Volle Deckung Mr. Bush
»Notfall‹‹-Durchsuchungsbefehle
ausgestellt). Diese »Notfall‹‹-Durchsuchungsbefehle sind nichts weiter als ein vom Justizminister unterzeichnetes Stück Papier, das den FBI-Agenten ohne Überprüfung durch ein FISA-Gericht
erlaubt, 72 Stunden lang Telefone abzuhören und
Hausdurchsuchungen vorzunehmen.
Zu den Finessen des USA Patriot Act gehört auch eine
Knebelanweisung. Wenn sich das FBI von eurer Bücherei die
Liste eurer Ausleihungen hat aushändigen lassen, dürfen die
Bibliothekare keinen Menschen über diesen Vorgang
informieren unter Androhung von Strafe versteht sich. (Aber
vielleicht könnten Bibliotheken ohne Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen einen wöchentlich aktualisierten Anschlag mit
der Aufschrift aushängen: »Hallo Leute, letzte Woche haben
keine FBI-Agenten hier herumspioniert.«)
Bush/Cheney/Ashcroft und Konsorten müssen nun nicht mehr
ernsthaft fürchten, daß ihnen jemand auf die Finger schaut, und können endlich nach Belieben in unserem Leben und in unseren Angelegenheiten herumschnüffeln.
Unter dem Patriot Act kann das Büro des Justizministeriums
durch die bloße Ausstellung eines sogenannten »national
security letter« von jedem Verdächtigen die Herausgabe aller gewünschten Informationen erzwingen. Seitdem hat Ashscrofts
Ministerium solche Sicherheitsanweisungen mit einer
Geschwindigkeit ausgestoßen, daß niemand - noch nicht einmal der Rechtsausschuß des Repräsentantenhauses - weiß, wie viele solcher Anweisungen bislang ausgestellt wurden. Als der
Rechtsausschuß eben dies wissen wollte, wurde er von Ashcroft mit Hinweis auf seine neuen Kompetenzen abgewiesen. Die
Ermittler brauchen jetzt nur noch eine dieser nationalen
Sicherheitsanweisungen zu zücken, und voilà - ruck, zuck
werden geschäftliche, Bildungs-, Internet-, Verbrauchs- und
andere persönliche Daten herausgegeben, ohne daß ein
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begründeter Tatverdacht oder auch nur eine geheimdienstliche Notwendigkeit nachgewiesen werden müßten. Mit anderen
Worten, das FBI kann jeden ausspionieren und überwachen, und zwar - Ashcroft weigert sich nämlich zu sagen, wen sie
ausspionieren - ohne daß der Kongreß auch nur die Möglichkeit zur Überprüfung hätte.
Aber das ist noch nicht alles. Inzwischen haben wir so viele Leute ohne Gerichtsurteil in Geheimhaft gesteckt, daß so
manche Bananenrepublik auf uns neidisch geworden sein dürfte.
So wurden rund 5 000 junge Leute, größtenteils Studenten, vom FBI »interviewt«. Als Begründung reichte nun aus, daß ihre
Staatsangehörigkeit ungeklärt war oder sie aus dem Nahen
Osten stammten. Weitere 1200 Personen wurden verhaftet und
ohne Gerichtsverfahren und ohne Angabe der Haftdauer
eingesperrt, und daß zumeist nur wegen geringfügiger Verstöße gegen die Einwanderungsbestimmungen, nach denen früher kein
Hahn gekräht hätte. Von den aufgrund von Verstößen gegen die Einwanderungs- und Aufenthaltsbestimmungen Verhafteten
saßen elf Prozent länger als sechs Monate hinter Gittern, bevor sie wieder freigelassen oder abgeschoben wurden. Etwa die
Hälfte war über drei Monate in Haft.
In einem sehr kritischen Bericht monierte sogar der
Generalinspektor des Justizministeriums, daß die in einem
Bundesgefängnis in Brooklyn festgehaltenen Häftlinge
»systematischem körperlichem und verbalem Druck« ausgesetzt
waren und unter »übermäßig harten« Haftbedingungen litten,
darunter 23stündige Schließzeiten, rund um die Uhr beleuchtete Zellen, eine Kommunikationssperre und die übermäßige
Verwendung von Handschellen, Fußeisen und schweren Ketten.
Weiter wurde dem FBI in dem Bericht vorgeworfen, sich »kaum
die Mühe einer Untersche idung« zwischen Einwanderern mit
möglichen Verbindungen zum Terrorismus und der großen
Mehrheit derjenigen zu machen (viele waren zufällig ins Netz
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der Fahnder geraten), die offenkundig keine Verbindungen zum Terrorismus hatten.
Es ist unamerikanisch, eine große Gruppe von Menschen
einzukerkern, solange es keinen triftigen Grund für die
Annahme gibt, daß sie gefahrlich sind.
Schlimmer noch, gegen einige der Inhaftierten wurden
heimlich, still und leise Abschiebeverfahren in Gang gesetzt.
Bereits kurz nach den Anschlägen vom 11. September leiteten
Einwanderungsgerichte in den ganzen Vereinigten Staaten
zahllose Geheimverfahren ein. Diese Vorgänge auch nur zu
bestätigen war den Gerichtsangestellten verboten.
Nun sagen sich vielleicht einige meiner Leser,
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