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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Gustav Buesching
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besonders auch noch andere Sagen, die an Orte, Ruinen u. dergl. geknüpft sind, da die Zeit die alten Mauern immer mehr abflacht, sie ihr schauerliches Ansehen verlieren und nicht von selbst dringend dazu einladen, daß ein jeder wünscht, nähere Kunde von ihnen zu haben, und am liebsten ein Mährchen hört. Auch die Kindermährchen nehmen immer mehr und mehr Abschied, die schwankende Pädagogik weiß nicht, ob sie dergleichen erzählen lassen darf, oder nicht, und die alten Kindermuhmen werden daher zu anderem, wohl weit schädlicherem, Geschwätz angehalten. Für die wenigen Kindermährchen, die ich habe, bin ich daher den freundlichen Mittheilern nicht wenig verbunden, und ich glaube gewiß, daß sie auch meine Leser mit Lust und Behagen aufnehmen und gern in jene Zeit zurückgehen werden, wo diese Erzählungen einen weit tiefern Eindruck machen, als oft selbst kaum die größten Epochen der Weltgeschichte den Erwachsenern hervorzubringen vermögen.
    2) Reicher strömte mir die Quelle alter Chroniken, und es hat oft nicht geringe Mühe gekostet, aus dicken Folianten ein oder zwei Sagen und Mährchen herauszufinden. Sie erscheinen aber oft als die wichtigsten, da sie, von den alten Chronikenschreibern in die historische Darstellung mit verflochten sind, oder so von ihnen hingestellt werden, daß man wohl sieht, sie glauben daran, wagen aber doch nicht recht, das entscheidende Urtheil darüber auszusprechen. Wann und wie Chroniken benutzt worden sind, wird immer genau in den nachfolgenden Anmerkungen angegeben.
    3) Länder und Ortsbeschreibungen, historische Untersuchungen über einzelne Familien, Gegenden, Städte, Burgen u. dergl., so wie Reisebeschreibungen, Sammlungen anderer Personen zu beinahe gleichem Zwecke und solcher Bücher mehrere, waren die dritte Quelle, aus der ich schöpfte und die mir eine reichliche Ausbeute gewährte. Nicht fürchte ich, in den übeln Ruf eines Plagiarius zu fallen, indem ich auch viele neue und ganz neue Bücher benutzte. Alle diese Schriften berühren nur zufällig den Punkt, der mein Hauptzweck war, und indem ich wünschte, alles in einem Brennpunkte zu versammeln, mußte ich auch von dorther etwas entlehnen, was uns und unsrer jetzigen Zeit so nahe steht, ja mit uns selbst in einerlei Treiben befangen ist. Getreulich ist auch diese Quelle jederzeit bemerkt worden.
    4) Volkslieder auf Sagen gegründet. Hier findet sich auch nur wenig; wo etwas aufzuspüren war, ist das Lied immer neben die Sage gestellt worden, um zu zeigen, wie theils beide in einander übergegangen sind, theils sich wieder von einander entfernen und auf verschiedene Weise die Sage umfassen. Es gab auch andere, längere Gedichte, die man nicht Volkslieder nennen kann, welche der Aufnahme nicht unwerth erschienen, z.B. bei Nr. 16. 26. Von größern Liedern, in welchen Volkssagen bearbeitet worden sind, ward nur diesmal der merkwürdige Heinrich der Löwe aufgenommen, ein Gedicht, das noch einen wahrhaft alten, männlichen, tüchtigen Charakter trägt, dabei in vielen Stellen, wie nicht zu läugnen, etwas unbeholfen und holzschnittartig ist, aber in andern wieder so treu, mild und bieder, daß wohl ein jeder, der es aus einem richtigen Gesichtspunkt betrachtet, davon eingenommen werden muß. Eine andere poetisch bearbeitete, noch etwas längere Sage, wird in dem zweiten Bande erscheinen.
    5) Legenden wurden, so viele auch vor mir lagen, nur wenig benutzt, theils da ihr Zuschnitt im Ganzen sehr einförmig ist, bei allen derselbe Grund unter leicht aufgetragenem Kolorit durchschimmert und so eine gewisse Eintönigkeit nicht zu vermeiden gewesen wäre, die man schon bei den aufgenommenen bemerken wird. Gerade aber so viel, als aufgenommen sind, schienen zur Rundung des Ganzen zu dienen.
     
    Betrachtet man alle diese Quellen und übersieht das Resultat, was daraus gezogen ist, so findet man doch, daß die Masse des Gewonnenen der Masse des Bodens, aus der geschöpft werden konnte, nicht entspricht, aber der meiste Theil desselben ist unfruchtbar und in vielen Landen sind jene alten Schätze versunken, wie die Gold- und Silberkisten in den bezauberten Bergen, mit denen uns alle Mährchenerzähler überschütten. An vielen, sonst goldreichen Stellen, will die Wünschelruthe nicht mehr anschlagen. So lautet z.B. in der Vorrede zum Froschmäuseler eine Stelle also: »was auch der alten Deutschen Heidnischen Lehre gewesen, vernimmt man aus den wunderbarlichen Hausmährlein, von dem verachteten frommen Aschenbößel

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