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Volle Kanne

Volle Kanne

Titel: Volle Kanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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stellen.«
    »Elvis war ein Weißer, Oma Queenie.«
    »Das interessiert doch niemanden«, entgegnete Queenie.
    »Außerdem hat Elvis gesungen wie ein Schwarzer.«
    »Ich singe lieber für unseren Herrn.« Everest wandte sich Maggie zu. »Ich möchte keinen falschen Eindruck erwecken. Bisher habe ich noch nie jemanden verprügelt. Normalerweise muss ich nur ein paar Worte mit den Leuten reden, um sie zur Vernunft zu bringen. Einige haben danach sogar meine Kirche besucht.«
    »Das ist großartig«, erwiderte Maggie und wünschte, sie könnte mehr Begeisterung in ihre Stimme legen. »Was soll ich Mel sagen?«, fragte sie Queenie. Sie wusste, dass sie sich auf Queenie verlassen konnte – die ältere Dame würde einen Weg finden, Maggies Tochter einzuweihen. Queenie war am Tag von Mels Geburt mit Maggies Eltern im Charleston Hospital gewesen. Als Queenies Zwillingssöhne das College abgeschlossen hatten und in einen anderen Staat gegangen waren, war sie zu Maggie gezogen und hatte sich um das Baby gekümmert, damit Maggie das College besuchen konnte. Queenie liebte Mel, als wäre sie ihre eigene Tochter.
    »Ich denke ständig darüber nach, seit ich von Carl Lees Flucht erfahren habe«, sagte Queenie. »Ich glaube nicht, dass du ihr sofort die ganze Wahrheit verraten solltest.«
    Maggie schloss für einen Moment die Augen. »Sie wird mich bis an mein Lebensende hassen.«
    Everest warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. »Wenn es sich um schlechte Nachrichten handelt, ist es besser, sie in kleinen Portionen zu überbringen.«
    »Everest ist so sensibel«, meinte Queenie, während sie sich in die Schlange der vor Mels Schule wartenden Autos einreihte. Das Mädchen saß allein auf einer Bank. Queenie drückte mehrmals auf die Hupe und rief Mels Namen.
    Mel starrte auf den Wagen, sank auf der Bank in sich zusammen und legte eine Hand über ihre Augen.
    »Seht nur, wie sehr sich unser kleines Mädchen über unsere Ankunft freut«, sagte Queenie.
    Schließlich nahm Mel die Hand herunter und schaute sich nervös um. Maggie war nicht sicher, ob ihre Tochter sich vergewisserte, dass niemand den Wagen sah, mit dem sie abgeholt werden sollte, oder ob sie sich nach einem Fluchtweg umschaute. Nach einer Weile hob sie ihre Schultasche auf und schlich auf den Wagen zu.
    »Was ist hier los?«, wollte sie wissen, als sie Everest auf dem Rücksitz entdeckte. Sie bückte sich, um Maggie besser sehen zu können.
    »Spring rein«, forderte Queenie sie auf und kämpfte mit der Tür. Dann lehnte sie sich nach vorn und zog den Sitz mit sich, so dass Mel sich auf den Rücksitz quetschen konnte. »Keine Angst vor Everest«, fügte sie hinzu. »Er ist nicht so gefährlich, wie er aussieht.«
    Everest grinste und nickte Mel zu. »Ich bin überhaupt nicht gefährlich«, betonte er.
    Mel nickte ebenfalls, wahrte aber gebührende Distanz. Dann sah sie ihre Mutter an. »Wo ist dein Auto?«
    »Vor der Praxis. Queenie wollte mir ihren Freund Everest vorstellen, also sind wir zusammen gefahren.«
    »Wir wollten dich überraschen«, erklärte Queenie.
    »Dafür schuldest du mir was, Mom«, behauptete das Mädchen. »Jetzt darf ich mir endlich die Haare färben.«
    Maggie seufzte. Dieses Thema hatten sie und Mel schon oft diskutiert. »Dein Haar ist wunderschön«, sagte sie zum x-ten Mal.
    »Es ist orange! Ich hasse es, und da ich diejenige bin, die damit herumlaufen muss, sollte ich mir auch die Farbe aussuchen dürfen. Ich habe es satt, ständig gehänselt zu werden .«
    »Wer hänselt dich?«, wollte Everest wissen. »Sag mir einfach die Namen.«
    »Bleib bei der Sache, Everest«, mahnte Queenie. »Du hast keine Zeit, irgendwelche Schulkinder zu erschrecken.«
    »Ich will mein Haar blond färben«, erklärte Mel nach einer Pause.
    Queenie warf Maggie einen Blick zu. »Wahrscheinlich sollte ich mich heraushalten und jetzt meinen Mund halten.«
    Maggie zog die Augenbrauen hoch. »Meinst du?« Trotz allem empfand Maggie Mitgefühl für ihre Tochter. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie cliquenhaft sich ihre Mitschüler während ihrer Schulzeit verhalten hatten. Vor allem die Mädchen. Maggie hatte als merkwürdig gegolten, nur weil sie sehr gute Noten in Mathematik, Biologie und Chemie gehabt hatte, also in Fächern, die damals normalerweise von Jungen bevorzugt wurden. Maggie hatte sich immer verzweifelt gewünscht, dazuzugehören und nach der Schule und an den Wochenenden von den anderen Kindern eingeladen zu werden. Und dann hatte sie Carl Lee Stanton

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