Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
nennt man heute Mahlzeit?«
    Victor beobachtete, wie Gaspode zum Napf schlenderte und hineinsah. Laddie warf ihm einen kurzen Blick zu. Gaspode bellte leise. Laddie winselte. Gaspode bellte erneut.
    Eine Zeitlang jaulten die beiden Hunde.
    Dann kehrte Gaspode zurück und nahm neben Victor Platz.
    »Paß auf«, sagte er.
    Laddie schnappte nach dem Napf und drehte ihn um.
    »Abscheuliches Zeug«, kommentierte Gaspode. »Röhrenförmige Dinger und Innereien. Ich würd’s keinem Hund zum Fraß vorsetzen, und ich bin ein Hund.«
    »Du hast ihn dazu veranlaßt, sein Essen auf den Boden zu kippen?« vergewisserte sich Victor entsetzt.
    »Oh, er ist sehr gehorsam«, sagte Gaspode selbstgefällig.
    »Wie gemein von dir!«
    »Ganz im Gegenteil. Außerdem habe ich ihm den einen oder anderen Rat gegeben.«
    Laddie wandte sich an die Personen in seiner Nähe und bellte gebieterisch. Victor hörte ihre Stimmen.
    »Der Hund nicht essen«, sagte Detritus. »Der Hund hungrig werden.«
    »Glaubst du? Herr Schnapper meinte, er sei mehr wert als wir alle zusammen!«
    »Vielleicht er an anderes gewöhnt. Ich meinen, er vornehmer Hund. Der Inhalt des Napfs, äh, das Dingsbums auf dem Boden – bißchen eklig, nicht wahr?«
    »Es handelte sich um Hunde-Nahrung! Für Hunde sollte so etwas lecker sein!«
    »Ja, aber es auch Wunderhund-Nahrung ist? Womit man Wunder hunde füttern?«
    »Na schön, na schön. Detritus, geh zu Borgel. Stell fest, was er auf der Karte hat. Das Zeug, das auf den Tellern seiner Gäste landet, kommt natürlich nicht in Frage.«
    »Das dort sein jenes Zeug.«
    »Eben.«
    Fünf Minuten später kehrte Detritus mit fast fünf Kilo Filetsteak zurück und legte das Fleisch in den Napf. Die Dresseure beobachteten den Hund erwartungsvoll.
    Laddie sah zu Gaspode, der fast unmerklich nickte.
    Das Tier preßte die Pfote aufs eine Ende des dicken Steaks, bohrte die Zähne ins andere und riß ein Stück davon ab. Dann lief er über den Platz und ließ den Fleischbrocken respektvoll vor Gaspode fallen, der ihn skeptisch betrachtete.
    »Nun, ich weiß nicht«, sagte er. »Hältst du das für zehn Prozent, Victor?«
    »Du nimmst ihm von seiner Mahlzeit Prozente ab?«
    Saftiges, weiches Fleisch dämpfte Gaspodes Stimme. »Ich schätze, zehn Prozent sind sehr fair. Ja, sehr fair, wenn man die Umstände berücksichtigt.«
    »Meine Güte, du hast es faustdick hinter den Ohren«, sagte Victor mit einer Mischung aus Bewunderung und Abscheu.
    »Es zahlt sich aus«, erwiderte Gaspode undeutlich. Er verschlang den Rest. »Was machen wir jetzt?«
    »Ich sollte früh zu Bett gehen«, antwortete Victor nachdenklich. »Morgen müssen wir zeitig aus den Federn, um nach Ankh-Morpork zu reiten.«
    »Hast du irgendwelche Fortschritte im Hinsicht auf das Buch erzielt?«
    »Nein.«
    »Zeig’s mir.«
    »Kannst du lesen?«
    »Weiß nicht. Hab’s nie versucht.«
    Victor sah sich um – niemand schenkte ihnen Beachtung. Typisch. Wenn sich die Kurbel des Bilderkastens nicht mehr drehte, verloren die Schauspieler ganz plötzlich an Bedeutung. Tugelbend hatte das Gefühl, dann von einem Augenblick zum anderen praktisch unsichtbar zu werden.
    Er setzte sich auf einen Holzstapel, öffnete das Buch an irgendeiner Stelle und hielt es vor Gaspodes kritisch blickende Augen.
    »Es stehen überall Zeichen auf dem Papier«, sagte der Hund nach einer Weile.
    Victor seufzte. »Das ist die Schrift«, erklärte er.
    Gaspode sah genauer hin. »Und sie besteht aus vielen kleinen Bildern?«
    »So schrieb man früher. Die Leute malten winzige Bilder, die bestimmte Gedanken bedeuteten.«
    »Bedeutet das… Wenn sich ein Bild häufig wiederholt, so stellt es einen wichtigen Gedanken dar?«
    »Was? Nun, ja. Ich glaube schon.«
    »Wie der Tote.«
    Victor zögerte verwirrt.
    »Der Tote am Strand?«
    »Nein. Der Tote im Buch. Siehst du? Hier ist überall ein toter Mann abgebildet.«
    Victor warf Gaspode einen überraschten Blick zu und drehte das Buch.
    »Wo? Ich kann nirgends irgendwelche Toten erkennen.«
    Der Hund schnaufte.
    »Hier auf der ganzen Seite«, sagte er. »Sieht aus wie die Gräber in uralten Tempeln und so. Du weißt schon: Dort liegen Statuen auf dicken Steinplatten, mit gekreuzten Armen und langen Schwertern. Tote Adlige.«
    »Meine Güte! Du hast recht! Man könnte diese Darstellung tatsächlich für einen Toten halten…«
    »Und was die übrigen Zeichen betrifft…«, fuhr Gaspode weise fort. »Vermutlich schildern sie das Leben des Verstorbenen. Eine

Weitere Kostenlose Bücher