Voll auf Zucker
Life«. Die Ansätze des Autors waren radikal und revolutionär. Er versprach beste Gesundheit und große Gewichtsverluste, wenn man sich nach seinen Grundsätzen ernähren würde. Dazu gehörte unter anderem, bis mittags nur Obst zu sich zu nehmen. Da ich Obst liebte, tat ich gern, wie geheißen, und fühlte mich auch einige Zeit ausgesprochen gut. Ich nahm rund vier Kilo ab und konnte meinen knurrenden Magen fantastisch ignorieren. Nach ein paar Wochen wurde mir allerdings immer öfter morgens schwindlig und auch meine Verdauung machte plötzlich Probleme. Ich entwickelte eine Fruktose-Intoleranz und war todunglücklich, weil auch dieses Ernährungskonzept nicht den erhofften Erfolg gebracht hatte.
Noch schlimmer als um die »Süß-Frühstücker« und »Obst-Esser« steht es um all jene, die ganz ohne Frühstück aus dem Haus gehen. Und die dann den (Wohl-)Gerüchen der nächsten Bäckerei (oder des Tankstellen-Backshops) erliegen. Der Körper hat Hunger, es riecht nach schneller Energie, alles in einem schreit: »Kauf mir sofort ein Schokocroissant oder einen Blaubeermuffin! Egal was, Hauptsache süß und mit vielen Kalorien!« Und dazu wird natürlich gleich noch der obligatorische »Coffee to go« geordert, möglichst mit viel Milch und Zucker. Toll: gar keine Vitamine, dafür viel Zucker (und Fett)!
Morgens um halb zehn in Deutschland dürften sich wohl die vielen Zuckersüchtigen ein imaginäres Stelldichein geben und eine kleine Pause gönnen – ganz so wie es die Werbung suggeriert. Natürlich mit einer süßen Kleinigkeit, die für gute Laune sorgt und den Blutzuckerspiegel (wieder) in die Höhe treibt. Und die Kinder sitzen um die Zeit in Kindergarten oder Schule und lassen sich Joghurt-Zucker-Bomben und andere »leckere« Kreationen der Lebensmittelindustrie schmecken, die »sooo wertvoll« sein sollen, aber bekanntermaßen süß wie Torte sind.
Die Hausfrauen gehen derweil einkaufen, um die (Zucker-)Vorräte wieder aufzufüllen. Sie schleppen den Krankmacher in großen Mengen in die Küchen, mit den besten Absichten, denn ihre Lieben sollen ja das essen können, was ihnen so gut schmeckt (und wonach sie süchtig sind)! In den Büros wird oft den ganzen Tag über genascht – jeder bringt etwas Süßes mit, platziert es auf dem Schreibtisch und bietet es Kollegen und Kunden an. Natürlich denkt sich niemand etwas Böses dabei, im Gegenteil: Wir möchten die anderen (und uns selbst) doch nur ein wenig verwöhnen, etwas Gutes tun. Aber leider sind wir uns dabei gar nicht im Klaren, dass wir den Zuckerteufel in einer Endlosschleife über die Tische tanzen lassen.
Und in der Mittagspause? Greifen wir oft »ganz automatisch« zu einem süßen Nachtisch, um den Blutzuckerspiegel wieder nach oben zu treiben. Trotz der vielen (süßen) Energie fühlen wir uns irgendwie abgeschlagen (das Nachmittagstief lässt grüßen!). Und deshalb gieren wir auch schon nach der nächsten süßen Zwischenmahlzeit: Kaffee und Kuchen. (Vielleicht auch ohne Kaffee. Aber bitte nicht ohne Kuchen!) Viele von uns kommen ohne dieses Zuckerritual gar nicht mehr über den Nachmittag; wir haben eine regelrechte Gier entwickelt, die uns dazu zwingt, täglich (!) Kuchen und anderes Süßes zu uns zu nehmen. Dazu einen Kaffee? Sehr gern, denn Zucker und Koffein – das wirkt. Und schon fühlen wir uns etwas besser, so schön aufgeputscht. Dass dieses Hochgefühl nicht allzu lange anhält, haben wir alle schon oft am eigenen Leibe erfahren. Gut, dass sich die nächste Möglichkeit zum »Zuckertanken« ja schon auf dem Heimweg bietet. Gehören Sie auch zu den Autofahrern, die sich beim Lenken regelmäßig mit Süßigkeiten dopen? Kekse, Bonbons, Gummibärchen oder Traubenzuckertäfelchen lagern massenhaft in deutschen Handschuhfächern. Bestimmt auch in Ihrem, oder?
Und führt uns die Heimfahrt noch am Einkaufscenter vorbei, können wir, wenn wir mögen, die deutsche Fastfood-Landschaft in vollen Zügen »genießen« und uns erneut dem zweifelhaften Vergnügen hingeben, uns falsch und viel zu zuckerlastig zu ernähren: Da locken uns Bäckereifilialen mit tollen »Hier-und-gleich-Verzehr-Angeboten« (Kuchen, Zuckerschnecken, süße Brötchen), und auch (mindestens) eine Eisdiele will ihre Zuckerschlemmereien an den Kunden bringen.
Dann natürlich die in vielen Einkaufscentern unverzichtbaren Filialen bekannter Burger-Restaurants. Wie die meisten Fastfood-Anbieter haben auch diese Ketten ein ausgeklügeltes Warenangebot: Neben einer
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