Voll auf Ex-Kurs Roman
Joggen haben wir beibehalten, mittlerweile stehe ich sogar morgens zusammen mit Philip auf. Nicht immer ganz ohne Murren, aber eine komplette Persönlichkeitsmetamorphose kann nun auch niemand
erwarten, leichte Tendenzen zum Morgenmuffel werden wahrscheinlich immer bleiben. Ich begleite Philip oft zu den Lesungen, zu denen er muss. Dafür kommt er häufiger zu meinen »blöden Werberveranstaltungen« mit, die er mittlerweile auch gar nicht mehr so blöd findet.
Überhaupt nicht blöd fand er übrigens auch die ADC-Awards, bei denen wir im Frühjahr waren. Da haben Barbara und ich tatsächlich den »Goldenen Nagel« gewonnen, quasi den Oscar der Werbebranche. Für die dusselige Kampagne für Müllermanns Baumärkte. Philip war stolz wie, genau, eben jener Oscar, als ich mit meiner Kollegin auf die Bühne gerufen wurde, um die Auszeichnung entgegenzunehmen. Und ich – ich hab mich innerlich scheckig gelacht, als der Laudator in epischer Breite über Konzeption und Umsetzung unserer Idee lamentierte. Wenn der wüsste, wie es wirklich dazu kam!
Danach haben wir beide jede Menge Angebote von renommierten Agenturen bekommen, die uns als Team abwerben wollten. Aber wir sind bei »Behrmann Communications« geblieben. Lieber das größte Licht in einem kleinen Laden als die kleinste Funzel in einem Riesenapparat. Alte Werberphilosophie.
Und so geht es Philip und mir überaus prächtig, möchte ich sagen. Er ist immer noch ein wunderbarer Mann, trägt mich allerdings nicht mehr ständig auf Händen, sondern gibt mir auch mal Kontra, damit ich nicht wieder abhebe. Heimlich vermute ich, dass er sich hin und wieder Rat bei Barbara holt, nur beweisen kann ich es nicht. Letztlich ist es auch egal, Hauptsache, wir sind glücklich.
»Worüber grübelst du nach?«, unterbricht Philip meine Gedanken.
»Über nichts. Nur darüber, wie froh ich bin, jetzt hier mit
dir zu sitzen. Mit meinem wunderbaren Ehemann.« Ich greife nach seiner Hand und drücke sie.
»Ich hab noch was für dich«, meint Philip und fängt dann an, an seiner Anzugtasche herumzunesteln. Kurz darauf holt er eine kleine Schmuckschatulle hervor. »Hier!« Er reicht mir das Kästchen. Gerührt nehme ich es und lasse es aufschnappen. Ein goldener Ring, besetzt mit drei Brillanten kommt zum Vorschein.
»Ich hab aber doch schon einen Ehering«, meine ich erstaunt.
»Das ist auch kein Ehering«, erklärt er. »Das ist ein Nicht-Scheidungsring.« Na gut. Hin und wieder trägt er mich dann doch noch auf Händen.
»Danke, der ist wunderschön!« Ich hauche Philip einen Kuss zu und stecke den Ring an den noch freien Ringfinger meiner linke Hand. Die Seite, die zum Herzen geht, wie es so schön heißt.
»Ich hab auch was für dich.« »Für mich?« Ich nicke und beuge mich zu der großen Handtasche, die zu meinen Füßen steht, ziehe den Reißverschluss auf und hole einen dicken Umschlag heraus.
»Hier«, sage ich und lege den Packen vor ihn hin. »Was ist das?« »Mach’s auf, dann weißt du es.« Ich bin ziemlich aufgeregt, als mein Mann den Umschlag öffnet. Was er dazu wohl sagen wird?
»Ein dicker Packen Papier?«, stellt er etwas ratlos fest. Doch dann liest er, was auf der ersten Seite steht und strahlt mich an.
Lena Gold
Voll auf Ex-Kurs
Roman
»Schatz, das ist ja toll! Wann hast du das denn geschrieben?«
»Och, immer mal wieder so nebenbei im Büro«, gebe ich mich bescheiden. Ein weiterer Grund, weshalb ich die Angebote der großen Agenturen nicht angenommen habe. Nachdem ich angefangen hatte, Philips und meine Geschichte aufzuschreiben, hab ich schnell so viel Spaß daran entwickelt, dass ich das Buch unbedingt zu Ende bringen wollte. Bei »Behrmann Communications« kein Problem, seit Barbara und ich da die Stars sind, können wir im Wesentlichen tun und lassen, was wir wollen, solange wir unsere Arbeit gut und pünktlich abliefern.
»Und wieso nennst du dich Lena Gold?«
»Weil ich«, ich stehe auf, gehe rüber zu ihm, setze mich auf seinen Schoß und schlinge meine Arme um seinen Hals, »wenig Lust habe, den gleichen Rummel zu erleben wie Barbara und Jens in Sachen Müllermanns.« Philip grinst mich an und gibt mir einen Kuss.
»Dann lass uns mal«, Philip winkt dem Kellner, »schnell bezahlen und nach Hause fahren, meine kleine Lena.«
»Wir haben doch noch nicht einmal gegessen«, protestiere ich.
»Ach, wer braucht schon Essen? Mit dir zusammen kann ich allein von Luft und Liebe leben, und jetzt will ich sofort und auf der Stelle mit
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