Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
zögert, ehe er antwortet. »Warum? Was brauchst du?« Er wirkt fast misstrauisch, das ist untypisch für ihn.
»Ich muss etwas nachsehen.«
»Kann es auch warten?«
» Es kann, aber ich kann nicht.«
Hayden seufzt. »Na gut, im ComBom kannst du online gehen – unter der Voraussetzung, dass du mich surfen lässt.«
»Hast du etwa Angst, ich mach dir was kaputt?«
»Tu mir einfach den Gefallen, okay? Wir haben eine Menge Computerprobleme im Moment, und ich will einfach, dass die Geräte in Ordnung sind.«
»Also gut, aber wir machen es jetzt gleich, bevor wieder jemand kommt und mich mit einem sogenannten Notfall nervt.«
Die Kids im ComBom sind bei Connors Anblick auffallend gestresst. Er hat gar nicht gewusst, dass er den Leuten solche Angst einflößt. »Immer mit der Ruhe, ihr bekommt keinen Ärger.« Und dann fügt er hinzu: »Noch nicht.«
»Zehn Minuten Pause«, sagt Hayden, und die anderen verlassen eilig den Flieger, glücklich, zumindest vorübergehend von ihren Aufgaben entbunden zu sein.
Hayden setzt sich neben Connor, der Trace’ Zettel aus der Tasche zieht. »Such mal nach dem Namen hier.«
Hayden tippt »Janson Rheinschild« ein, aber die Ergebnisse sind nicht besonders vielversprechend.
»Hmm … da ist ein Jordan Rheinschild, Buchhalter in Portland. Jared Rheinschild, wohl ein Viertklässler, der einen Kunstwettbewerb in Oklahoma gewonnen hat …«
»Kein Janson?«
»Ein paar J. Rheinschilds«, murmelt Hayden. Er überprüft die Treffer. Der erste führt zu dem wenig gelesenen Blog einer Mutter über ihre Kinder. Der zweite ist ein Klempner. Kein Rheinschild passt zu der Person, für die man eine Bronzestatue errichtet und dann zerstört hat.
»Also, wer ist das?«
»Wenn ich es weiß, gebe ich dir Bescheid.«
Hayden dreht seinen Stuhl zu Connor hin. »Ist das alles, wonach du suchst?«
Da fällt Connor noch etwas ein. Der Admiral hat doch von Ereignissen gesprochen, die für den »verdrehten Lebensstil« heutiger Tage verantwortlich sind. Über die sich Connor selbst schlaumachen soll.
»Such doch bitte mal nach dem Begriff ›Terrorgeneration‹.«
Hayden gibt das Wort ein. »Was ist das? Ein Film?«
Doch als die Ergebnisse auf dem Bildschirm erscheinen, ist klar, dass es kein Film ist. Es gibt unzählige Treffer. Der Admiral hatte recht – die Informationen sind da und können jederzeit abgerufen werden. Sie sind nur unter Milliarden von Websites im Netz vergraben. Hayden ruft eine alte Nachrichtenseite auf.
»Sieh dir das Datum an«, sagt er. »Ist das nicht um die Zeit des Heartland-Kriegs?«
»Keine Ahnung«, erwidert Connor. »Weißt du, wann der Krieg genau war?«
Darauf hat Hayden auch keine Antwort. Merkwürdig, denn an die Jahreszahlen anderer Kriege kann sich Connor erinnern. In der Schule hat er nie etwas über den Heartland-Krieg gehört und auch im Fernsehen liefen keine Dokumentationen. Klar, er weiß, dass und warum der Krieg stattgefunden hat, aber darüber hinaus weiß er gar nichts.
In dem Nachrichtenbeitrag wird von einer spontanen Jugenddemonstration in Washington, D.C. berichtet. Hayden spielt das Video dazu ab. »Wow! Sind das alles Menschen?«
»Jugendliche«, bemerkt Connor. »Das sind alles Kids.«
Hunderttausende von Jugendlichen haben sich zwischen dem Kapitol und dem Lincoln Memorial versammelt. Die Menschenmenge ist so dicht, dass kein Gras mehr zu sehen ist.
»Ist das im Krieg?«, fragt Hayden.
»Nein, ich glaube, das ist was anderes …«
Der Reporter bezeichnet die Menge als »Teenager-Terror-Mob« und verleiht ihr damit schon einen negativen Touch. »Das ist der bei Weitem größte Flashmob aller Zeiten. Die Polizei wurde autorisiert, die neue umstrittene Betäubungsmunition einzusetzen, um die Menge zu bändigen …«
Dass der Einsatz von Betäubungsmunition einst umstritten war, ist für Connor schwer vorstellbar. Heute ist er schließlich ein fester Bestandteil des öffentlichen Lebens.
Hayden scrollt weiter. »In dem zugehörigen Artikel heißt es, dass sie gegen Schulschließungen protestieren.«
Auch das gibt Connor zu denken. Welcher Jugendliche, der seinen Verstand beisammen hat, würde gegen Schulschließungen protestieren? »Da.« Er deutet auf einen Link mit dem Titel »Angst um die Zukunft«.
Als Hayden ihn anklickt, erscheint der Kommentar eines Politikwissenschaftlers. Er schreibt von der schwächelnden Wirtschaft und dem Zusammenbruch des öffentlichen Bildungssystems. »Wir leben in einem Land, in dem wütende
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