Voll gebissen
macht.“
Ich zog die Augenbrauen nach oben. „Ist doch gut Liam. Mir ist nichts passiert. Wir haben beide festgestellt, dass meine Wunde schon heilen würde, wenn ich infiziert wäre, und ich kann dir sagen, sie tut höllisch weh.“ Ich setzte ein schiefes Grinsen auf, um die Stimmung etwas aufzulockern. Es kann sich vermutlich niemand vorstellen, wie sehr die Erkenntnis, kein Werwolf zu werden, die Stimmung heben konnte. Trotz fetter Fleischwunde an der Schulter. „Jetzt bin ich ja bei dir. Der Werwolf kann mir nichts mehr tun“, fuhr ich fort, doch Liam schüttelte den Kopf.
„Emma, der Werwolf hatte gar nicht vor, dich umzubringen.“
„Hä?“ Nicht das intellektuellste Fragewort meines Wortschatzes, doch es traf den Nagel auf den Kopf.
„Wenn der Werwolf dich hätte töten wollen, hätte er das getan.“
„Aber du hast mich doch gerettet“, warf ich ein.
„Emma , Werwölfe sind blitzschnell. Ich war zu weit weg von euch, um ihn daran hindern zu können.“
„Er hat mich ja auch erwischt “, gab ich zu bedenken.
„Ganz genau. Erwischt. Diese Bisswunde ist nichts Ernsthaftes. Mit einem einzigen Biss hätte er dir deine Schulter abreißen können, ehe ich dagewesen wäre. Er hat es einfach nicht gewollt.“
„Du meinst also, er wollte mich nur mal beißen?!“, fragte ich völlig fassungslos.
„Infizieren“, korrigierte er mich.
„Im Ernst?!“
„Sieht so aus, ja .“ Liam knirschte mit den Zähnen.
„Macht ihr denn sowas? Einfach so Leute infizieren?“ Ich konnte gar nicht glauben, was ich da hörte!
„Um Gottes Willen nein, Emma!“ Liam schrie fast. Er klang entsetzt und beleidigt zugleich.
Ich hob beschwichtigend die Hände. „Ist ja gut, ich glaube dir. Es hätte ja sein können, dass ihr, ähm, neue Herdenmitglieder braucht?“
„Rudel.“
„ Was?“
„Es heißt Rudel. Und nein, sowas machen wir nicht. Um ehrlich zu sein, wollen wir mit den Infizierten nichts zu tun haben. Man sagt, sie haben sich oftmals schlecht unter Kontrolle, weil sie viel zu wenig Zeit haben, sich an all das Neue zu gewöhnen. Das macht sie gefährlich. Und das wiederum gefährdet unsere Identität. Sie fordern die Alpha-Tiere heraus , bringen Unordnung in die Rudel, und jagen, was ihnen vor die Schnauze kommt.“ Liam echauffierte sich richtig.
„Ist ja auch egal jetzt. Ich bin nicht infiziert und somit hat der Wolf sein Ziel nicht erreicht.“
„Mich würde trotzdem interessieren, was er damit b ezwecken wollte“, grübelte Liam weiter.
Ich allerdings hatte keine Lust , mir über diese „was-wäre-wenn“-Sachen Gedanken zu machen. Ich war einfach nur heilfroh, dass mir nichts Schlimmeres passiert war. Außerdem schmerzte meine Schulter und ich war plötzlich todmüde.
„Ich leg mich ein bisschen hin“, sagte ich und stand auf, „ich bin hundemüde.“
Liam hob den Kopf. „Das Schlafzimmer ist die zweite Tür links.“
Ich gähnte. „Ne e, ist schon gut. Ich leg mich auf die Couch. Will nur ein kurzes Nickerchen machen. Und du sollest dir auch nicht mehr so viele Gedanken machen. Es ist ja nichts passiert.“
Ich stapfte zur Couch und legte mich auf den Bauch. Wie gut, dass das meine Lieblingsschlafposition war. So kam wenigstens nichts an meine Schulter. Es dauerte nicht lange, da war ich auch schon eingeschlafen.
13.
Durch das Klopfen in meiner Schulter wurde ich wieder wach. Ich hatte das Gefühl, erst 10 Minuten geschlafen zu haben, doch als ich auf die Uhr schaute, stellte ich entsetzt fest, dass ich den ganzen Tag verschlafen hatte. Ich strampelte die Decke von mir, mit der Liam mich offensichtlich zudeckt hatte, nachdem ich eingeschlafen war. Es war viel zu heiß hier drin. Liam saß in dem Sessel neben mir und schien ebenfalls eingenickt zu sein.
Ich richtete mich vorsichtig auf und ein Brennen durchfuhr mich, von dem man locker hätte ohnmächtig werden können. Vorsichtig betastete ich meine Schulter. Sie war ganz heiß und feucht. Die Haut spannte sich schmerzhaft und stramm über den Knochen.
Ich ging in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Ich hatte das Gefühl, schon seit Wochen nichts mehr getrunken zu haben. Durstig machte ich mir das Glas zweimal unter dem Wasserhahn voll und stürzte es jedesmal mit ein paar wenigen Zügen hinunter. Danach ging es mir schon etwas besser. Ich ging ins Badezimmer, um mir die Wunde anzusehen und bekam einen Schreck.
Meine Schulter war rot, geschwollen, meine Haut glänzte fiebrig und dünn über jede Menge
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