Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
nötig.«
»Erspar mir deine militärischen Weisheiten. War das alles?«
»Nein, da ist noch was.«
Am Ende der Flugzeugreihe hält Trace an. Er zieht einen Zettel aus der Tasche und reicht ihn Connor. Ein Name steht darauf, von Hand geschrieben. Janson Rheinschild.
»Müsste ich den kennen?«, fragt Connor.
»Nein. Das ist einer, den man nicht kennen soll.«
Connor geht die Geduld aus. »Verschwende meine Zeit nicht mit Rätseln.«
»Genau das ist er auch«, sagt Trace. »Der Typ ist ein Rätsel.« Er legt den ersten Gang ein und fährt durch die nächste Flugzeugreihe.
»Weißt du noch, neulich, als ich nach Phoenix gefahren bin, um Teile für die Dreamliner-Elektrik zu beschaffen?«
»Du bist nicht nach Phoenix gefahren«, sagt Connor. »Du hast dich mit den Chefs des Proaktiven Bürgerforums getroffen. Glaubst du, das weiß ich nicht?«
Trace wirkt erst überrascht, dann durchaus erfreut. »Ich hab’s dir nicht gesagt, weil ich nicht wusste, ob du mir vertraust.«
»Tu ich auch nicht.«
»Verständlich. Jedenfalls war es diesmal anders. Sie haben sich nicht einfach nur mit mir getroffen, sondern mich ins Hauptquartier in Chicago bestellt. Ich musste vor einem voll besetzten Konferenzsaal einen ausführlichen Bericht abliefern. Natürlich habe ich wichtige Dinge weggelassen, zum Beispiel deinen Fluchtplan. Ich habe ihnen erzählt, dass der Dreamliner ein neuer Schlafflieger ist und das Cockpit ausgebaut und verkauft wurde.«
»Also belügst du nicht nur mich?«
»Das sind keine Lügen. Das ist Desinformation«, meint Trace. »Nach der Versammlung habe ich ein bisschen herumgeschnüffelt. Im Eingangsbereich ist eine Marmorwand, die an die früheren Präsidenten der Organisation erinnert. Ein paar Namen würdest du wahrscheinlich wiedererkennen, Unternehmensbosse vor und nach dem Krieg … Aber ein Name fehlt. Man hat ihn aus dem Marmor entfernt und nicht einmal versucht, es zu vertuschen. Draußen im Garten stand eine Skulptur der Gründer. Es waren fünf da, aber das Podest war für sechs erbaut worden. Dort, wo einmal die sechste Statue gestanden hat, waren noch Rostflecken zu sehen.«
»Janson sowieso?«
»Rheinschild.«
Connor bringt das nicht weiter. »Das ist doch unlogisch. Wenn sie ihn schon verschwinden lassen wollen, warum dann nicht richtig? Warum wird das Podest nicht einfach verkleinert?«
»Weil sie ihn nicht richtig verschwinden lassen wollen. Die Mitglieder sollen nie vergessen, dass man ihn hat verschwinden lassen.«
Trotz der Wüstenhitze läuft Connor ein kalter Schauer über den Rücken. »Und was hat das alles mit uns zu tun?«
»Bevor sie mich wieder ins Flugzeug gesetzt haben, haben mich ein paar von den freundlicheren Anzugträgern in ihren Club eingeladen. Das ist die Art Etablissement, in der man Alkohol bekommt, den es nicht mal auf dem Schwarzmarkt gibt: echten russischen Wodka, Tequila aus der Zeit, bevor die Agave ausstarb. Das Zeug muss Tausende von Dollar pro Glas kosten und die haben es runtergeschüttet wie Wasser. Als sie schon ziemlich betrunken waren, habe ich sie nach der fehlenden Statue gefragt. Einer von ihnen hat den Namen Janson Rheinschild ausgeplaudert, es dann aber mit der Angst bekommen. Sie haben schnell das Thema gewechselt, und ich dachte, mehr würde ich nicht erfahren …« Trace hält den Jeep an, damit er Connor in die Augen sehen kann. »Aber dann, als ich schon gehen wollte, hat einer von denen etwas zu mir gesagt, das ich seither nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Er hat mir auf die Schulter geklopft, mich ›Freund‹ genannt und mir erklärt, dass die Umwandlung mehr als nur ein medizinischer Vorgang ist. Sie sei der Kern unseres Lebensstils. ›Das Proaktive Bürgerforum hat sich dem Schutz dieses Lebensstils verschrieben‹, hat er gesagt, ›und wenn du weißt, was gut für dich ist, dann vergisst du, dass du den Namen je gehört hast.‹«
37.
Risa
ÖFFENTLICHE VERLAUTBARUNG
»Ich war ein Mündel des Staates und sollte umgewandelt werden, deshalb bin ich geflohen. Das heißt, ich dürfte gar nicht hier sein. Man könnte wohl sagen, dass ich Glück gehabt habe … Aber weil ich vollständig blieb, musste die vierzehn Jahre alte Morena Sandoval, eine Spitzenschülerin mit einer fantastischen Zukunft, sterben, denn ihr blieb die Leber versagt, die ich geliefert hätte. Jerrin Stein, Vater dreier Kinder, starb an einem tödlichen Herzinfarkt, weil mein Herz nicht zur Verfügung stand, als er es dringend gebraucht hätte. Und der
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