Volle Kanne
kennengelernt, einen sehr gutaussehenden Jungen und stadtbekannten Unruhestifter, und alles hatte sich geändert.
»Hörst du mir eigentlich jemals zu?«, fragte Mel.
Maggie drehte sich zu ihrer Tochter um. »Ich höre dir immer zu, mein Schatz, aber in dieser Sache werde ich nicht nachgeben.« Maggie fragte sich, inwieweit sie ihre Autorität noch bewahren konnte, wenn Mel das Foto ihres Vaters mit all seinen im Gefängnis gestochenen Tätowierungen im Fernsehen sah.
»Blond ist nicht die richtige Farbe für dich«, stellte Everest fest. »Ich würde dir zu einer Tönung raten, die deine eigene Haarfarbe nur leicht verändert, ohne dass du scharfe Chemikalien verwenden musst.«
Maggie und Mel sahen ihn verblüfft an.
»Meine Schwester ist Friseurin«, erklärte Everest. »Bei ihr dreht sich immer alles nur um Haare, Haare, Haare! Deshalb weiß ich, wovon ich spreche. Mit Haarfarbe und Makeup sollte man sehr vorsichtig umgehen – weniger ist immer mehr. Zumindest behauptet das meine Schwester.«
»Tatsächlich?«, fragte Mel interessiert.
»Hey, ich habe eine tolle Idee«, rief Queenie. »Wir sollten beim Eiscafé anhalten.«
»Klingt gut«, meinte Mel.
Maggie sah am Gesichtsausdruck ihrer Tochter, wie erpicht diese darauf war. Mel war heimlich in Abby Bradleys fünfzehnjährigen Sohn Travis verknallt.
»Ich habe von meinen Freunden gehört, dass es dort eine neue Sorte Schokoladeneis gibt«, erzählte Queenie. »Angeblich ist es besser als Sex, und in meinem Alter erreiche ich damit wohl am ehesten noch mal einen Höhepunkt.«
»Hör nicht auf sie, Mel«, warf Maggie scherzhaft ein. Sie wusste schon lange, dass Queenie kein Blatt vor den Mund nahm.
Queenie warf Maggie einen Blick zu. »Ich glaube, uns allen würde jetzt ein wenig Schokoladeneis guttun, oder? Wir könnten uns einen riesigen Becher kaufen und ihn mit nach Hause nehmen.«
Maggie verfluchte sich dafür, dass ihr bei dem Gedanken an Schokolade das Wasser im Mund zusammenlief, während sie doch mit ernsthaften Problemen konfrontiert war. Queenie parkte vor dem Eiscafé und stellte den Motor ab.
»Ich werde im Wagen warten«, verkündete Everest. »Es könnte meinem Image als harter Kerl schaden, wenn man mich in einen solchen Laden gehen sieht.«
Die drei hatten kaum das Café betreten, als Abby auftauchte und Maggie zurief: »Ich habe gehört, dass Sie jetzt eine Ziege haben!«
Maggie brachte ein gezwungenes Lächeln zustande.
»Wir haben eine Ziege?«, fragte Mel ungläubig.
»Nur vorübergehend, Liebes.«
Mel seufzte tief. »Das hast du auch gesagt, als wir die Hühner und die Kaninchen bekommen haben. Ich bin die Einzige in meiner Schule, die einen Streichelzoo in ihrem Garten hat.«
Travis Bradley tauchte mit einer weißen Schürze hinter dem Tresen auf. »Hey, Miss Queenie«, begrüßte er die ältere Dame. »Sie sehen heute großartig aus.«
Mel starrte ihn fasziniert an.
»Das Kompliment kann ich zurückgeben, Kleiner«, erwiderte Queenie. »Ich hätte gern einen Riesenbecher von dieser neuen Sorte Schokoladeneis, das besser als Sex sein soll. Wie man mir gesagt hat, ist das Zeug wirklich gut.«
Travis grinste. »Das muss wohl stimmen, denn die Nachfrage ist so groß, dass ich kaum mit dem Abfüllen nachkomme. Ich habe schon einige Behälter vorbereitet, damit wir in Stoßzeiten genügend Vorrat haben.« Er griff in die Kühltruhe hinter sich und holte einen großen Becher heraus. »Allerdings müssen Sie einundzwanzig sein, um dieses Eis kaufen zu dürfen.« Er musterte sie von oben bis unten. »Es tut mir leid, Miss Queenie, aber ich muss Sie bitten, mir Ihren Ausweis zu zeigen.«
Queenie strahlte. »Ich habe schon immer jünger ausgesehen«, sagte sie stolz.
Abby kam näher, beugte sich über die Eisvitrine und richtete ihren Blick auf Maggie. »Ich nehme an, Sie haben schon von Carl Lee Stantons Flucht gehört. In den Nachrichten wird ständig davon berichtet. Geht es Ihnen gut?«
Maggie bemerkte Mels neugierigen Blick. »Hervorragend«, erwiderte sie fröhlich. »Und Ihnen?«
Abby senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Es heißt, er sei wahrscheinlich auf dem Weg hierher, um sich die Beute von dem Überfall zu holen. Ich hoffe, dass er nicht… Na ja, Sie wissen schon, dass er nicht versuchen wird, Ihnen einen Besuch abzustatten.«
Maggie erinnerte sich daran, dass Abby bereits in der Highschool ein Klatschweib gewesen war. »Also wirklich, Abby, so etwas Dummes habe ich ja noch nie gehört!«
Queenie funkelte
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