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Volle Kanne

Volle Kanne

Titel: Volle Kanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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zwischen den beiden kaum wahr. Sie kochte vor Wut auf Carl Lee Stanton, weil er ihrer Tochter Angst eingejagt hatte. Es überraschte sie, dass sie dazu fähig war, einen anderen Menschen so intensiv zu hassen und so sehr zu verachten. Aber Carl Lee war eigentlich kein normaler Mensch mehr, soweit sie das beurteilen konnte.
    »Du wirst keine Nachrichtensendungen mehr ansehen«, befahl sie Mel. »Ich will nicht, dass du dich weiter mit diesem ganzen Mist beschäftigst. Das wird dich nur noch mehr verängstigen.«
    »Niemand muss sich fürchten«, warf Zack ein. »Ich bin hier, um euch zu beschützen und mich um euch und euer Zuhause zu kümmern. Bei mir seid ihr in guten Händen, Ladys. Stanton hat keine Chance.«
    Mel sah Zack ernst an. »Welche Waffe besitzt du?«
    Zack und Maggie tauschten einen Blick. Sie nickte beinahe unmerklich – sie vertraute Zack, dass er die richtigen Worte finden würde.
    »Eine Glock«, antwortete er. »Das ist eine sehr leistungsstarke Waffe, und ich kann gut damit umgehen, wenn es notwendig ist. Du und deine Mom seid in Sicherheit.«
    »Wirst du ihn töten?«, fragte Mel.
    Maggie wandte den Blick ab. Ihr war kalt, und sie fühlte sich wie erstarrt. Es spielte keine Rolle, dass Mels Frage taktlos war.
    Zack stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich zu dem Mädchen vor. »Okay, hör gut zu«, begann er. »Ich werde ehrlich zu dir sein, aber du musst mir versprechen, mir zu vertrauen. Das Entscheidende ist, dass ich alles tun werde, was nötig ist, um euch beide zu beschützen. Was immer das auch bedeuten mag.«
    Carl Lee und Cook waren noch nicht weit gegangen, als ein himmelblaues Cadillac-Kabrio an den Straßenrand fuhr. Das Verdeck des älteren Modells war zurückgeschlagen, und der Fahrer war auf seinem Sitz weit nach unten gerutscht.
    »Sieh dir diesen Wagen an!«, rief Cook und pfiff leise durch die Zähne. »Dieser Oldtimer ist in ausgezeichnetem Zustand – eine echte Rarität von unschätzbarem Wert. Der Fahrer sieht uns an. Glaubst du, dass er uns mitnehmen will?«
    »Wir sind Priester«, erwiderte Carl Lee. »Natürlich will er uns mitnehmen.«
    Der Fahrer legte den Rückwärtsgang ein und kam in Schlangenlinien auf sie zugefahren. »O je, er fährt, als hätte er zu viel getrunken«, sagte Cook besorgt. »Zu einem betrunkenen Fahrer steige ich nicht in den Wagen. Ich bin ein überzeugter Gegner von Alkohol am Steuer. Außerdem muss man bei angetrunkenen Fahrern mit Unfällen rechnen. Mehr als ein Autowrack am Tag kann ich nicht verkraften.«
    »Verdammt, sieh ihn dir doch an«, wies Carl Lee ihn zurecht. »Er ist nicht betrunken – er ist alt. Lass mich mit ihm reden.« Carl Lee ging auf den Wagen zu und setzte ein breites Lächeln auf.
    Per Mann hinter dem Steuer erwiderte sein Lächeln und winkte. Sein Gesicht war von einem Netz aus Falten überzogen, und sein kahler Kopf war mit Leberflecken übersät. Aus seinen Ohren sprossen weiße Haarbüschel und überwucherten ein fleischfarbenes Hörgerät.
    »Guten Nachmittag, Pater«, sagte er und sah Carl Lee und Cook über den Rand einer Zweistärkenbrille an, die weit unten auf seiner Nase saß. Er trug einen alten Frotteebademantel, auf dem sich Traubensaftflecken abzeichneten. »Wollt ihr in meine Richtung?«, fragte er.
    »Hallo, Alterchen«, begrüßte Carl Lee ihn, als er und Cook den Wagen erreicht hatten.
    »Alt?« Der Mann runzelte die Stirn, wobei sich seine weißen Augenbrauen zusammenzogen. »Wen nennen Sie hier alt? Ich bin erst neunundneunzig und immer noch so quicklebendig wie ein Fisch im Wasser.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Carl Lee. »Wohin fahren Sie?«
    »Was sagen Sie?« Der Mann legte die Hand hinters Ohr und sah von Carl Lee zu Cook. »Ich bin schwerhörig und hatte es so eilig, loszufahren, dass ich mein Hörgerät vergessen habe.«
    »Es steckt in Ihrem Ohr«, sagte Cook laut.
    »Tatsächlich?« Der Mann tastete danach. »Hey, Sie haben Recht. Ich habe nur vergessen, es anzuschalten.« Er fummelte an dem Gerät herum. »So ist es besser«, verkündete er schließlich.
    »Ich habe Sie gefragt, wohin Sie unterwegs sind«, wiederholte Carl Lee.
    »Könnt ihr Jungs ein Geheimnis bewahren?«
    Carl Lee nickte. »Das tun wir von Berufs wegen.«
    »Ich bin auf der Flucht nach Kanada, weil meine Tochter mich in ein paar Tagen in ein Pflegeheim bringen will. Sie ist der Ansicht, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. Aber sie ist schon fünfundsiebzig Jahre alt und nicht mehr so gut

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