Voll gebissen
getragen werden. Ich blinzelte ihn an, darauf bedacht, ihm schnurgrade in die Augen zu sehen.
„Nein, es geht schon.“
„Gut. Dann lass uns zur Hütte gehen. Dort können wir uns in Ruhe unterhalten und uns Gedanken über die Situation machen.“
Ich ra ppelte mich auf und Liam hielt mich am Arm. Gut, es ging doch schlechter, als ich gedacht hatte, aber ich konnte mich voll und ganz auf ihn stützen. Ihm schien es nichts auszumachen.
N ach einer viertel Stunde waren wir da und Liam brachte mich in die Küche, wo ich mich schwerfällig auf einen Stuhl fallen ließ. Zwischenzeitlich ging er hinüber ins Wohnzimmer, wo er Klamotten auf dem Sofa liegen hatte, raffte sie zusammen und verschwand im Badezimmer. Das vermutete ich zumindest, da ich daraufhin Wasser plätschern hörte.
E inen kleinen verstohlenen Blick auf seinen süßen, straffen Po konnte ich mir dann aber trotz allem nicht verkneifen, obwohl ich mir ja vorgenommen hatte, Liam nicht mehr auf sein Äußeres zu reduzieren und obwohl ich eigentlich andere Sorgen hatte. Es dauerte nicht lange, da kam er auch schon angezogen wieder.
„Willst du auch etwas anderes anziehen? Faith hat noch ein paar Sachen hier. Und wenn du duschen magst, nur zu. Danach können wir uns unterhalten.“
Ich nickte. Ich fühlte mich schmutzig, weil ich die ganze Nacht auf einem Waldboden geschlafen hatte. Wusste der Himmel, welches Getier sich zwischenzeitlich in meine Unterhose verirrt hatte und wenn ich so darüber nachdachte, konnte es mir gar nicht mehr schnell genug gehen, aus den Sachen rauszukommen. Am Ende krabbelte gerade eine dicke fette Spinne (oder Tarantel? Gab es hier sowas? Bestimmt. Immerhin waren wir hier in der Wildnis!) an meinen Pobacken entlang. Igitt! Ich schüttelte mich bei diesem Gedanken.
Außerdem wollte ich mir die Wunde gerne mal genauer ansehen. Ich hatte nämlich das Gefühl, die Schmerzen wurden schlimmer, statt besser. Und Badezimmer hatten ja bekanntlich einen Spiegel. Ich würde sie auswaschen und danach inspizieren, also tapste ich ins Bad und ließ meine Klamotten einfach auf den Boden fallen. Mein Oberteil war sowieso nicht mehr zu gebrauchen. Durchlöchert und zerrissen. Das konnte ich getrost in den Müll werfen.
Ich stellte mich unter die Dusche, doch das sonst so angenehme Gefühl, dass einen durchflutete, wenn warmes Wasser auf einen geschundenen Körper traf, wich leider einem schrecklichen Brennen, das jedes Mal dann einsetzte, wenn der Strahl auch nur in die Nähe meiner Schulter kam. Also wusch ich mich gerade so, dass ich sauber war und rieb ganz sanft über die Wunde, um das Blut abzuwaschen. Als ich damit fertig war, kletterte ich aus der Dusche heraus und trocknete mich ab.
Ganz vorsichtig tupfte ich über die Wunde. Das Han dtuch wurde zwar leicht rot davon, aber es sah nicht so aus, als würde ich verbluten. Das beruhigte mich schon mal. Ein Stöhnen entfuhr meinen Lippen, als das Handtuch wieder die Wunde berührte. Meine Güte, ob Liams Wunden ihm auch solche Schmerzen bereiteten?
Die Tür öffnete sich und erschrocken hielt ich mir das Handtuch vor, doch nur Liams Hand war zu sehen, die ein paar Kleidungsstücke über einen Hocker legte.
„Alles in Ordnung?“, fragte er.
„Ja ja, geht schon. Ich komm gleich.“
Er schloss die Tür wieder.
Erneut fuhr ich mit dem Handtuch über die Verletzung. Sie brannte wirklich pervers. Ich drehte mi ch seitlich zum Spiegel, damit ich einen Blick darauf werfen konnte. Die ganze Schulter war blau und die Löcher, die die Zähne hinterlassen hatten, bluteten immer noch leicht. Wieder tupfte ich sie ab.
Ich blinzelte. Irgendwie wurde mir schwummrig und ich sah in meinem Sichtfeld dunkle Flecken umhertanzen. Ob das normal war? Oder ob das erste Anzeichen der Infizierung war? Ich zog mich an und ging zu Liam zurück in die Küche.
Der saß bereits mit zwei heißen Kakao und einem kleinen Frühstück am Esstisch.
„Hunger?“, fragte er.
„Nicht besonders“, stellte ich fest und schnappte mir den Kakao. Nachdem ich das Schweigen nicht mehr aushielt, schaute ich Liam direkt in die Augen. „Du hast mich gestern Abend gerettet.“
Liam schaute unglücklich. „Ich kam zu spät. Ich hatte dich schon vorher gerochen, aber ich dachte, ich würde halluzinieren. Ich meine, wer kommt schon auf die Idee, bei Vollmond im Wald nach einem Werwolf zu suchen?“
„Es … tut mir … leid“, stammelte ich.
Doch Liam griff mit seiner warmen Hand nach meiner und umfasste diese. „Das
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