Volle Kanne
ich wirklich gut.«
»Bitte, Mom«, bettelte Mel.
»Sind Sie sicher, dass man die Farbe wieder auswaschen kann?«, fragte Maggie Everest.
»Ja. Nach zwei bis drei Wochen ist sie verschwunden. Und es dauert nicht lange, sie aufzutragen.«
Maggie sah Mels flehentlichen Blick. »Okay.«
Mel warf ihrer Mutter die Arme um den Hals und drückte sie, bevor sie und Everest triumphierend die Handflächen aneinanderschlugen. »Wir können das vordere Badezimmer benutzen«, schlug sie ihm vor. »Es ist groß genug.«
Maggie öffnete kopfschüttelnd den Kühlschrank und holte weitere Zutaten für das Abendessen heraus. »Ich hoffe, Everest weiß, was er tut.«
»Er hat mir schließlich meine Dauerwelle gemacht«, entgegnete Queenie.
»Und er wird mal einen guten Agenten abgeben«, fügte Zack hinzu.
Maggie hörte nur mit halbem Ohr Queenies Lobgesang auf Everest zu, während sie versuchte, mit einem Zahnstocher den Deckel einer Plastikflasche mit Senf zu öffnen. Als sie damit nicht weiterkam, holte sie sich ein kleines Messer aus der Schublade und bearbeitete damit den Verschluss.
»Brauchst du Hilfe?«, erkundigte sich Zack. »Es sieht so aus, als würde dir diese Senfflasche einige Probleme bereiten.«
»Ich komme schon klar.« Maggie nahm die Plastikflasche fest in die Hand, damit sie ihr nicht wegrutschte, und versuchte noch einmal, die Kappe hochzuklappen. Mit einem Knall sprang der Deckel plötzlich auf, und ein Schwall Senf schoss aus der Flasche und landete auf Maggies Bluse. »Verdammt!«
Queenie sah auf. »Ich habe ein gutes Hausmittel, mit dem man den Fleck entfernen kann.«
Maggie spülte sich den Senf von den Händen, rieb mit einem Küchentuch über ihre Bluse und vergrößerte den Fleck damit nur noch. »Entschuldigt mich«, sagte sie. »Ich werde mir eine saubere Bluse anziehen.«
Als Maggie ihr Schlafzimmer betrat, begann das Telefon zu klingeln. Sie schloss die Tür hinter sich und zog sich die Bluse aus, während sie zu dem Apparat eilte.
Am anderen Ende meldete sich Dr. James McKelvey. »Dr. Davenport, ich habe mich verpflichtet gefühlt, Sie anzurufen«, erklärte er hastig. »Carl Lee Stanton hat von sich hören lassen. Vor etwa einer Stunde.«
Maggies Magen krampfte sich plötzlich zusammen. »Wo ist er? Was wollte er?«
»Er hat mich zu Hause angerufen«, berichtete McKelvey.
»Das Gespräch war nur kurz, und ich konnte keine Anruferkennung auf dem Display sehen. Aber ich halte es für ein gutes Zeichen, dass er sich bei mir gemeldet hat. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht damit gerechnet hatte.«
»Hat er irgendeinen Hinweis gegeben, der der Polizei helfen könnte, ihn zu schnappen?«
»Er sagte, wenn ich die Polizei einschalten würde, würde er mich nicht mehr anrufen«, erwiderte McKelvey matt. »Natürlich muss ich die Polizei verständigen, aber …« Er hielt inne und seufzte. »Es wird sich herumsprechen. Wahrscheinlich wird es innerhalb weniger Stunden in den Schlagzeilen erscheinen. Carl Lee wird sie lesen und einen seiner Wutanfälle bekommen. Wahrscheinlich wird er dann den ersten Menschen töten, der in seiner Schusslinie auftaucht.«
Maggie ließ sich auf ihr Bett sinken. »Was werden Sie jetzt tun?«
Er lachte kläglich. »Ich muss weg vom Strafvollzug und zurück in meine vornehme Praxis, in der ich reichen Leuten zuhöre, die sich darüber beklagen, wie sehr sie ihr Leben verabscheuen. Was Carl Lee betrifft, habe ich keine Ahnung.«
»Warum hat er Sie Ihrer Meinung nach angerufen?«, fragte Maggie.
»Ist das eine hypothetische Frage?«
»Ja, natürlich.«
»Ein Mann auf der Flucht? Dem die Polizei auf den Fersen ist? Der verzweifelt ist und das Gefühl hat, in der Falle zu sitzen? All das auf einmal? Und der möglicherweise auf eine Stimme der Vernunft hofft?« McKelvey legte eine Pause ein. »Aber davon abgesehen habe ich wirklich keine Ahnung«, fügte er dann hinzu.
»Glauben Sic, dass er Sie noch einmal anrufen wird? Und dass er auf Sie hören würde?«
»Wenn er überhaupt auf jemanden hört, dann bin das sicher ich. Und ich glaube schon, dass er mich wieder anrufen wird, aber meine Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen.«
»Was würden Sie ihm dann sagen?«
»Ich würde versuchen, ihn zur Aufgabe zu überreden«, antwortete McKelvey. »Und ihn dazu zu bringen, dass dabei niemand verletzt wird. Ich würde ihm versprechen, danach für ihn da zu sein. Das ist alles, was ich ihm anbieten kann. Natürlich heißt das nicht, dass er darauf
Weitere Kostenlose Bücher