Volle Deckung Mr. Bush
Wisconsin. Nachdem Feingold die einzige Neinstimme
abgegeben hatte, erhob er sich und hielt eine ebenso kurze wie brillante Rede:
Es gab Zeiten in der Geschichte unserer Nation, in der die
bürgerlichen Freiheiten zurückstehen mußten hinter
Forderungen, die damals als legitime Zwänge des Krieges
erschienen. Unser nationales Bewußtsein ist noch immer getrübt und gezeichnet von diesen Ereignissen: Die Fremden- und
Aufruhrgesetze von 1798, die Aufhebung der Habeas-Korpus-
Akte während des Bürgerkriegs, die Internierung von
Amerikanern japanischer, deutscher und italienischer
Abstammung während des Zweiten Weltkriegs, die schwarzen
Listen angeblicher kommunistischer Sympathisanten während
der McCarthy-Ära und die Überwachung und
Schikanierung von Antikriegsdemonstranten, darunter auch Dr.
Martin Luther King, während des Vietnamkriegs. Wir dürfen
nicht zulassen, daß diese Ereignisse der Vergangenheit heute zu einem Prolog werden.
Erpicht darauf, den Republikanern zu einer einstimmigen
Annahme des Gesetzes zu verhelfen, versuchten die
demokratischen Parteispitzen mit allen Mitteln, Feingold »auf Kurs« zu bringen. Vergeblich. Feingold weigerte sich
beharrlich, für das Gesetz zu stimmen, und mußte dafür im
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Senat den Zorn des Führers der Demokratischen Partei, Tom
Daschle, über sich ergehen lassen. Gegenüber der Zeitschrift Congressional Quarterly erklärte Feingold später: »Ich weiß nicht, ob [mit Nein stimmen] gefährlich ist oder nicht, und offen gesagt, es ist mir auch egal… Falls sich das Schlimmste, was mir deshalb jemals passieren sollte, darauf beschränkt, aus dem Amt geworfen zu werden, kann ich mich noch ziemlich
glücklich schätzen, wenn man bedenkt, gegen was wir hier
antreten.«
In Wahrheit ist die Bezeichnung »USA Patriot Act« auf
geradezu groteske Weise irreführend. Das Gesetz ist alles andere als patriotisch. Das angebliche »Patrioten‹‹-Gesetz ist so
unamerikanisch wie Mein Kampf. Der Name ist Bestandteil eines ausgeklügelten Plans, dessen Sinn und Zweck darin
besteht, einen Mief zu überdecken, der noch schlimmer stinkt als die Brühe in einem Sumpf in Florida.
Ihr könnt das Gesetz natürlich selbst nachlesen, vorausgesetzt, ihr habt mehrere Tage Zeit und eine Schar Anwälte im
Schlepptau. Dieses Gesetz ist nicht wie andere Gesetze, die in klarer, unmißverständlicher Sprache sagen, »Dies darfst du tun«
oder »Dies darfst du nicht tun«. Der Patriot Act beschränkt sich größtenteils darauf, bereits bestehende Gesetze zu ergä nzen oder abzuändern. Auf 342 Seiten erläutert der Gesetzestext mit
keinem einzigen Satz, um was es eigentlich geht, sondern
bezieht sich ausschließlich auf irgendwelche Absätze in
irgendwelchen im Laufe der letzten einhundert Jahre erlassenen Gesetze. Um den Patriot Act lesen zu können, müßtet ihr alle im letzten Jahrhundert verabschiedeten Gesetze kennen, um
nachprüfen zu können, welchen Satz oder welche Passage der
Patriot Act ändert und was dies dann bedeutet. Um euch eine
ungefähre Vorstellung zu geben, wovon ich spreche, hier der
Abschnitt 220 des USA Patriot Act:
Abschnitt 220. Landesweite Ausstellung von
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Durchsuchungsbefehlen für elektronische Beweise.
(a) GENERELL-Kapitel 121 in Artikel 18, United States
Code, wird wie folgt abgeändert (1) in Abschnitt 2703 durch die durchgängige Streichung von »unter der bundesstaatlichen
Strafrechtsordnung« und Einfügung von »unter Anwendung der
Vorschriften, festgelegt in der bundesstaatlichen
Strafrechtsordnung durch ein Gericht mit Jurisdiktion über die Straftat, die Gegenstand der Ermittlung ist«, und
(2) in Abschnitt 2711 (A) in Paragraph (1) durch die
Streichung von »und«;
(B) in Paragraph (2) durch die Streichung des Punktes und die Einfügung von »und«; und
(C) durch die Einfügung am Ende des folgenden Satzes:
(3) »der Begriff ›zuständiges Gericht‹ entspricht der in
Abschnitt 3217 definierten Bedeutung und schließt ohne
geographische Einschränkung jedes Bundesgericht ein, auf das diese Definition zutrifft.«
(b) ENTSPRECHENDE ABÄNDERUNG - Abschnitt 2703(d)
in Artikel 18, United States Code, wird abgeändert durch die Streichung von »beschrieben in Abschnitt 3127(2)(A)«.
Habt ihr's kapiert?
Aus diesem Grund raufen sich die Leute im Justizministerium
jedesmal die Haare, wenn jemand wissen will, was das alles
denn nun genau zu bedeuten hat, und sie empfehlen den Bürgern regelmäßig,
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