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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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Höhe von zehn Millionen Pfund verursacht hatte. Ein Häftling und ein Justizvollzugsbeamter seien getötet worden. Der bei Kollegen und Insassen gleichermaßen beliebte Beamte hinterließ eine Frau und zwei kleine Kinder. Norman konnte sich nicht vorstellen, wer das sein sollte. Er kannte keinen, der irgendeinen Schließer liebte. Moment, es kam noch mehr. Die Fahndung nach drei flüchtigen Häftlingen, die bei einem Überfall von Terroristen auf den Transport entkommen konnten, mit dem mehrere Rädelsführer des Aufstandes verlegt werden sollten, dauerte immer noch an. Isaac Bova, weiß, ein Meter zweiundsiebzig groß, fünfundvierzig Jahre alt, verurteilt zu zwanzig Jahren wegen terroristischer Straftaten, sowie zwei weitere Männer. Es gab Hinweise, daß einer dieser Männer in den Mord an dem allseits beliebten Justizbeamten verwickelt war. Man ging davon aus, daß alle drei Zuchthäusler unabhängig voneinander im Großraum London unterwegs waren. Die Bevölkerung wurde vor diesen Männern gewarnt. Mein Gott, Norman, die wollen dir den Mord an dem Schließer anhängen! Scheiße, dachte er, ich hatte ja nicht mal die Gelegenheit dazu.
    Und was war das überhaupt für eine Scheiße? Isaac Bova sowie zwei weitere Männer ? Wie konnten sie den Namen von so einem Wichser an die Presse geben, und Norman Bunce wurde nicht mal erwähnt? Als wäre der verpißte Isaac wichtig und Norman würde nicht mal existieren. Wie viele Leute hatte Isaac denn umgelegt? Wer ist dieser Kerl, der Weltrekordhalter vielleicht?
    Aber Norman lächelte. Sie wußten nicht, wo er war. Glaubten, er wär unterwegs nach Nebelcity. Vielleicht sollte er nach York fahren, wie er’s Tina gesagt hatte. Es stimmte schon, daß Schneewittchen dorthin gezogen war, und in Erinnerung an alte Zeiten könnte er sie ja mal besuchen. Vielleicht sprang was dabei heraus.
    Norman schaltete das Radio aus, dann fuhr er auf die M62 und weiter nach Leeds. Die letzte Etappe einer langen Reise.
    Er stellte den Fiat vor dem Bahnhof ab. Ging zum Fahrkartenschalter und besorgte sich eine einfache Karte nach Scarborough. «Das liegt am Meer, stimmt’s?» fragte er den Typen hinter der Scheibe.
    «Am Meer? Klar», sagte der Mann.
    Norman hob seine Tasche hoch, damit der Bursche sie durch die Scheibe sehen konnte. «Hab Eimerchen und Schaufel dabei», sagte Norman. «Einen kleinen Badeanzug. Vielleicht geh ich auch ein bißchen angeln.»
    Er schlenderte den Bahnsteig hinunter. Setzte sich auf eine orange Plastikbank, steckte sich eine Zigarette an und beobachtete die Damen, während er auf die Einfahrt des Zuges wartete.
     

Kapitel 4
     
    «Dürfte ich bitte mit Gus sprechen?»
    Es war eine sanfte Stimme, eine leise Stimme, eine Stimme, die eine Weile gewartet und nachgedacht hatte, bevor sie schließlich den Hörer in die Hand nahm und die Nummer wählte. Es war eine Stimme, die die Anzahl der Rufzeichen mitgezählt und gehofft hatte, daß Gus ans Telefon gehen würde. Und als dann Sam Turner den Hörer abgenommen hatte und sagte, was immer er sagte, war die Stimme automatisch in einen passiv unbeteiligten Modus gegangen und versuchte, es wie eine allgemeine Frage klingen zu lassen —was jedoch völlig danebenging.
    «Gus ist nicht hier», sagte Sam. «Kann ich ihm etwas ausrichten?»
    «Oh. Nein, es ist nicht so wichtig. Ich versuch’s später noch einmal. Um welche Uhrzeit erwische ich ihn am ehesten?» Sam ignorierte die Worte. Sie meinten nicht wirklich, was sie sagten. In jeder einzelnen Silbe schwang Enttäuschung mit. Und noch etwas: ein starker deutscher Akzent.
    «Versuchen Sie’s nach vier», sagte er. «Zwischen vier und fünf. Dann müßte er eigentlich hier sein.»
    «Vielen Dank. Bye.»
    Sam stellte das Telefon fort. Auf den Boden des Büros, weil es kein Mobiliar in dem Raum gab. Jesus, dachte er, der blöde Sack hat ein Verhältnis. Er nahm die Utensilien aus der Tasche und drehte sich eine Zigarette. Steckte sie an und ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern. Dann erinnerte er sich an seinen Blutdruck und drückte die Zigarette auf dem Parkett aus.
    Gus war Sams ältester Freund. Lange, bevor die Sache mit der Detektei anfing, hatten sie immer zusammen Snooker gespielt, den gleichen Musikgeschmack gehabt und waren Tausende von Meilen kreuz und quer durchs ganze Land zu Rockkonzerten gefahren. Gelegentlich waren sie sogar in Europa eingefallen. Das letzte Dylan-Konzert in Oslo. Sie hatten, schon ein Date für kommenden Herbst ausgemacht, wenn

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