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Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition)

Titel: Voll streng, Frau Freitag!: Neues aus dem Schulalltag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frau Freitag
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Gleich gehe ich rein, und Gülistan wird mir ihren Finger unter die Nase halten und sagen, dass sie schon bei der Schulleitung war und gleich zum Arzt geht, weil sie mit ihrer Mutter telefoniert hat. Bei diesem UNERLAUBTEN Gebrauch ihres Telefons auf dem Schulgelände ist ihr aufgefallen, dass das Display im Arsch ist, das soll ich bezahlen. Dann werden sich die Freundinnen einmischen und sagen, dass Gülistan jetzt unbedingt eine Anzeige machen soll, denn so geht das ja nicht und so weiter.
    Ich gehe zum Mülleimer, um meine Zigarettenkippe wegzuwerfen. Auch ich – evangelisch bis hinten gegen – bin äußerst abergläubisch. Wenn ich die Kippe nicht einfach auf den Boden werfe, dann ist vielleicht nur das Handy kaputt, und sie sieht von der Anzeige ab.
    Die Kollegin geht in die Freiheit, ich zurück ins Schulgebäude.
    »Okay, Gülistan, was ist denn?«, frage ich betont ruhig und sachlich.
    »Frau Freitag, ich glaube, ich habe meine Jacke bei Ihnen im Raum gelassen.«
    Erleichtert gebe ich ihr meinen Schlüssel. »Hier, guck mal, ob sie noch da ist.«
    Sie rennt die Treppe hoch. Ich sehe ihre beiden Freundinnen an. »Und ihr, was wollt ihr?«, frage ich freundlich.
    »Das ist meine Jacke«, sagt die eine.
    »Ach so, die hast du ihr nur geliehen?«
    Sie nickt und grinst.
    »Na, hoffen wir mal, dass die auch wirklich in meinem Raum ist.«
    »Ich hab sie!«, schreit uns Gülistan von der Treppe entgegen. Sie gibt mir meinen Schlüssel zurück. »Schönes Wochenende, Frau Freitag«, zwitschert sie und hüpft mit ihren Freundinnen über den Schulhof.
    »Danke, werd ich haben. Euch auch ein schönes Wochenende.«
    Tja, so kann’s eben auch mal gehen. Nicht dass mir diese kleine Episode keine Lehre war. Ich könnte einen Aufsatz darüber schreiben. Überschrift: »Wie soll sich die Lehrkraft bei Handybenutzung im Unterricht pädagogisch korrekt verhalten?«
    Ich würde eine 1+ schreiben! Auf jeden! Danke, Gülistan! ❤ ❤ ❤
    Es juckt!
    Ich habe Ausschlag. Es juckt. Ich muss ständig kratzen. Der Rücken juckt. Und die Beine auch. Obwohl an den Beinen gar kein Ausschlag ist. Alle wissen mal wieder ganz genau Bescheid:
    »EHEC! Ganz klar. Hast du Gurken gegessen?« Der Schonlehrer nüchtern, im Vorbeigehen.
    »Altersakne.« Die Sekretärin, mit leichtem Grinsen.
    »Krätze oder Flöhe.« Fräulein Krise, nach einem Besuch in meiner schmutzigen Küche.
    »Chlorallergie – geh mal nicht mehr zu dieser Wassergymnastik.« Der Freund, der immer meint, ich mache zu viel Sport.
    »Könnten auch Windpocken sein, oder Röteln.« Eine Kollegin, die dann aber gleich von meinem Ausschlag ablenkt und über ihre Krankheiten spricht.
    »Geh doch mal zum Arzt.« Alle, denen ich meinen Rücken zeige.
    »Bestimmt eine Allergie.« Wieder die Sekretärin.
    Ich antworte: »Allergie, niemals, ich nehme mich und meinen Körper nicht ernst genug für Allergien. Und ich habe keinen Bock auf Allergietests und den ganzen Schnulli. Ich bin doch nicht Ronnie, der so stolz seine Katzenallergie vor sich herträgt, als wäre das ein besonderes Verdienst.«
    Ronnie fragt so Sachen wie: »Frau Freitag, gibt es im Heidepark Katzen? Weil ich ja eine K-a-t-z-e-n-a-l-l-e-r-g-i-e habe.«
    Nein, nein. Allergien – bin ich nicht der Typ für. Dann schon eher Windpocken.
    »Warst du jetzt endlich mal beim Arzt?« Der Freund.
    »Ich warte noch ein bisschen, ich habe das Gefühl, es heilt gerade wieder ab.«
    Ehrlich gesagt, habe ich nur ein einziges Gefühl – ein ganz massives Jucken. Und das breitet sich über den ganzen Körper aus. Ich wache schon kratzend auf, und wenn ich lange genug kratze, dann brennt die Haut so angenehm, und das Jucken wird kurz überdeckt. Die Handinnenflächen jucken auch und die Füße und die Schienbeine.
    Aber ich glaube, das geht wieder weg. Ich kratze das einfach weg. Das Kratzen stört mich auch nicht weiter. Und wenn irgendwann alles blutet und verschorft, dann kann ich daran rumpulen. Ein neues Hobby.
    Was will mir meine Haut, dieses große Organ – dieses größte Organ des Körpers –, eigentlich mit diesem Jucken sagen? Wenn es irgend so ein harmloses Hausmittel gäbe, würde ich das ja ausprobieren, aber gleich zum Arzt rennen … bin ich ein Schüler, oder was?
    Wahrscheinlich bin ich einfach nicht ausgelastet genug, wenn ich mich so intensiv mit körperlichen Gebrechen beschäftigen kann. Hoffen wir mal, dass die nächsten drei Stunden in den 7. Klassen mich so aufreiben, dass es nicht mehr juckt.
    Baby mit

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