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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verkündete er.
    Rubin seufzte erneut. Als Troll war es nicht leicht, romantisch zu sein.
     
    Der Bibliothekar zwang das erste Blatt beiseite und kettete es fest. Das Buch versuchte, ihn zu beißen.
    Es verdankte seine bösartige, hinterhältige Natur dem Inhalt.
    Zwischen den beiden Buchdeckeln steckte verbotenes Wissen.
    Nun, nicht wirklich verbotenes Wissen. Niemand hätte es gewagt, jenes Wissen zu verbieten. Außerdem: Um es zu verbieten, müßte man zunächst in Erfahrung bringen, worum es sich handelte, und das wäre dann ebenfalls verboten. Wie dem auch sei… Es handelte sich um Informationen, die man am liebsten aus seinem Gedächtnis verbannt hätte, sobald sie dort einen Platz fanden. 19
    In Legenden hieß es: Jeder Mensch, der nur einige wenige Zeilen des Originals las, würde den Verstand verlieren und als Irrer sterben.
    Das stimmte sicher.
    Legenden behaupteten auch, das Buch enthielte Illustrationen, die selbst bei einem geistig besonders starken Mann dafür sorgten, daß ihm das Gehirn aus den Ohren tropfte.
    Was ebenfalls der Wahrheit entsprach.
    Des weiteren berichteten die Legenden: Wenn ein Mann das Nekrotelicomnicon öffnete, so mußte er damit rechnen, daß sich die Haut von seiner Hand löste und den Arm hinaufkroch.
    Niemand wußte, ob tatsächlich eine solche Gefahr bestand, aber es klang schlimm genug, um wahr zu sein. Und deshalb hatte niemand ein Experiment riskiert.
    Legenden erzählten viel übers Nekrotelicomnicon, doch sie schwiegen sich über Orang-Utans aus, die das Buch einfach in Stücke reißen und es verspeisen konnten. Der Bibliothekar sah es sich nicht zum erstenmal an, und die schlimmsten Konsequenzen, die sich bisher für ihn ergeben hatten, waren leichte Migräne und ein Ekzem. Trotzdem hielt er es für besser, kein Risiko einzugehen. Er rückte das Visier der Maske zurecht und strich mit einem von schwarzem Leder geschützten Finger übers Stichwortverzeichnis. Die Buchstaben zitterten und versuchten, nach ihm zu schnappen.
    Gelegentlich hielt er das Stück vom Streifen ins flackernde Licht der Fackel.
    Wind und Sand hatten die in den Fels gemeißelten Zeichen abgeschliffen und geglättet, doch einige von ihnen ließen sich noch immer recht deutlich erkennen. Die Symbole weckten vage Erinnerungen in dem Affen.
    Er fand den gesuchten Hinweis, und es folgte ein kurzer Kampf mit dem Buch. Als er die Fackel drohend an den Umschlag hielt, gab das Nekrotelicomnicon schließlich nach. Der Bibliothekar blätterte vorsichtig.
    Er beugte sich näher.
    Guter alter Achmed-ich-habe-nur-diese-Kopfschmerzen…
    »… und in dem Hügel, so hieß es, wurde eine Tür der Welt gefunden, und Leute aus der Stadt berichteten, was es dort zu sehen gab. Sie ahnten nichts vom Entsetzen, das zwischen den Universen lauert…«
    Die Fingerspitze des Bibliothekars glitt von rechts nach links über die Bilder und wanderte dann zum nächsten Abschnitt.
    »Die Anderen fanden das Tor von Holy Wood und suchten die Welt heim, und in einer Nacht breiteten sich alle Arten von Wahnsinn aus, und Chaos herrschte, und die Stadt versank im Meer, und alles wurde eins mit den Fischen und Hummern, bis auf jene, die rechtzeitig flohen…«
    Der Orang-Utan schürzte die Lippen und las den letzten Teil der Seite.
    »… ein Goldener Krieger, der den dämonischen Feind verjagte und die Welt rettete, sprach: Wo das Tor ist, da bin auch ich; Holy Wood hat mich geboren, um zu wachen über die Wilde Idee. Und die Leute fragten: Wie können wir für immer zerstören das Tor? Und er antwortete: Das ist unmöglich, denn es handelt sich nicht um ein Ding, aber ich werde für euch am Tore Wache halten. Aber siehe, die Leute waren nicht von gestern, und sie fürchteten das Heilmittel mehr als die Krankheit, und sie fragten: Was verlangst du von uns, um Wache zu halten am Tore? Und der Goldene Krieger wuchs, bis er so groß wurde wie ein Baum, und er sprach: Nur eure Erinnerungen, damit ich nicht schlafe. Dreimal am Tage sollt ihr euch an Holy Wood erinnern. Anderenfalls kommt Unheil über die Städte der Welt, und ihr werdet sehen, wie die größte von ihnen in Flammen aufgeht. Mit diesen Worten nahm der Goldene Mann sein goldenes Schwert und trat in den Hügel, um dort am Tor zu wachen für immer.
    Und die Leute murmelten: Komisch, er sieht genauso aus wie mein Onkel Osbert…«
    Der Bibliothekar blätterte weiter.
    »… Aber einige von ihnen, Mensch und Tier, wurden berührt von der Magie Holy Woods. Wie ein alter Fluch setzt

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