Bieten nun leider diese Nachgrabungen kein sicheres und festes Resultat dar, so scheint es doch beinahe ausgemacht, daß nur ein Leichnam unter dem Steine gelegen und mit höherem Rechte tritt diese Geschichte in das Reich der Mährchen über.
14. Die große Braupfanne beim Dorfe Warthau. Dies Mährchen gründet sich auf mündliche Ueberlieferung. In dem Steinbruche bei Warthau befindet sich noch die verhängnißvolle, sehr große Braupfanne, die ich selbst gesehen. Sie ist über 26 Fuß lang und wohl 3 Fuß breit, aus einem mächtigen Steine gemeißelt und das Kunststück irgend eines Arbeiters im Steinbruche. Ihre Größe, und daß sie in der Tiefe steht, macht, daß sie noch nicht von ihrer Stelle hat bewegt werden können. Sie hat seit einigen Jahren einen Sprung, da sich im Herbste Wasser darin gesammelt, dies gefroren war und die Pfanne gesprengt hatte. Die zwölf kleinen Gefäße dienen jetzt im Dorfe Warthau dem Vieh zu Krippen. Warthau liegt zwischen Bunzlau und dem Gröditzberge, auch finden sich dabei die Ruinen eines alten Raubschlosses, in dem die geldbegierige Menge einen Schatz ahndet, der auch nicht weichen kann, da das Schloß mit Wasser rund umgeben ist. Ein Mann hat ihn schon einst gehoben gehabt, da reitet ein possierliches Männlein auf einem Ziegenbocke vorbei, er bricht das Geistern
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