Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)
nicht lange auf sich warten. Der FSV Buckenberg verzeichnete Zuwachs. Eines Tages rief der Präsident des Vereins bei mir an. Er kannte meine Geschichte und meine erfolgreiche Vergangenheit als Thaiboxer. Er hatte davon gehört, dass ich mit ein paar Jugendlichen vom Haidach im Wald trainierte. Damals waren es meine beiden Söhne gewesen, die mich darum gebeten hatten, ihnen und ein paar Freunden das Thaiboxen beizubringen. Wir übten im Wald, manchmal auch in einem Keller. Karl Liebig, damaliger Präsident und heutiger Ehrenvorsitzender des FSV Buckenberg, kam also auf mich zu. Ein sehr liebenswerter älterer Herr, inzwischen über 80 Jahre alt und immer noch aktiv im Vereinsleben. Ein paar seiner jugendlichen Fußballspieler hatten ihm vom Training mit mir berichtet und er suchte Vorbilder für die vielen Jugendlichenauf dem Haidach, die sich selbst überlassen waren und perspektivlos in den Tag hineinlebten. »Wir brauchen einen Vorsitzenden wie Sie, um für die Zukunft gerüstet zu sein«, fiel er mit der Tür ins Haus und lud mich zur nächsten Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen ein.
Ein Verein mit 250 Mitgliedern inmitten eines Viertels, das so viele Negativschlagzeilen hervorbrachte, fehlte mir gerade noch! Am Tag der Versammlung kam ich zu spät, denn ich hatte einem anderen Sportverein noch eine Vorführung im Thaiboxen versprochen. Als ich später im Vereinsheim des FSV Buckenberg eintraf, sah ich nicht aus wie jemand, der sich an diesem Abend als potenzieller Kandidat präsentieren wollte. Ich hatte nicht mal Zeit gehabt, meinen verschwitzten Trainingsanzug zu wechseln. Aber das passte zu meinem Credo: »Das Trikot muss schwitzen, wenn du Tore schießen willst«. Es hat bei dieser Mitgliederversammlung noch einen anderen Kandidaten für den Vorsitz gegeben, aber alle Anwesenden hatten ganz geduldig nur auf mich gewartet. Mir gefielen diese Leute, denn sie hatten einen Plan. Sie wollten mich als Gesamtvorstandsvorsitzenden, um die Probleme in ihrem Viertel besser bewältigen zu können. Sie wählten mich, die Arbeit konnte losgehen, doch ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Es gibt wohl in jedem Verein ein paar Zustände, die sich im Lauf der Jahre einfach festgesetzt haben. Von den Mitgliedern stillschweigend hingenommen und toleriert, weil man sich ja daran gewöhnt hatte: Biertrinken in den Umkleidekabinen oder Rauchen vor dem Training. Mir fiel auch auf, dass dieser ehrenamtliche Vorstand einen geradezu naiven Umgang mit der Kommune pflegte. Ich glaube, sie wussten damals gar nicht, dass sie im Ernstfall als Privatpersonen haftbar gemacht werden konnten für Dinge, die im Verein passierten. Hochanständige Menschen,die im Namen des FSV Buckenberg einen Teil ihrer Freizeit opferten und Verträge mit der Stadt unterschrieben hatten, die ihnen möglicherweise persönlich zum Nachteil gereicht hätten. Ich war empört darüber, wie die Unwissenheit dieser sozial engagierten Vereinsmenschen durch die Kommune einfach ausgenutzt wurde. Ich arbeitete mich in das komplizierte Vereinsrecht ein, nahm mir die Satzung vor, ließ sie von meinen Juristen prüfen und entschärfte einige Passagen. Es konnte doch nicht sein, dass ehrenamtliche Mitarbeiter mit einer Unterschrift für mögliche Dachreparaturen des Vereinsheims bürgen mussten! Jetzt hatte dieser Verein ein besseres Fundament.
Aber da war noch etwas, das mich störte. Die Alten Herren der Fußballabteilung pflegten nach dem Training oder den Spielen Bier in der Kabine zu trinken, so wie das in vielen Vereinen wohl dazugehört. Ich habe nichts gegen Geselligkeit nach dem Sport und ich trinke auch selbst gerne ein Bier oder zwei, aber ich halte es für unverantwortlich, wenn die Gelage in der Kabine in unmittelbarer Nachbarschaft von Kindern und Jugendlichen stattfinden. So aber war das beim FSV: Die Alten Herren feierten mit einer Kiste Bier in ihrer Mitte, und die Kinder nebenan schauten neugierig zu. Das war ein schlechtes Vorbild und das brachte ich bei unserer nächsten Vorstandssitzung zur Sprache. Wir setzten ein Alkoholverbot in den Umkleideräumen durch. Es dauerte nicht lange, da planten die Alten Herren einen Aufstand gegen mich. Sie pochten auf ihr Recht der Gewohnheit. Ich musste schnell reagieren. Ob im Heim oder später bei Porsche, es gehörte inzwischen zu meinen wichtigsten Erfahrungen, immer dort hinzugehen, wo gezündelt wurde. Nicht erst warten, bis das Feuer größer wird und zu einem Brand auswächst, der später
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