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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Namen: Ankh-Morpork und Holy Wood.
    Der Wind wehte über die Steppe und trug selbst hier seine flüsternde Stimme mit sich. Azhural hob seinen Stab.
    »Es sind tausendfünfhundert Meilen bis nach Ankh-Morpork«, sagte er. »Wir haben dreihundertdreiundsechzig Elefanten und fünfzig Karren mit Futter. Der Monsun beginnt bald, und wir tragen… wir tragen… gewisse Dinge, wie Glas, nur dunkler… dunkles Glas vor den Augen…« Der Viehhändler unterbrach sich verwirrt und überlegte, was seine Worte bedeuten mochten.
    Die Luft schien zu glitzern.
    M’Bu warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu.
    Azhural zuckte mit den Schultern. »Also los.«
    Der Junge wölbte die Hände trichterförmig vor dem Mund. Er hatte viele Stunden damit verbracht, die Marschordnung zu planen.
    »Blaue Abteilung unter Onkel N’Gru – vorwärts!« rief er. »Gelbe Abteilung unter Tante Googool – vorwärts! Grüne Abteilung unter Vetter zweiten Grades !Kck! – vorwärts…«
    Eine Stunde später war die Steppe vor dem niedrigen Hügel leer – abgesehen von einer Milliarde Fliegen und einem einzelnen Mistkäfer, der sein Glück nicht fassen konnte.
    Etwas machte »Plop« auf dem roten Staub und schuf einen kleinen Krater.
    Weitere Tropfen fielen.
    Ein Blitz spaltete den Stamm eines nahen Affenbrotbaums.
    Es begann zu regnen.
     
    Schmerz prickelte in Victors Rücken. Im Drehbuch schien es eine gute Idee zu sein, junge Frauen zu tragen und in Sicherheit zu bringen, doch nach den ersten hundert Metern stellten sich gewisse Nachteile heraus.
    »Hast du eine Ahnung, wo Ginger wohnt?« fragte Tugelbend. »Hoffentlich in der Nähe…?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Gaspode.
    »Sie erwähnte ein Zimmer über einem Wäscheladen«, schnaufte Victor.
    »Es gibt nur einen, in der Gasse neben Borgels Freßstube«, sagte der Hund.
    Gaspode und Laddie gingen voraus und erklommen die wacklige Außentreppe einer großen, wackligen Hütte. Vielleicht rochen sie Gingers Quartier. Victor verzichtete auf die Frage, ob sie es mit Hilfe von mysteriösen animalischen Sinnen fanden.
    Er versuchte, so leise wie möglich zu sein, als er die Hintertreppe hochstieg. Vage Erinnerungen teilten ihm mit, daß an solchen Orten oft Gewöhnliche oder Sehr Mißtrauische Hauswirtinnen spukten, und er glaubte, bereits genug Probleme zu haben.
    Mit Gingers Fuß stieß er die Tür auf.
    Es war ein kleines Zimmer mit niedriger Decke, und die Einrichtung bestand aus den traurigen, schmucklosen Möbeln, wie man sie in allen möblierten Zimmern des Multiversums fand. Diesen Eindruck vermittelte der erste Blick. Der zweite enthüllte, daß Gingers Zimmer mit… Ginger eingerichtet war.
     
    Ganz offensichtlich hatte sie nie ein Plakat weggeworfen, nicht einmal die der ersten Filme, auf denen ihr Name »eine junge Frau« lautete. Sie klebten an den Wänden. Wohin Tugelbend auch sah: Aus jeder Ecke starrten ihn Delores De Syn und Victor Maraschino an.
    Auf der einen Seite des kleinen Raums stand ein Spiegel, davor zwei halb heruntergebrannte Kerzen.
    Victor legte Ginger vorsichtig aufs schmale Bett und sah sich um. Sein sechster, siebter und achter Sinn gerieten in Aufruhr – an diesem Ort lauerte Magie.
    »Es ist wie ein Tempel«, sagte er. »Ein Tempel, den sie sich selbst gewidmet hat.«
    »Mir gruselt’s hier«, ließ sich Gaspode vernehmen.
    Victor schauerte. Es war ihm immer wieder gelungen, nicht mit spitzem Hut und Zauberstab belohnt zu werden, aber er hatte sich thaumaturgische Instinkte erworben. Vor seinem inneren Auge entstand das Bild einer versunkenen Stadt: Kraken schwammen verstohlen durch finstere Türen, und Hummer patrouillierten auf den Straßen.
    »Das Schicksal mag es nicht, wenn Leute mehr Platz für sich beanspruchen, als ihnen zusteht. Es ist allgemein bekannt.«
    Ich werde die berühmteste Person auf der ganzen Welt, dachte Victor. Das hatte sie gesagt. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein«, erwiderte er laut. »Ihr gefallen nur die Plakate. Es ist ganz normale Eitelkeit.«
    Es klang kaum glaubhaft, nicht einmal für seine eigenen Ohren. In diesem Zimmer vibrierte…
    Was? Noch nie zuvor hatte er so etwas gespürt. Eine Art Energie, ja. Etwas, das wie spöttisch an seiner Wahrnehmung kratzte. Nicht direkt Magie. Zumindest nicht jene Magie, die er kannte. Aber etwas, das ihr ähnelte und doch anders war. Der gleiche Unterschied wie zwischen Zucker und Salz: die gleiche Beschaffenheit, die gleiche Farbe, doch…
    Ehrgeiz wuchs nicht auf dem Nährboden der

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