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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Streifens spielt vor vielen Jahrhunderten!« entfuhr es Soll.
    »Nu-hun…« Schnapper überlegte. »Vielleicht könnte jemand sagen: ›Ich frage mich, ob man in einigen Jahrhunderten in Hargas Rippenstube noch immer so gut essen kann…‹«
    »Dann sind die beweglichen Bilder also keine beweglichen Bilder mehr, sondern nur noch Geschäft!«
    »Ich hoffe es«, erwiderte Schnapper. »Andernfalls müßten wir mit ziemlichen Schwierigkeiten rechnen.«
    »Jetzt hör mal…«, begann Soll drohend.
    Ginger drehte sich zu Victor um.
    »Laß uns irgendwohin gehen und miteinander reden«, schlug sie leise vor. »Ohne deinen Hund«, fügte sie lauter hinzu. »Ich will auf keinen Fall, daß uns dein Hund begleitet.«
    »Du möchtest mit mir sprechen?« vergewisserte sich Victor.
    »In letzter Zeit hatten wir kaum Gelegenheit dazu, oder?«
    »Ja. Stimmt. Gaspode, sitz. Braver Hund.« Victor stellte zufrieden fest, wie Gaspodes Gesicht sich empört verzerrte.
    Hinter ihnen entfaltete sich der übliche Holy-Wood-Streit mit neuem Enthusiasmus: Soll und T.M.S.I.D.R. standen so dicht voreinander, daß sich fast ihre Nasen berührten. Ein Kreis aus interessierten und amüsierten Zuschauern umgab sie.
    »So etwas brauche ich mir nicht bieten zu lassen! Ich kann jederzeit kündigen!«
    »Nein, ausgeschlossen! Du bist mein Neffe! Und du kannst nicht einfach aufhören, mein Neffe zu sein…!«
    Ginger und Victor nahmen auf der Treppe einer aus Leinwand und Latten bestehenden Villa Platz. Ebensogut hätten sie völlig allein sein können: Niemand schenkte ihnen Beachtung, solange der Schnapper-Streit für gute Unterhaltung sorgte.
    »Äh«, sagte Ginger. Ihre Finger versuchten, Knoten zu bilden. Victor bemerkte gebrochene und gesplitterte Nägel.
    »Äh«, wiederholte sie. Ihr Gesicht zeigte Kummer und war blaß unter dem Make-up. Sie ist nicht schön, dachte Tugelbend, aber es fiel ihm schwer, seinen Gedanken zu glauben.
    »Ich, äh, weiß nicht, wie ich es erklären soll… Hat jemand, äh, gesehen, daß ich im Schlaf umhergewandert bin?«
    »Meinst du deine nächtlichen Ausflüge zum Hügel?« fragte Victor.
    Gingers Kopf zuckte wie der einer Schlange herum.
    »Du weißt davon?« schnappte sie. »Wieso weißt du davon? Hast du mir etwa nachspioniert?« Da war sie wieder, die alte Ginger – ausgestattet mit Feuer, Gift und jener Art von Aggressivität, die aus Paranoia wächst.
    »Laddie fand dich gestern nachmittag.« Victor lehnte sich zurück. »Du hast geschlafen.«
    » Tags über?«
    »Ja.«
    Ginger hob die Hände zum Mund. »Dann ist es noch schlimmer, als ich befürchtet habe«, hauchte sie. »Es wird immer schlimmer! Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung am Hügel? Kurz bevor Schnapper uns fand und dachte, wir schmusen miteinander…« Sie errötete. »Nun, ich wußte nicht einmal, wie ich dorthingekommen bin!«
    »Und gestern nacht bist du noch mal zurückgekehrt«, sagte Victor.
    »Das hat dir der Hund erzählt, nicht wahr?« erwiderte Ginger mürrisch.
    »Ja. Tut mir leid.«
    »Es geschieht jetzt jede Nacht«, stöhnte Ginger. »Ich weiß es, weil… Wenn ich wieder im Bett bin, liegt überall Sand, und meine Fingernägel sind eingerissen! Jede Nacht gehe ich zum Hügel – und ich weiß überhaupt nicht, was mich dazu bringt!«
    »Du versuchst, das Portal zu öffnen«, erläuterte Victor. »Die große Tür. An jener Stelle, wo ein Teil des Hügels beiseite gerutscht ist und…«
    »Ja, ich kenne sie. Aber warum?«
    »Nun, ich habe da die eine oder andere Vermutung«, sagte Tugelbend vorsichtig.
    »Heraus damit!«
    »Äh, nun, hast du jemals von einem Genius loci gehört?«
    »Nein.« Ginger runzelte die Stirn. »Hört sich ziemlich schlau an!«
    »Es handelt sich um die Seele eines Ortes. Sie kann sehr stark sein. Und sie kann noch viel stärker werden, durch Verehrung, Liebe oder Haß – wenn sie solche Empfindungen lange genug empfängt. Vielleicht hat sie auch die Möglichkeit, Menschen zu rufen. Und Tiere. Ich meine, hier in Holy Wood ist alles anders, oder? Die Leute verhalten sich seltsam. Normalerweise sind Götter, Geld oder Vieh wichtig, aber hier besteht die wichtigste Sache darin, wichtig zu sein.«
    Victor hatte jetzt die volle Aufmerksamkeit der jungen Frau. »Ja?« entgegnete sie ermutigend. »Bisher hört es so nicht so schlimm an!«
    »Das Schlimme kommt erst noch.«
    »Oh.«
    Victor schluckte. Sein Gehirn blubberte wie einer von Hargas Eintöpfen. Vage Erinnerungen stiegen darin auf und sanken

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