voll im Einsatz
Ihre Eltern sind genauso knauserig, was vernünftiges Taschengeld angeht, wie Iris und Cornelius. Aber was für ein Job wäre gut für uns? Seufz. Keine Ahnung.
Man will sich ja schließlich nicht ausbeuten lassen! Ich meine, so harte Jobs wie Kistenstapeln im Supermarkt oder Bödenschrubben beim Fleischer sind naturalmente unvorstellbar! Wie soll man so was denn überhaupt mit gepflegten, angemessen langen Fingernägeln schaffen? Will mir ja schließlich nicht meine Hände ruinieren. Ja, man muss sehr, sehr vorsichtig sein, was Jobs angeht! Aber die harte Wahrheit ist: Irgendwas müssen wir machen! Das Leben, gute Schminkprodukte und die nötigen aktuellsten Klamotten werden leider nicht billiger. Ah, da kommt Dodo mit dem heißen Kaffee zurück. Hm, duftet lecker! Dann also los!
»Zeig mal, was du aufgeschrieben hast!«, bittet Dodo und studiert aufmerksam meine Liste.
Sie nickt ein paar Mal, seufzt ein paar Mal und schaut dann etwas traurig hoch. »Ja … Sieht nicht gut aus. Aber irgendwie müssen wir doch an Geld kommen können!« Dodo wirkt ehrlich mutlos.
Das reißt mich gleich mit runter. »Wenn wir doch nur schon unser Buch auf dem Markt hätten!«
Denn dass Flirten, Stylen und andere Lebenstipps von Tessa-Tiara Martini und Dorothea Dunst , das Buch, das Dodo und ich gerade Stück für Stück schreiben, ein Super-Knaller-Bestseller wird, das ist ja kajalstiftklar! Wenn das erst mal erschienen ist, haben Dodo und ich keine Geldsorgen mehr. Wir werden um die ganze Welt reisen, Lesungen halten, in den schicksten Hotels wohnen und vermutlich auch zu vielen Fernsehinterviews eingeladen werden. (Huch, darüber habe ich ja noch gar nicht nachgedacht, was zieht man da wohl am besten an?)
»Wir werden wohl auf die coolen lila Lederminis verzichten müssen!«, jammert Dodo neben mir.
Ich nippe an meinem Cappuccino und merke, wie sich in mir tief drinnen etwas verhärtet. Auf diese absolut irren, schockschicken Lederröcke verzichten, die wir während unserer letzten Internet-Schnäppchensuche aufgestöbert haben? Ich setze mich kerzengerade hin. So weit kommt es noch!
»Oder zumindest ein oder zwei Wochen warten?«, schlägt Dodo vor. »Bis wir – äh – vielleicht doch einen Job gefunden haben?«
»NEIN!«, entscheide ich fest und entschlossen. Womöglich schnappt die uns noch jemand vor der Nase weg!
Und dann erinnere ich Dodo mal sehr freundlich, aber nicht ohne einen kleinen Hauch von Vorwurf in der Stimme, an eine unserer wichtigsten goldenen Regeln: Niemals aufgeben! Auch nicht in ausweglosen Situationen! Und: Immer Haltung bewahren!
Dodos hängende Schultern richten sich auch gleich wieder brav auf.
Gut so! Wir werden uns doch von so einer lächerlichen Finanzkrise nicht kleinkriegen lassen!
»Wir müssen auf jeden Fall unser Niveau halten!«, setze ich bestimmt hinzu. »Komme, was da wolle! Oder möchtest du irgendwann in ausgeleierten Jeans rumlaufen wie Livi?«
Dodo guckt mich erschrocken an. »Natürlich nicht! Aber was …?«
Ich schneide ihr energisch das Wort ab. »Niemals aufgeben! Hörst du? Und IMMER positiv denken!«
Manchmal muss man Dodo ein wenig in die richtige Richtung schubsen. Aber im Grunde ist sie fast genauso begabt und lebensklug wie ich.
»Und … ähm … was genau wäre hier positiv ?«, fragt sie wenig hilfreich.
Oh, ostras ! Verdammt noch mal! Also etwas mehr Gespür für die ganze Sache könnte sie jetzt wirklich haben!
Ich zermartere mir das Hirn, womit ich sie aufbauen – und zum Ideenentwickeln – bringen könnte.
»Wir sollten auf jeden Fall praktisch denken«, beginne ich laut zu überlegen. »Was bringt das meiste Geld von all diesen Jobs ein?«
Dodo überfliegt die Liste. »Nachhilfe?«
Ich nicke. »Ja, stimmt wahrscheinlich.«
Ich brauche eine kleine Denkpause. Denn worin könnten wir Nachhilfe geben?
»Wir sollten wahrscheinlich auch logisch denken«, versucht sich jetzt Dodo.
»Unbedingt«, pflichte ich ihr bei. (Wenigstens bemüht sie sich!)
Allerdings wirkt Dodo trotzdem noch nicht sehr viel optimistischer.
»Also ehrlich!«, grummele ich vorwurfsvoll. »Du siehst fast so aus, als würdest du glauben, dass wir gar nichts gut können! Dabei können wir so viel so unglaublich gut , dass sich die allermeisten um uns herum echt ein paar Nagellackschichten davon abschneiden können!«
»Das stimmt«, meint Dodo mit lahmer Stimme, nun wieder hängenden Schultern und ratlosem Gesichtsausdruck.
Ich werde langsam wütend.
»Jetzt tu doch nicht so,
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