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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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und Risa kann nicht anders, als einzustimmen.

    Zur Anlage über der Klippe gehört auch ein Rosengarten mit sauber gestutzten Hecken und exotisch duftenden Blumen.
    Risa, die in der Großstadt im grauen Beton eines staatlichen Waisenhauses aufgewachsen ist, hat sich aus Gärten nie besonders viel gemacht. Doch da sie nun die Möglichkeit hat, geht sie jeden Tag hinaus, zumal es das Gefühl des Eingesperrtseins lindert. Die Empfindung, wieder gehen zu können, ist immer noch so neu, dass jeder Schritt im Garten ein Geschenk für sie ist.
    Heute ist allerdings Roberta schon da. Sie bereitet eine Art Mini-Fernsehproduktion vor. Eine kleine Kameracrew steht bereit und mitten im Garten wartet Risas alter Rollstuhl auf sie. Der Anblick überschwemmt sie mit Gefühlen, die sie nicht auf Anhieb einordnen kann.
    »Würden Sie mir wohl sagen, was das soll?«, fragt Risa, obwohl sie nicht sicher ist, ob sie es wirklich wissen will.
    »Du bist nun schon fast eine Woche auf den Beinen«, erwidert Roberta. »Es ist an der Zeit, dass du uns den ersten Dienst erweist, zu dem du dich verpflichtet hast.«
    »So wie Sie das sagen, komme ich mir vor wie eine Prostituierte, vielen Dank.«
    Einen Augenblick lang bringen ihre Worte Roberta in Verlegenheit, doch sie fasst sich schnell wieder. »So habe ich es nicht gemeint, aber du hast eine Begabung dafür, mir jedes Wort im Mund umzudrehen.« Dann reicht sie Risa ein Blatt Papier. »Das ist dein Text. Du wirst einen Werbespot drehen.«
    Risa muss lachen. »Sie bringen mich ins Fernsehen?«
    »Und in die Zeitungen und ins Internet. Es ist der erste von vielen Plänen, die wir für dich haben.«
    »Wirklich? Und was haben Sie sonst noch so vor?«
    Roberta lächelt sie an. »Das wirst du schon noch zur rechten Zeit erfahren.«
    Risa liest den Text durch. Die Worte stechen ihr direkt in die Magengrube.
    »Wenn du Schwierigkeiten mit dem Auswendiglernen hast, haben wir auch Stichwortkarten vorbereitet«, sagt Roberta.
    Risa muss den Absatz zweimal lesen, ehe sie glaubt, was sie da vor sich hat. »Nein! Das werde ich auf keinen Fall sagen, Sie können mich nicht zwingen!« Sie zerknüllt das Papier und wirft es zu Boden.
    Roberta öffnet gelassen ihren Ordner und reicht ihr ein neues Blatt. »Du müsstest mittlerweile wissen, dass ich immer eine Kopie habe.«
    Risa weigert sich, sie anzunehmen. »Wie können Sie es wagen, mich so etwas sagen zu lassen?«
    »Dein theatralisches Gehabe ist hier fehl am Platz. Da steht absolut nichts, was nicht wahr wäre.«
    »Na und? Es steht aber doch zwischen den Zeilen!«
    Roberta zuckt die Schultern. »Wahrheit ist Wahrheit. Was zwischen den Zeilen steht, ist subjektiv. Die Leute werden deine Worte hören und ihre eigenen Schlüsse ziehen.«
    »Versuchen Sie nicht, mich für dumm zu verkaufen, Roberta. Ich bin nicht so naiv, wie Sie vielleicht denken.«
    Da verändert sich Robertas Gesichtsausdruck. Sie ist nun kalt und direkt, spielt Risa nichts mehr vor. »Du wirst jetzt tun, was von dir verlangt wird. Oder hast du unsere Vereinbarung vergessen?« Das ist eine unverhüllte Drohung.
    In diesem Moment ertönen wie aus dem Nichts hinter ihnen die Worte: »Was für eine Vereinbarung?«
    Als sich die beiden umdrehen, kommt Cam auf sie zu. Roberta wirft Risa einen warnenden Blick zu. Risa starrt schweigend das zerknüllte Blatt Papier zu ihren Füßen an.
    »Die über die neue Wirbelsäule natürlich«, sagt Roberta. »Als Gegenleistung für die sehr teure und hochmoderne Wirbelsäulenoperation hat sich Risa bereit erklärt, der Familie des Proaktiven Bürgerforums beizutreten. Und jedes Familienmitglied übernimmt eine bestimmte Aufgabe.« Sie hält Risa den Zettel noch einmal hin. Risa bleibt nichts anderes übrig. Ihr Blick wandert zu den Kameraleuten, die ungeduldig darauf warten, dass es losgeht, und dann wieder zurück zu Roberta.
    »Wollen Sie, dass ich neben dem Rollstuhl stehe?«, fragt Risa.
    »Nein, du sollst sitzen«, erklärt Roberta, »und dann etwa bei der Hälfte aufstehen. Das ist viel wirkungsvoller, findest du nicht?«
    ÖFFENTLICHE VERLAUTBARUNG
    »Ich war gelähmt, denn ich fiel einem Klatscher-Angriff im Happy Jack Ernte-Camp zum Opfer. Früher habe ich die Umwandlung rigoros abgelehnt, doch über Nacht war ich plötzlich diejenige, die verzweifelt medizinische Hilfe brauchte. Ohne die Umwandlung hätte ich keine neue Wirbelsäule erhalten. Ohne die Umwandlung wäre ich für den Rest meines Lebens an den Rollstuhl gefesselt. Ich war ein

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