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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zurückkam und ihm den feuchten Stock brachte. Tugelbend hob ihn auf und warf erneut. Laddie raste wieder los und bellte enthusiastisch.
    »Nun, ja«, gestand Gaspode ein, folgte Victor und wackelte auf krummen Beinen. »Aber ich komme allein zurecht. In dieser Welt wird man von Hunden gefressen, wenn man nicht aufpaßt. Ich meine, glaubst du, der Narr dort könnte in Ankh-Morpork auch nur fünf Minuten lang überleben? Der setzt eine Pfote in die falsche Gasse – und er wäre drei Paar pelzbesetzte Handschuhe und Knusprig Gebraten Nummer 27 im nächsten rund um die Uhr geöffneten klatschianischen Schnellimbiß.«
    Zum dritten Mal warf Victor den Stock.
    »Was hat es eigentlich mit dem berühmten Gaspode auf sich, dessen Namen du trägst?« erkundigte er sich.
    »Du hast nie von ihm gehört?«
    »Nein.«
    »Er war berühmt.«
    »Ein Hund?«
    »Ja. Lebte vor langer, langer Zeit. Es gab da einen alten Burschen in Ankh. Gehörte zu einer Sekte, die ihre Toten begräbt. Tja, irgendwann kratzte er ab, und man buddelte ihn ein, und er hatte einen Hund…«
    »Der Gaspode hieß?«
    »Ja, und der Hund war sein einziger Freund. Legte sich aufs Grab des Toten und jaulte wochenlang. Knurrte jeden an, der sich in die Nähe wagte. Und dann starb er.«
    Victor holte gerade mit dem Stock aus und zögerte.
    »Das ist sehr traurig«, sagte er und warf. Laddie sauste einmal mehr davon und verschwand im Gebüsch am Hügel.
    »Ja«, bestätigte Gaspode. »Angeblich zeigt es die unschuldige, ewige Liebe eines Hunds seinem Herrchen gegenüber.« Die letzten Worte spuckte er wie Asche aus.
    »Bist du anderer Ansicht?«
    »Allerdings«, erwiderte Gaspode. »Ich glaube, jeder verdammte Hund bleibt auf einem Grab hocken und jault, wenn sein Schwanz unter dem verdammten Grabstein eingeklemmt ist.«
    In der Ferne erklang energisches Bellen.
    »Keine Sorge«, sagte Gaspode. »Bestimmt hat er einen bedrohlichen Felsen oder so etwas gefunden.«
    Der bedrohliche Felsen hieß Ginger.
     
    Ein Orang-Utan wankte zielstrebig durch die labyrinthene Bibliothek der Unsichtbaren Universität, brachte eine Treppe hinter sich und erreichte jenen Bereich, in dem sich die Hochsicherheitsregale erstreckten.
    Fast alle in der Bibliothek lagernden Werke waren aufgrund ihrer magischen Natur gefährlicher als normale Bücher. Die meisten von ihnen mußten angekettet werden, damit sie nicht umherflatterten.
    Doch die unteren Sektionen…
    Dort bewahrte man die wilden Bücher auf, die wegen ihres Verhaltens oder Inhalts ein ganzes Regal für sich erforderten, in schweren Fällen sogar ein ganzes Zimmer. Es handelte sich um Bücher mit ausgeprägten kannibalischen Tendenzen: Wenn man sie in der Nähe von schwächeren Artgenossen unterbrachte, waren sie am nächsten Morgen viel dicker und erweckten den Anschein, zufrieden zu grinsen. Dabei waren das Bücher, deren Inhaltsverzeichnisse genügen, um das ungeschützte Gehirn in grauen Käse zu verwandeln: nicht Bücher über Magie, sondern magische Bücher.
    Viele Leute verbinden völlig falsche Vorstellungen mit Magie. Sie reden von mystischen Schwingungen, kosmischem Gleichgewicht und Einhörnern – mit echter Magie hat so etwas ebensowenig zu tun wie ein Kasperletheater mit der Royal Shakespeare Company.
    Echte Magie ist die Hand am Griff der Kettensäge, der Funken im Pulverfaß, der Raum-Zeit-Tunnel, der im Plasmaherzen einer Sonne endet, ein Flammenschwert, das bis zum Griff brennt. Wer mit Fackeln in einer Teergrube jongliert, geht weniger Risiken ein als jemand, der mit echter Magie herumspielt. Eher kann man sich vor tausend heranstürmenden Elefanten auf den Boden legen…
    Nun, das behaupten zumindest die Zauberer. Und aus diesem Grund verlangen sie so hohe Gebühren für ihre magischen Dienste.
    Doch hier, in den dunklen Korridoren, war es sinnlos, sich hinter Amuletten, mit Sternsymbolen geschmückten Umhängen und spitzen Hüten zu verbergen. Hier unten hatte man es entweder, oder man hatte es nicht. Und wenn man es nicht hatte, dann hatte es einen.
    Geräusche ertönten hinter den mit dicken Riegeln gesicherten Türen, als der Bibliothekar an ihnen vorbeischlurfte. Gelegentlich warf sich etwas Schweres so heftig gegen ein Portal, daß die Angeln erzitterten.
    Manchmal knisterte, knackte und knarrte es in der Finsternis.
    Der Affe zögerte vor einem torbogenartigen Zugang. Die Tür darin bestand nicht aus Holz, sondern aus Granit; sie war so ausbalanciert, daß sie sich von außen leicht öffnen ließ und

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