Volle Deckung Mr. Bush
Lumumbas zu und
halfen Mobutu, die dadurch ausgelösten Aufstände
niederzuschlagen. Mobutu schwang sich zum Diktator auf,
verbot jedes politische Engagement, ließ Menschen umbringen
und regierte das Land bis 1990 mit kontinuierlicher
Unterstützung der Vereinigten Staaten (und, oh ja, auch der
französischen Drückeberger). Mit Billigung mehrerer US-
Regierungen mischte er sich außerdem bei Krisen und
Konflikten in seinen Nachbarländern ein.
• Brasilien: Der linksgerichtete, demokratisch gewählte Präsident Joao Goulart war nicht der Mann, den Washington an der Spitze des größten südamerikanischen Landes haben wollte.
Obwohl er während der Kubakrise seine Solidarität mit den
USA bekundete, waren seine Tage gezählt. Den USA war ein
befreundetes autoritäres Regime lieber als eine Demokratie, und deshalb unterstützten sie putschende Militärs in Brasilien. 15
Jahre Terror, Folter und Mord waren die Folge.
• Indonesien: Der südostasiatische Inselstaat ist einer der Lieblingsverbündeten der USA und wird zufällig ebenfalls von einem autoritären Regime regiert. Außerdem ist Indonesien der Staat mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung.
Auch dort wurde 1965 mit Hilfe der US-Regierung ein
demokratisch gewählter Präsident gestürzt und durch einen
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Militärdiktator ersetzt. General Suharto führte eine autoritäre Regierung, die das Land drei Jahrzehnte lang regierte. In den Jahren nach Suhartos Machtergreifung wurde etwa eine halbe
Million Menschen getötet: Dies hinderte die USA nicht daran, der illegalen Annexion Osttimors in den siebziger Jahren im
voraus zuzustimmen. Allein in Osttimor kamen mindestens
200000 Menschen ums Leben.
Natürlich haben wir noch sehr viele weitere Diktatoren
unterstützt und demokratisch gewählte Regierungen
destabilisiert oder gleich ganz beseitigt. (Guatemala und der Iran in den fünfziger Jahren und Chile in den siebziger Jahren sind weitere Beispiele für die überwältigende Freiheitsliebe, mit der wir beim Sturz von Staatschefs helfen, die von den Bürgern
ihrer Länder gewählt worden sind.)
Zur Zeit ist mit China der größte Saddam- Zirkus der Welt
unsere Lieblingsdiktatur. Die chinesische Regierung zensiert das Internet und schränkt die Pressefreiheit, die Arbeiterrechte, die Religionsfreiheit und alle Ansätze unabhängigen Denkens
massiv ein. Dies und ein Justizsystem, das sich an kein Gesetz gebunden fühlt und von Korruption zerfressen ist, machen China zum idealen Standort für US-amerikanische Firmen. Es gibt
über 800 Restaurants von Kentucky Fried Chicken, etwa 400
von McDonald's und dazu noch 100 Pizza Huts in China. Und
Kodak hat dort fast ein Monopol beim Verkauf von Filmen
erreicht.
Die vielen Firmen, die in China eine Niederlassung
aufgemacht haben, verkaufen den Chinesen nicht nur ihre
Waren. Das Handelsbilanzdefizit der USA gegenüber China
beträgt 103 Milliarden Dollar und ist das größte Bilanzdefizit zwischen zwei Ländern, das die Welt je gesehen hat. Wir
importieren sechsmal mehr, als wir exportieren. Allein Wal-
Mart importiert chinesische Waren im Wert von zwölf
Milliarden Dollar. Damit ist dieses Unternehmen einer der
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größten Handelspartner Chinas, größer als Rußland oder
Großbritannien.
Noch viele andere Konzerne profitieren von den billigen,
staatlich kontrollierten Arbeitskräften in China, von General Motors über Boeing bis… ach, zum Teufel, zieht einfach eure
Hosen aus und seht euch das Etikett an, oder nehmt euren
Fernseher auseinander. Oder zieht die Hosen aus, während ihr den Fernseher auseinandernehmt. Und während China ein
Vermögen an seinen Exporten verdient und die amerikanischen
Konzerne mit ihren hohen Gewinnen in China ein Vermögen
verdienen, steckt die amerikanische Wirtschaft in der Krise. Und die chinesischen Normalbürger? Naja, die warten bloß darauf, daß einer der mobilen Tötungswagen der Regierung um die
Ecke kommt, sie schnappt und sie von ihrem Elend erlöst
werden.
Wenn die Rechtfertigung für den Einmarsch in einem anderen
Land »die Befreiung der Menschen von einem
Unterdrückungsregime« ist, sollten wir besser schnell die
allgemeine Wehrpflicht für alle Männer und Frauen über 18
einführen, denn wir werden bei Gott viel zu tun haben!
Nachdem wir schon mal im Irak einmarschiert sind, »um die
Iraker zu befreien«, könnten wir genausogut mit den anderen
Ländern weitermachen, die wir so königlich am
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