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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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wieder nach unten. Er entsann sich an alte, vertrocknete Lehrer in alten, muffigen Zimmern, an langweilige Dinge, die er von ihnen gehört hatte – und die nun eine völlig neue Bedeutung gewannen. Mühsam versuchte er, die undeutlichen Bilder vor seinem inneren Auge festzuhalten.
    »Ich bin…«, krächzte Tugelbend. Er räusperte sich. »Ich bin mir nicht sicher, ob es stimmt«, brachte er hervor. » Es hat unsere Welt von woanders erreicht. So was kann passieren. Hast du von Ideen gehört, deren Zeit reif ist?«
    »Ja.«
    »Nun, es gibt zahme und harmlose. Und es gibt auch andere. Leidenschaftliche und dynamische Ideen, die nicht warten, bis sie an der Reihe sind. Wilde Ideen. Geflohene Ideen. Und das Problem ist: Wenn sich solche Ideen einen Weg hierher bahnen, so hinterlassen sie ein Loch…«
    Er bemerkte Gingers freundlichen und völlig verständnislosen Gesichtsausdruck. Analogien schwammen Fettaugen gleich an der Oberfläche der mentalen Suppe. Man stelle sich vor, wie alle Welten, die jemals existiert haben, zusammengepreßt werden, wie bei einem Sandwich… einem Kartenspiel… einem Buch… einem gefalteten Blatt Papier… Unter gewissen Umständen sind Dinge nicht mehr an die einzelnen Schichten gebunden, sondern können von einer zur anderen wechseln. Wenn man ein Tor zwischen den Welten öffnet, so drohen schreckliche Gefahren, zum Beispiel…
    Zum Beispiel…
    Zum Beispiel…
    Zum Beispiel was?
    Es stieg in Victors Gedächtnis auf, wie die überraschende Entdeckung eines Tentakelstücks, nachdem man gerade beschlossen hatte, die Paella zu essen.
    »Vielleicht versucht auch noch etwas anderes, auf dem gleichen Weg in unsere Welt zu gelangen«, fuhr er fort. »In dem, äh, Nichts zwischen dem Irgendwo lauern Geschöpfe, die ich dir lieber nicht beschreiben möchte.«
    »Das genügt mir als Beschreibung«, sagte Ginger mit zitternder Stimme.
    »Und sie sind, äh, ganz versessen darauf, einen Platz in der Wirklichkeit zu finden, und vielleicht setzen sie sich mit dir in Verbindung, wenn du schläfst, und…« Victor gab auf. Er konnte das Entsetzen in Gingers Zügen nicht länger ertragen.
    »Vielleicht irre ich mich auch«, fügte er hastig hinzu.
    »Du mußt mich daran hindern, das Portal zu öffnen«, flüsterte die junge Frau. »Vielleicht gehöre ich zu ihnen.«
    »Oh, das bezweifle ich«, sagte Tugelbend sofort. »Für gewöhnlich verfügen sie über mehr als nur zwei Arme.«
    »Ich habe Reißnägel auf den Boden gelegt«, verriet ihm Ginger. »Um aufzuwachen.«
    Victor schauderte. »Hat’s geklappt?«
    »Nein. Am nächsten Morgen waren alle wieder in der Schachtel. Offenbar habe ich sie eingesammelt.«
    Tugelbend schürzte die Lippen. »Das ist vielleicht ein gutes Zeichen.«
    »Warum?«
    »Wenn dich irgendwelche, äh, richtig scheußlichen Wesenheiten rufen… Vermutlich wäre es ihnen egal, was mit deinen Füßen passiert.«
    »Urgh.«
    »Du hast nicht zufällig eine Ahnung, was dahinterstecken könnte, oder?« fragte Victor.
    »Nein! Aber ich habe immer den gleichen Traum.« Ginger kniff die Augen zusammen. »He, woher weißt du das alles?«
    »Och, äh… Ein Zauberer hat mir mal davon erzählt«, antwortete Victor.
    »Bist du vielleicht selbst ein Zauberer?«
    »Ich? Nein. Natürlich nicht. In Holy Wood gibt’s keine Zauberer. Du hast gerade einen Traum erwähnt…«
    »Oh, er ist zu seltsam, um irgend etwas zu bedeuten. Ich hatte ihn schon als Kind. Er beginnt mit einem Berg, aber von einem richtigen Berg kann eigentlich nicht die Rede sein, weil…«
    Ein massiger Schatten fiel auf die beiden.
    »Der junge Herr Schnapper meinen, es Zeit, Dreharbeiten fortzusetzen«, grollte Detritus.
    »Begleitest du mich heute abend in mein Zimmer?« flüsterte Ginger. »Bitte! Um mich zu wecken, wenn ich wieder schlafwandle?«
    »Nun, äh, ja, aber möglicherweise hat deine Hauswirtin was dagegen…«, erwiderte Victor.
    »Oh, Frau Kosmopilit ist sehr großzügig und tolerant«, sagte Ginger.
    »Tatsächlich?«
    »Wahrscheinlich glaubt sie einfach, daß du mit mir ins Bett gehen willst.«
    »Ah«, murmelte Victor verlegen. »Na, dann ist ja alles in Ordnung.«
    »Der junge Herr Schnapper nicht warten gern«, warnte Detritus.
    »Ach, sei still«, zischte Ginger. Sie stand auf und klopfte sich Staub von der Kleidung. Der Troll blinzelte – für gewöhnlich forderte ihn niemand auf, still zu sein. Einige Sorgenfalten bildeten sich in seiner niedrigen Stirn. Er wandte sich an Victor und hoffte, bei ihm

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