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Voll Speed: Roman (German Edition)

Voll Speed: Roman (German Edition)

Titel: Voll Speed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Matthies
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reinkommt, den nagelt er an die Wand.«
    »Immer, wenn mal was echt Spannendes passiert, dürfen wir nicht mitmachen«, mault Mitzi.
    »Genau«, bestätigt Minka, die eigentlich nie etwas anderes macht, als zu bestätigen, was Marcia und Mitzi sagen.
    Ich könnte meine Frage wiederholen oder sie umformulieren, aber eine Frage, die so schlagend ist, dass selbst den Girls aus dem fünften Wurf nichts anderes übrigbleibt, als sie vernünftig zu beantworten, harrt noch ihrer Entdeckung. Folglich dränge ich mich durch die Menge, werde jedoch am Eingang zum Saal von Kato und Kirk aus dem zweiten Wurf aufgehalten, die Rocky offensichtlich als Türsteher abgestellt hat.
    »Sorry.« Kato saugt sich mit Luft voll und tut so, als könne er durch mich hindurchsehen, »sieht schlecht aus heute.«
    Gib einem Erdmann einen Posten, und sofort glaubt er, er sei der neue Sheriff. Jetzt bin ich es, der sich mit Luft vollsaugt: »Hey!« Ich fuchtele mit einer Klaue vor Katos Gesicht herum. Zu blöd, dass ich nicht mit den Krallen schnipsen kann. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als mich anzusehen. »Wer bin ich, Kato?«
    Augenblicklich ist seine Verunsicherung spürbar: »Was soll das, Ray? Glaubst du, ich weiß nicht, wer du bist?«
    »Ganz offensichtlich. Denn wenn du wüsstest, wer ich bin, wüsstest du, dass ich dein großer Bruder aus dem« – ich versuche, eine Kralle abzuspreizen, was voll in die Hose geht – » ersten Wurf bin!«
    Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen, betrete den Versammlungssaal und erstarre.
    In der Mitte des Raumes, aufgebahrt auf einem Nike-Schuhkarton, liegt Nick und deliriert vor sich hin. Im Halbkreis um ihn herum haben Pa, Ma, Rocky und Roxane, Rufus, Natalie sowie Kim und Konrad aus dem zweiten Wurf Aufstellung genommen. Einer ratloser als der andere. Das Einzige, was sich bewegt, ist Nicks Kopf, der unkontrolliert hin und her zuckt. So sieht also ein Sechzehn-Null-Zwo aus. Besser hätte Leonardo di Caprio oder wie der heißt, die Szene auch nicht malen können.
    Als ich näher trete, sehe ich, dass nicht nur Nicks Kopf sich bewegt, sondern auch sein Brustkorb, und zwar, weil ihm gleich das Herz aus der Brust springt. Als Nächstes bemerke ich, dass der Deckel des Schuhkartons ganz aufgeweicht ist, was daher rührt, dass Nick eine gelbliche Flüssigkeit absondert, die alles andere als wohlriechend ist. Außerdem zittern seine Beine. Strenggenommen gibt es nichts an ihm, das nicht zittert.
    »Was ist passiert?«, frage ich in die Runde.
    Statt mir zu antworten beginnt Ma, herzerweichend zu schluchzen.
    Pa steht neben ihr wie in Stein gemeißelt.
    Roxane reagiert auf ihre Weise: »Also ich seh mir das nicht länger mit an«, sagt sie, wendet sich angewidert ab und stakst aus dem Raum, die Vorderklauen über ihrem noch immer nicht sichtbaren Schwangerenbauch gekreuzt, als würde der sonst runterfallen.
    Komischer Tag heute, denke ich. Wo man jede Frage zweimal stellen muss, bevor man eine Antwort bekommt. »Erzählt mir jetzt jemand, was passiert ist?«, frage ich.
    Rufus blinzelt mich vorwurfsvoll an. »Ich schicke dir eine Message, dass wir einen Sechzehn-Null-Zwo im Bau haben, und du hast die Güte«, er checkt die Swatch-Kinderuhr mit dem rosa Herzchenarmband, die er neuerdings um seinen Bauch trägt, » eine volle Stunde später zu erscheinen?«
    Könnte ihm auch mal jemand stecken – wie panne er mit seiner Herzchen-Uhr aussieht. Aber wie üblich bleibt alles an mir hängen.
    »Prima Uhr«, sage ich also. »Gibt es die auch für Männchen?« Rufus ist zu überrascht, um etwas zu erwidern, also stelle ich meine Frage zum dritten Mal: »WAS IST PASSIERT?«

    Es ist Kirk, der schließlich erklärt: »Wir haben Wache geschoben – Kato und ich –, als Nino plötzlich kam und meinte, Nick liege in seiner Kammer und sei irgendwie komisch drauf.«
    Jetzt erwacht Pa, der mich bislang vollständig ignoriert hat, doch noch zum Leben: »Heißt das, der Bau ist momentan unbewacht?«
    Pas einzige Sorge: dass eine Schar Puffottern auf der Lauer liegen und einen unachtsamen Moment für eine lange geplante Invasion unseres Baus nutzen könnte. Oder ein Schwarm Savannenadler. … Dass wir in einem Gehege im Zoo leben und keiner von uns jemals die Savanne gesehen, geschweige denn den Angriff einer Puffotter oder eines Savannenadlers erlebt hat, ignoriert er hartnäckig.
    Ich befühle Nicks Stirn: Da könnte man Regenwürmer drauf grillen. »Rattengift?«, überlege ich.
    Rufus schüttelt den Kopf:

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