Voll auf Ex-Kurs Roman
schon gesagt: Es tut mir wirklich furchtbar leid, dass du wegen mir so traurig bist, das will ich wirklich nicht. Aber mit der Zeit wirst auch du verstehen, dass es so am besten ist. Die Beziehung, die du dir wünschst, kann ich dir einfach nicht bieten.
Und nur für den Fall, dass du jetzt falsche Schlüsse ziehst: Die Frau vom Flughafen ist nur eine Londoner Kollegin, ich habe nichts mit Blanche. Ich will ja eben keine Beziehung, das hat also nichts mit dir zu tun.
Jetzt ruh dich erst mal aus und kurier dich, dann sieht die Welt bald schon ganz anders aus.
Kopf hoch!
Sebastian
P. S.: Ich hab in der Agentur angerufen und deiner Kollegin gesagt, dass du heute krank bist. Hab was von MagenDarm erzählt, nur, damit du Bescheid weißt.
Eine ganze Weile starre ich schweigend auf den Brief, den Basti mir hinterlassen hat. Dann nehme ich das Wasserglas und trinke es in einem Zug leer. Im nächsten Moment breche ich in unkontrolliertes Heulen aus. Verdammt! Das ist so, so, sooo süß, selbst nach meinem indiskutablen Auftritt am Flughafen macht Basti noch so etwas Nettes für mich. Und diesen wunderbaren Mann hab ich verloren! Ich könnte heulen – wenn ich es nicht gerade sowieso schon tun würde. Während ich noch so dasitze und mich in meinem – wie ich finde, durchaus gerechtfertigten – Selbstmitleid ergehe, klingelt es an der Wohnungstür.
Basti!, schießt es mir sofort durch den Kopf. Jetzt will er wahrscheinlich sogar nachsehen, ob es mir wieder besser geht, macht sich am Ende auch noch Sorgen um die unmögliche Schnapsdrossel, die er vorhin nach Hause transportieren musste.
»Moment!«, rufe ich, springe hektisch auf und stürze zu meinem Kleiderschrank. Ein Fehler, prompt meldet sich die Übelkeit zurück, und ich halte kurz inne, um einmal ganz tief ein- und wieder auszuatmen. Langsam und vorsichtig suche ich frische Unterwäsche, ein T-Shirt und eine bequeme Hose heraus, dann gehe ich vom Schlafzimmer ins Bad, um mir wenigstens einmal die Haare zu kämmen.
Der Anblick, der sich mir im Spiegel über dem Waschbecken bietet, ist verheerend, nur leider fehlt die Zeit, um daran jetzt irgendetwas zu ändern, denn es klingelt bereits ein zweites Mal. Egal, Basti hat mich schon in wesentlich desolaterem Zustand gesehen, darauf kommt es jetzt auch nicht
mehr an. Mit dröhnendem Kopf schlurfe ich in den Flur und öffne die Tür.
»Hallo B…« Mitten im Satz verstumme ich. Vor mir steht nicht Basti. Es ist Philip, der eine Tüte Zwieback und eine Packung Kamillentee schwingt.
»Na, meine Süße«, begrüßt er mich mit einem mitleidigen Lächeln. »Hab gehört, es geht dir nicht so gut? Du siehst aber auch echt schlimm aus.«
»Äh«, erwidere ich und bin noch völlig perplex, weil nicht Basti, sondern mein Demnächst-Ex-Husband vor mir steht. »Woher weißt du?«
»Barbara hat’s mir erzählt, ich hab vorhin bei dir im Büro angerufen. Tja, da dachte ich, ich komm mal vorbei und bring dir was für deinen angeschlagenen Magen.«
»Danke«, meine ich ermattet und öffne die Tür noch weiter. »Dann komm mal rein.« Mit diesen Worten schlurfe ich vor ihm her in mein Wohnzimmer und lasse mich dort ächzend aufs Sofa fallen. Philip bleibt einen Moment unschlüssig vor mir stehen.
»Soll ich dir vielleicht einen Kamillentee machen?«, will er wissen. »Der hilft bei Magenproblemen.« Ich schüttele den Kopf.
»Nein, danke, meinem Magen geht’s gut.« Philip sieht mich überrascht an. Ich klopfe mit einer Hand auf den Platz neben mir auf dem Sofa, damit er sich auch setzt. Nachdem er das getan hat, kläre ich ihn auf: »Nicht der Magen macht Probleme, es ist mehr der Kopf.« Und dann erzähle ich sie ihm, diese ganze unschöne und peinliche Geschichte, und dass ich mich vor Basti nun endgültig zum Affen gemacht habe.
»Finde ich nicht so schlimm«, kommentiert Philip, sobald ich mit meinem Bericht fertig bin.
»Nicht schlimm?«, will ich wissen. »Es ist eine echte Katastrophe,
ich bin lattenstramm durch den Flughafen getaumelt!«
»Na und? Wenn man Liebeskummer hat, macht man eben manchmal blöde Sachen.«
»Sowas ist dir noch nie passiert«, gebe ich zu bedenken.
»Du bist seit unserer Trennung auch noch nirgends hingeflogen«, erwidert er mit einem schiefen Grinsen und bringt mich damit tatsächlich zum Lachen.
»Ach, Philip«, seufze ich, nehme seine Hand und drücke sie. »Vielen Dank, du bist einfach immer so süß zu mir.«
»Immer wieder gern.« Er macht Anstalten aufzustehen. »Ich muss
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