Voll auf Ex-Kurs Roman
jetzt auch mal wieder zurück ins Büro, wollte dir nur kurz den Zwieback und den Tee vorbeibringen.« Ich stehe ebenfalls auf, um ihn zur Tür zu bringen.
»Noch mal danke«, sage ich, als wir davorstehen.
»Keine Ursache. Ruf mich einfach an, wenn du mich brauchst.«
Nachdem ich die Tür hinter ihm geschlossen habe, will ich ins Bad, um mich unter eine heiße Dusche zu stellen, da fällt mein Blick auf den Anrufbeantworter im Flur, der mir eine neue Nachricht anzeigt. Schon wieder keimt diese dämliche Hoffnung auf, dass es Basti sein könnte, der angerufen hat, um sich nach mir zu erkundigen. Aber bereits zwei Sekunden, nachdem ich auf »Abspielen« gedrückt habe, wird diese Hoffnung im Keim erstickt.
»Hallo, ich bin’s, Barbara! Sag mal, wieso ruft Basti hier an, um dich krank zu melden? Was ist da los, seid ihr doch wieder zusammen? Und wie geht’s dir denn? Meld dich mal, ich brenne auf Details!«
Ich schnappe mir das Telefon und wähle Barbaras Nummer in der Agentur. Nachdem ich ihr kurz erläutert habe, was passiert ist, hat meine liebreizende Kollegin einen tollen
Kommentar für mich übrig: »Mensch, Pia, jetzt vergiss es endlich! Der Typ will nichts mehr von dir, und wenn du jetzt noch anfängst, ihn im Vollsuff zu stalken, bringt er dich mit Sicherheit irgendwann nicht mehr nett nach Hause, sondern gleich zur nächsten Polizeiwache!« Was soll ich sagen? Vielen Dank für diese überaus sensiblen Worte!
Die Tage nach meiner kleinen Flughafen-Eskapade sind der blanke Horror. Zwar habe ich Basti noch einmal eine Mail geschrieben und mich bei ihm bedankt, beziehungsweise, mich für mein schreckliches Benehmen entschuldigt – aber er hat darauf nicht mehr reagiert, und so langsam sickert bei mir die Erkenntnis durch, dass er sich von allein wohl nicht mehr bei mir melden wird und die Sache als abgehakt betrachtet.
Wie ein Zombie schleppe ich mich seitdem zur Arbeit und wieder nach Hause, nehme meine Außenwelt kaum noch wahr und vegetiere auf dem Niveau einer Zimmerpflanze vor mich hin. Piaminus Ficus, quasi.
»Ich finde, du könntest dich langsam mal wieder ein bisschen am Riemen reißen«, stellt Barbara nach einer Weile fest – wobei ich nicht sagen kann, ob es sich bei dieser »Weile« um Wochen oder Tage handelt. »Es macht nämlich überhaupt keinen Spaß, hier permanent einem Trauerkloß gegenüberzusitzen.«
»Oh«, gebe ich ironisch zurück, »tut mir leid, wenn ich dir durch meine Anwesenheit die Laune verhagele.«
»Jetzt sei mal nicht so blöd«, gibt Barbara beleidigt zurück. »Ich bin immer noch deine Freundin, da wird man sich ja wohl noch Sorgen machen dürfen.«
»Nach ›Sorgen machen‹ klang das jetzt nicht gerade.«
»Sorry, der Textprofi von uns beiden bist du, ich drücke mich da vielleicht etwas ungeschickter aus.« Schon will ich
etwas Zickiges zurückgeben, aber ein Blick auf Babs sagt mir, dass sie es wirklich nett meint, für ihre Verhältnisse sieht sie sogar relativ mitfühlend aus.
»Ich weiß ja auch, dass das kein Zustand ist«, gebe ich schließlich zu. »Ich komme aus diesem Loch einfach nicht raus, es fühlt sich an, als hätte man mir tonnenschwere Bleigewichte um den Hals gehängt, so sehr zieht mich die ganze Sache runter.«
»Liebeskummer ist immer scheiße«, gibt Barbara lapidar zurück. »Aber wie wir alle wissen, geht er irgendwann vorbei.«
»Sicher, vor allem du weißt das«, kann ich mir nicht verkneifen.
»Ja, auch ich weiß das. Oder glaubst du, ich habe noch nie wegen eines Kerls gelitten?« Überrascht sehe ich sie an.
»Davon war ich eigentlich ausgegangen.«
»Tja, damit liegst du wohl falsch«, stellt sie in leicht schnippischem Tonfall fest. »Jedenfalls weiß ich sehr wohl, wie es dir geht. Und meiner Meinung nach sind Ablenkung und Arbeit die beste Methode, um damit umzugehen.«
»Ja, Arbeit. Da komme ich momentan auch nur im Schneckentempo voran, der Boss wird begeistert sein.«
»Soll ich dir was abnehmen? Vielleicht irgendwas Leichtes, was ich auch kann?«, bietet Babs an.
»Nein, brauchst du nicht. Ich muss mich um diesen blöden Apfelhof kümmern und prüfen, ob auf der Website alles funktioniert, wie es soll. Das müsste ich aber eigentlich sogar ohne Hirn hinkriegen.«
»Na gut.« Sie zwinkert mir aufmunternd zu. »Dann schalt mal in Leerlauf. Vielleicht geht dir damit ja auch endlich dieser blöde Kerl aus dem Kopf.«
»Hm«, sage ich zustimmend und denke gleichzeitig, dass er mir niemalsnie aus dem Kopf gehen
Weitere Kostenlose Bücher