Voll auf Ex-Kurs Roman
auf das Gespräch zu konzentrieren, das hier ist nicht der richtige Moment, um über eigenartige Essgewohnheiten nachzudenken.
»Ich mach das wirklich gern«, will ich ihn überreden. »Ist ja von mir nicht weit zum Flughafen, wirklich ein Klacks. Und ich fahr dich auch gern nach Hause oder zum Studio.«
»Wirklich, Pia, das ist lieb, aber ich lande schon um kurz nach sieben, das ist ja echt nicht deine Zeit.«
»Macht doch nichts«, gebe ich zurück, »dann bin ich wenigstens schon richtig fit und wach, wenn ich in die Agentur komme, das ist wirklich kein Problem. Außerdem«, schiebe ich dann kleinlaut hinterher, »könnten wir während der Fahrt dann ja vielleicht noch einmal reden?« Jetzt seufzt er.
»Worüber willst du denn noch reden, Pia? Es ist doch schon alles gesagt.«
»Äh, nein«, widerspreche ich und bemerke ein Zittern in meiner Stimme. »Also, ich meine«, rede ich dann unsicher weiter, »weißt du, ich habe in den letzten Tagen eine ganze Menge nachgedacht. Über uns und so, und was da alles falsch gelaufen ist.«
»Pia«, werde ich von Basti unterbrochen, aber ich lasse ihn einfach nicht zu Wort kommen, sondern gehe darüber hinweg.
»Mir ist klar geworden, dass ich eine Menge Fehler gemacht habe und dass … dass wir eigentlich doch ein tolles
Paar sind und ich es gern noch einmal versuchen würde, weil ich dich so sehr liebe und du mir fehlst und ich gar nicht weiß …« Jetzt fange ich an zu weinen. Ich kann einfach nichts dagegen tun, so heftig werde ich plötzlich von einem Schluchzen geschüttelt. »Wenn ich dich eingeengt habe, tut es mir leid, das wollte ich nicht, ich wollte doch nur …«
»Kleines«, unterbricht er mich nun doch und klingt auf einmal ganz liebevoll, sanft und warm. »Es tut mir leid, dass du so traurig bist, aber …«
»Aber?«
»Aber ich denke nicht, dass wir ein tolles Paar sind. Jedenfalls nicht auf Dauer, dafür sind wir einfach zu verschieden.«
»Ich kann mich doch ändern!«, rufe ich verzweifelt aus. »Jetzt weiß ich ja, welche Fehler ich gemacht habe, und ich … ich würde alles tun …«
»Du sollst dich gar nicht ändern. Und du hast auch keine Fehler gemacht, im Gegenteil.«
»Im Gegenteil?« Wieder ein Seufzer.
»Ich bin derjenige, der Fehler gemacht hat. Mir hätte von Anfang an klar sein müssen, dass ich für das, was du dir wünschst, nicht geschaffen bin.«
»Nein Basti, das ist doch …« Ich kann nicht mehr weitersprechen, meine Stimme versagt, mehr als ein unkontrolliertes Heulen bringe ich nicht mehr hervor. »Bbbbasti«, schluchze ich, »mein Bbbbasti!«
»Pia, bitte wein doch nicht mehr. Ich bin ja auch traurig, aber so, wie es jetzt ist, ist es einfach am besten. Irgendwann wirst du das auch so sehen.«
»Nnnie«, stottere ich unter Tränen, »nnnie werrd ich das so sehen!«
»Pia, ich muss wieder ins Studio.«
»Liebst du mich denn nicht mehr?« Diese Frage bringe ich
unter Aufwendung all meiner Willenskraft erstaunlich klar hervor. Basti schweigt. »Basti?«, frage ich schließlich.
»Mach’s gut, Pia, ich muss jetzt echt Schluss machen.« Klick. Er hat aufgelegt. Schluss gemacht. Mal wieder. Ich bleibe auf meinem Sofa zurück, heule Rotz und Wasser. Bis ich irgendwann aufstehe, in die Küche gehe und die Hängeschränke über der Arbeitsplatte absuche. Nach wenigen Minuten werde ich fündig. Na bitte, ich wusste doch, dass ich irgendwo noch eine Flasche von diesem schrecklichen Likör-Fusel habe, den ich vor gut einem Jahr im Rahmen einer Kampagne zum »Heißesten Kuss, seit es Liköre gibt« deklariert habe.
3. Kapitel
Irgendwann im Raum- und Zeitkontinuum nach Ground Zero
Als ich Stunden später am Flughafen aus einem Taxi stolpere, bleibe ich mit meiner Jacke so unglücklich an der geöffneten Tür hängen, dass ich mich kurzerhand erst einmal der Länge nach hinlege. Die Likörküsse waren tatsächlich so heiß, dass sie mich im wahrsten Sinne des Wortes jetzt umhauen. Der Taxifahrer springt aus dem Wagen und hilft mir auf, unter den Augen diverser verwunderter Business-Menschen, die gerade mit ihren Bordcases auf die große Drehtür zum Flughafengebäude zusteuern.
»Hupsa«, bringe ich lallend hervor und gebe mir Mühe, mich nicht gleich wieder auf den Hosenboden zu setzen, nachdem der freundliche Fahrer mir aufgeholfen hat.
»Alles gut bei Ihnen?«, will er wissen.
»Alls bessens«, sage ich selbstbewusst, obwohl der Asphalt unter meinen Füßen ziemlich schaukelt.
»Sicher?«
»Jap«, meine ich und will
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