Voll Speed: Roman (German Edition)
steckt ihn weg. »Aber immerhin weiß ich jetzt, was mich gleich erwartet.«
»Wie? Gleich?«
»Ich nehme an, dass die beiden Typen Piroschka in ihre Villa bringen. Und da fahren wir jetzt auch hin. Ich möchte mich nämlich noch für den Tritt in die Magengrube bedanken.«
Ich kenne Phil. Obwohl er äußerlich einen ruhigen Eindruck macht, ist er gerade auf hundertachtzig. Fragt sich nur, ob er in diesem Zustand eine weitere Tracht Prügel riskieren sollte.
Auf der Fahrt zu Piroschka schweige ich, damit Phil seine Gedanken ordnen kann. Vielleicht kommt er ja selbst drauf, dass es eine Schnapsidee ist, sich von den gleichen Leuten mehrmals an einem Abend zusammenschlagen zu lassen. Als wir das Villenviertel erreichen, hat sich meine Hoffnung zerschlagen. Phil ist offenbar wild entschlossen, sich noch eine blutige Nase zu holen.
»Die beiden waren ziemlich durchtrainiert«, unke ich. »Außerdem hat dieser Typ irgendeinen Kampfsportgriff bei dir angewendet.«
»Ist wirklich nett von dir, dass du dich um mich sorgst«, erwidert Phil. »Aber ich kann es nicht ausstehen, wenn man mich rumschubst.«
Er lenkt den Volvo an den Straßenrand. Die Villa von Piroschka Nagy ist hell erleuchtet, ihre schwarze Limousine steht in der Einfahrt. Piroschka ist daheim, und das heißt, ihre Bodyguards können auch nicht weit sein.
Phil zieht ein Taschentuch hervor, öffnet es vorsichtig und fördert die Magentapille zutage, die er mir heute Mittag abgenommen hat.
»Ähm …«, bringe ich hervor, aber da hat mein Partner das Mittelchen bereits mit einem Schluck Whiskey heruntergespült.
»Bin gespannt, was gleich passiert«, sagt Phil.
»Und ich erst«, gebe ich zurück.
Auf dem kurzen Weg zum Haus kommt uns einer von Piroschkas Bodyguards entgegen. Es ist der, der Phil mit Anlauf einen Tritt in den Magen verpasst hat.
»Was wollen Sie?«, fragt er.
»Immer noch mit Piroschka Nagy sprechen«, erwidert Phil. »Zuvor würde ich aber gern noch Ihnen und Ihrem Kollegen die Fresse polieren.«
»Bruno! Kommst du mal?«, ruft der Bodyguard und hebt die Fäuste.
Fast im selben Moment wird die Haustür geöffnet und der Kerl, dem ich das Hemd versaut habe, erscheint. Er grinst dreckig, gesellt sich zu seinem Kollegen und hebt ebenfalls die Fäuste. »Wenn du noch was auf die Fresse willst, okay. Aber diesmal werden wir nicht so zimperlich sein.«
Phil nimmt seine Umhängetasche ab und stellt sie neben sich.
»Danke, dass ist nett von dir«, flüstere ich. Mir wird nämlich immer schnell übel, wenn ich in Phils Tasche bei Prügeleien herumgewirbelt werde.
»Wollen mal sehen, ob Magenta hält, was es verspricht«, bemerkt Phil, legt nun noch sein Sakko zur Seite und krempelt die Hemdsärmel hoch.
Als er sich umdreht, trifft ihn ein wuchtiger Schlag von Bruno. Wie es sich für einen feigen Hund gehört, hat der nicht gewartet, bis Phil kampfbereit ist, sondern einfach hinterrücks zugeschlagen. Phil scheint sich über den Punch zu wundern. Seine Nase blutet zwar ein wenig, aber sonst zeigt der Treffer offenbar keine Wirkung. Bruno will nachsetzen, doch Phil verpasst ihm einen harten Schlag, und der Bodyguard wird gegen die Limousine geschleudert, wo er keuchend zu Boden stürzt.
Nun greift Brunos Kollege an. Phil wehrt den ersten Schlag mühelos ab, dann noch einen zweiten und schließlich eine rasante Rechts-links-Kombination. Ich kann mich irren, aber Phil scheint sich schneller zu bewegen als sonst. Überhaupt wirkt er irgendwie … jünger. Nichts erinnert an den Mann, der gestern bereits beim raschen Überqueren eines Friedhofs aus der Puste kam.
Phil verpasst seinem Gegner nun einen harten Schlag in die Rippen, worauf der jaulend und schwer getroffen über den Rasen torkelt, über eine hässliche Löwenskulptur stürzt und zu Boden geht.
Inzwischen ist Bruno wieder auf den Beinen. Er hat eine Gartenfackel mit einem langen, armdicken Holzstiel aus dem Boden gerissen und holt aus, um Phil das aus Edelstahl bestehende Fackelende überzubraten. Da Phil mit dem Rücken zu ihm steht, könnte das sogar gelingen.
»Phil!« rufe ich. »Hinter dir!«
Phil dreht sich um, kann dem Angriff von Bruno aber nicht mehr ganz ausweichen. Der grobe Holzknüppel trifft Phils Schulter, die unter der Wucht des Schlages eigentlich brechen müsste. Aber nicht die Schulter muss dran glauben, sondern das Holz. Der dicke Knüppel knickt ab wie ein Zahnstocher.
Bruno hält nun noch jenes Ende des Stockes in seinen Händen, mit dem die Fackel
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