Volle Deckung Mr. Bush
seine
Beschäftigten aufgelegt, und zum Zeitpunkt des Bankrotts gab es 20000 Sparer. Die Pensionsfonds bestanden zu 60 Prozent
aus Enron-Aktien. Als die Aktien nach einem Höchststand von
90 Dollar im August 2000 an Wert verloren, bis sie nur noch ein paar Cent wert waren, blieb den Enron-Beschäftigten fast nichts.
Die Verluste bei den 401K-Pensionsfonds beliefen sich
insgesamt auf über eine Milliarde Dollar.
Die riesigen Verluste aufgrund des Zusammenbruchs von
Enron betrafen jedoch keineswegs nur die Beschäftigten des
Konzerns, auch Tausende andere Amerikaner hatten Enron-
Aktien in ihren Pensionsfonds und verloren laut einem Bericht der New York Times mindestens l.5 Milliarden Dollar.
Zusätzlich zu diesen Verlusten löste der Zusammenbruch von
Enron auf dem gesamten Aktienmarkt eine Baisse aus, deren
negative Nachwirkungen bis heute zu spüren sind.
Trotzdem sind im Frühjahr 2003, während ich dies schreibe,
weniger als zwei Dutzend Menschen wegen Verbrechen im
Zusammenhang mit dem Enron-Konzern angeklagt. Fünf
Angeklagte befinden sich in Vergleichsverhandlungen und
müssen mit einer Strafe rechnen, und fünfzehn weitere warten auf ihren Prozeß.
Gegen den früheren Chairman Ken Lay und den CEO Jeff
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Skilling wurden keine Klagen erhoben.
Und was machen wir jetzt?
Der einzige wirkliche Wert, den euer Leben für die Reichen
hat, besteht darin, daß sie an jedem Wahltag eure Stimmen
brauchen, damit die von ihnen finanzierten Politiker ihre Ämter antreten können. Das Wählen können die Reichen nämlich noch
nicht selbst besorgen. Dieses verdammte System, nach dem das Land durch den Willen des Volkes regiert werden soll, ist sehr betrüblich für sie, weil sie nur ein Prozent »des Volkes« stellen.
Man kann keine Steuersenkungen für die Reichen beschließen,
wenn man nicht genügend Stimmen hat, um die Sache
durchzuziehen. Deshalb ist den Reichen die Demokratie in
Wirklichkeit verhaßt. Der entscheidende Nachteil der
Demokratie für sie ist nämlich, daß sie nur eine winzige
Minderheit sind. Deshalb müssen sie irgendwie die 50 Prozent der Wähler hereinlegen oder bestechen, die sie brauchen, um
den Laden unter ihrer Kontrolle zu halten. Das ist keine leichte Aufgabe. Am leichtesten ist es, Politiker zu kaufen, zuerst mit Wahlkampfspenden, dann, wenn sie im Amt sind, mit
besonderen Vergünstigungen und Prämien, und schließlich,
wenn sie nicht mehr im Amt sind, mit einem gutbezahlten
Beraterjob. Damit immer die richtigen Politiker von ihnen
abhängig sind, geben sie stets beiden Parteien und Kandidaten Geld, und genau das machen auch fast alle Politischen
Aktionskomitees (PACs) der Konzerne.
Viel schwieriger ist es, eine Mehrheit der Wähler so zu verarschen, daß sie für den Kandidaten (oder die Kandidaten) der Reichen stimmen. Doch die Reichen haben bewiesen, daß
sogar das möglich ist. Eine ihrer Methoden ist es, die Medien so zu beeinflussen, daß sie den Reichen kaum Fragen stellen und ständig wiederholen, was die Reichen sagen, als ob es die reine Wahrheit wäre. Wie wir gesehen haben, funktioniert es auch
gut, wenn man den Leuten Angst macht, und Religion ist
ebenfalls nützlich. Die Reichen verfügen also über eine stramme
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Armee von Konservativen, Rechtsextremen und Typen von der
Christian Coalition, die sie als Fußvolk einsetzen können.
Dieses Bündnis ist irgendwie ein bißchen seltsam, weil die
Reichen im allgemeinen eigentlich weder konservativ noch
liberal und weder rechts noch links sind und auch mit
fanatischem Christen- oder Judentum nichts am Hut haben. Ihre wirkliche politische Partei heißt Habgier, und ihre Religion ist der Kapitalismus. Aber sie freuen sich trotzdem diebisch, wenn Millionen arme Weiße und sogar Millionen Menschen aus dem
Mittelstand in den Wahlkabinen für Kandidaten stimmen, die
diese weißen Armen und Mittelständler nur noch aufs Kreuz
legen, sobald sie im Amt sind.
Unsere Aufgabe, unsere Mission ist es, diese Millionen von
arbeitenden Menschen zu erreichen und ihnen zu zeigen, daß sie radikal gegen ihre eigenen Interessen wählen. Enron mußte erst bankrott gehen, bevor Tausende seiner konservativen
Beschäftigten aufwachten. Viele von ihnen hatten sich stolz
dazu bekannt, Bush und die Republikaner gewählt zu haben.
Aber wie viele werden wohl bei den nächsten Wahlen noch für Ken Lays besten Freund George W. Bush stimmen? Doch das
ist ein dornenvoller Weg zum Aufbau einer
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