Volle Deckung Mr. Bush
noch zweimal, knallt die Hacken zusammen
und sagt laut, daheim ist es am schönsten, daheim ist es am
schönsten, daheim ist es am schönsten. Das ist es, was wir den Irakern gebracht haben, ein kleines Stück Heimat. Den
American Way of Life. Demokratie. Deshalb sind wir dort. Das werden wir ihnen servieren.
Kürzlich kam in Nightline ein Interview mit einer irakischen Frau, die proamerikanisch ist und Englisch unterrichtet. Sie sagte, es sei jetzt alles so schlimm nach der amerikanischen Invasion, daß sie manchmal wünsche, Saddam wäre noch an der Macht. Ihre Meinung ist anscheinend ziemlich verbreitet. Die Iraker haben 20 Jahre unter einem brutalen Diktator gelebt und nach nur 90 Tagen unter amerikanischer Herrschaft wünschen sie sich Saddam zurück! Oh je, da müssen wir uns aber ziemlich schlimm aufgeführt haben!
Anscheinend füllen inzwischen die verrückten Geistlichen das Vakuum, das Saddam hinterlassen hat, und im Irak heißt es
jetzt: »Schaut euch den neuen Chef an, es ist immer noch der alte.«
Die Bush-Regierung schiebt es immer weiter auf, die
Herrschaft über den Irak dem Volk zu übergeben, das sie befreit hat. Warum?
Weil sie weiß, daß die Iraker, wenn heute Wahlen wären, ganz demokratisch dafür stimmen würden, die Demokratie
abzuschaffen und die Regierungsgewalt rabiaten
Fundamentalisten zu übergeben. Jetzt schon müssen Frauen um
ihr Leben fürchten, wenn sie sich nicht »bedecken«, und jedem, der Alkohol verkauft oder Filme zeigt, droht ebenfalls die
Hinrichtung. Juhu! Freiheit! Demokratie! Befreiung!
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Ich bin scho n richtig gespannt, welches Land wir auf dieser Welt als nächstes befreien!
Nr. 5: Der Whopper mit Freiheitsfritten (und
amerikanischem Käse): »Die Franzosen sind nicht auf unserer Seite, sie könnten sogar unsere Feinde sein!«
Wenn du ein zwanghafter Lügner bist, kann das ganz
verschiedene Folgen haben. Zum Beispiel erzählst du vielleicht so viele Lügen, daß du vergißt, welche Lüge du gerade erzählst oder welche du erzählen solltest oder wem du sie erzählst oder ob du sie deinem Gesprächspartner schon einmal erzählt hast.
Oder vielleicht hast du sie das letzte Mal ein bißchen anders erzählt. Dann mußt du dich verdammt anstrengen, um die beiden Geschichten miteinander in Einklang zu bringen. Du mußt alle, die bei deiner notorischen Lügerei mitgemacht haben,
miteinander in Übereinstimmung bringen. Und auf einmal hast
du dich so in die Scheiße geritten, daß du nur noch eine einzige Chance hast: Du mußt einem anderen die Schuld in die Schuhe
schieben.
Auftritt Frankreich.
Wenn du einen Sündenbock brauchst, auf den du so richtig
einschlagen kannst, dann ist Frankreich absolut erste Wahl. Und genau diese Wahl haben Bushs »Experten« getroffen, als sie die Franzosen beschuldigten, zur »Achse der Drückeberger« zu
gehören. Und das taten sie natürlich, um die amerikanische
Öffentlichkeit von den wirklichen Bösewichtern abzulenken, die in Washington saßen.
Frankreich hatte beschlossen, einen übereilten Krieg gegen den Irak nicht zu unterstützen. Es versuchte, die USA davon zu
überzeugen, die Waffeninspektoren ihre Aufgabe zu Ende
führen zu lassen. Der französische Außenminister Dominique de Villepin hielt bei Kriegsbeginn eine eindrucksvolle Rede vor
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dem Weltsicherheitsrat:
Verstehen Sie mich richtig: Wir haben tatsächlich die Wahl
zwischen zwei verschiedenen Weltsichten. Denen, die sich für den Einsatz von Gewalt entscheiden und glauben, sie könnten
die komplexen Probleme dieser Welt durch schnelles,
präventives Handeln lösen, raten wir entschlossen, aber
langfristig zu handeln. Um heute unsere Sicherheit zu
gewährleisten, müssen nämlich alle Dimensionen des Problems
berücksichtigt werden: all die vielfältigen Krisen mit ihren zahlreichen Facetten, einschließlich der kulturellen und
religiösen Aspekte. Deshalb kann in den internationalen
Beziehungen nichts Dauerhaftes aufgebaut werden ohne Dialog
und Respekt vor dem anderen, ohne die Berücksichtigung der
allgemeinen Lage und die Einhaltung von Prinzipien. Dies gilt insbesondere für die Demokratien, die ein gutes Beispiel geben sollten. Wenn wir dies außer acht lassen, laufen wir Gefahr, Mißverständnisse, Radikalisierung und eine Spirale der Gewalt zu erzeugen. Und zwar ganz besonders im Nahen Osten, einer
Region der Brüche und alten Konflikte, in der Stabilität eines unserer wichtigsten Ziele sein muß.
Im ersten
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