Voll auf Ex-Kurs Roman
erwidert Philip. »Immer noch nichts von deinem Sebastian gehört?«
»Nein«, antworte ich in weinerlichem Tonfall, wofür ich
mich sofort wieder schäme. Ich muss endlich mal aufhören, mich bei meinem Exmann auszuheulen, mein Benehmen ist wirklich mehr als widerlich!
»Sollen wir vielleicht eine Kleinigkeit essen gehen? Das lenkt dich bestimmt ab.«
»Wenn ich mich noch mehr mit dem Essen von Kleinigkeiten ablenke«, gebe ich düster zurück, »sehe ich bald aus wie Kirstie Alley. VOR ihren diversen Schlankheitskuren.«
»Du übertreibst mal wieder maßlos.«
»Woher willst du das wissen?«
»Als ich dich vor einer Woche gesehen habe, warst du von Kirstie Alley noch ziemlich weit entfernt.«
»In einer Woche kann viel passieren«, antworte ich, merke aber, wie ich schon wieder lächeln muss. Bitte, lieber Gott, schick Philip eine nette Frau, die diesen wunderbaren Mann verdient hat, es ist nicht richtig, wenn so einer allein durch die Gegend läuft!
»Also«, unterbricht Philip meine Gedanken. »Was ist jetzt mit Essen? Du kannst dir ja auch gern einen Obstsalat bestellen.«
»Hör bloß auf mit Obst«, gebe ich seufzend zurück, »davon habe ich nach heute mehr als die Nase voll.« Kurz berichte ich ihm von meinem neuen Projekt, der Apfelpatenschaft.
»Wie wäre es dann mit Kino?«, schlägt Philip daraufhin vor.
»Wenn ein richtig schlechter Horrorstreifen läuft, denke ich drüber nach.« Ich kichere. »Aber, wenn ich ehrlich bin, ist mir heute einfach nur danach, auf dem Sofa rumzuliegen.«
»Bist du sicher? Nicht doch ein bisschen Ablenkung?«
»Das ist wirklich lieb von dir, aber ich will mich heute lieber hier einigeln.«
»Okay, wie du meinst. Aber wenn du es dir noch einmal anders überlegst, meld dich einfach.«
»Das mach ich. Vielleicht können wir ja die Tage ins Kino gehen.«
»Immer gern, das weißt du ja. Von Mittwoch bis Freitag bin ich allerdings in Frankfurt auf der Buchmesse. Ich hab aber mein Handy dabei, falls irgendwas ist.«
»Was soll schon sein?«, seufze ich. »Trotzdem, vielen Dank!« Wir verabschieden uns, und ich lege auf.
Die nächste Stunde versuche ich, mich erst mit Fernsehen, dann mit Lesen und schließlich mit meiner Bügelwäsche zu beschäftigen. Leider will das als Ablenkungsmanöver nicht so recht funktionieren, heute Abend sind die Gedanken an Basti nahezu unerträglich. Wieder und wieder kreist die Frage durch meinen Kopf, warum es schiefgegangen ist. Was hätte ich anders oder besser machen können? Warum hat er mich verlassen?
War es die Szene im Schulterblatt, die ich ihm gemacht habe, weil er mich den gesamten Abend über – so hatte ich es jedenfalls empfunden – mehr oder weniger ignoriert und nur mit dieser blöden Komponisten-Schnepfe geredet hat?
War es die Tatsache, dass ich nach dreimonatigem »Unterwegs sein« empört darüber war, dass er bei einem Telefonat mit seinen Eltern kein einziges Mal meinen Namen erwähnte und auch noch immer keine Anstalten machte, mich seinen alten Herrschaften vorzustellen? Im Verlauf des Streits, der daraufhin entstand, wies Basti mich dann natürlich prompt darauf hin, dass meine Eltern ja wohl auch noch nichts von seiner Existenz wüssten und dass ich ja noch nicht einmal geschieden sei.
Ich versuchte, ihm zu erklären, dass das wohl kaum miteinander zu vergleichen sei, da meine Eltern sich noch immer von dem Schock meiner Trennung erholen müssten und …
Na ja, ich gebe zu, vielleicht habe ich da ein bisschen mit zweierlei Maß gemessen. Aber Basti konnte sich meiner Zuneigung vom ersten Augenblick an immer sicher sein, während ich trotz seiner Aussage, ich sei nun seine »Freundin« ständig das Gefühl hatte, trotzdem noch irgendwo im luftleeren Raum zu hängen. Vielleicht auch, weil ich nie wusste, wann ich ihn wiedersehen würde, wenn wir uns voneinander verabschiedeten. »Ich mache so was lieber spontan«, stellte Basti immer fest, wenn ich mich darüber beschwerte, dass wir nie vereinbarten, wann wir uns das nächste Mal trafen.
Oder seine Art, in Stresssituationen einfach mal komplett abzutauchen. Oft wusste ich gar nicht, ob er gerade in Hamburg, Berlin, Köln, München oder von mir aus in Malmö war, um sich da mit irgendwelchen Bands zu treffen. Und da gab’s halt immer mal wieder Krach, ich fühlte mich von seinem Leben so ausgeschlossen und hätte mir gewünscht, dass er mich mehr mit einbeziehen würde.
Seufzend lasse ich mich aufs Sofa sinken und betrachte nachdenklich die Fotos
Weitere Kostenlose Bücher