Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
Glück«, wirft ein Junge ein, »und die JuPos kommen gar nicht.«
Connor zwingt sich zu einem aufmunternden Lächeln. Den Namen des Jungen kennt er nicht, auch wenn er sich wirklich bemüht hat, möglichst viele Namen zu lernen. Wer erinnert sich an diesen Jungen, wenn er getötet oder, schlimmer noch, umgewandelt wird? Wer wird sich überhaupt an irgendjemanden hier erinnern? Er wünschte, er hätte alle ihre Namen in die stählerne Hülle der Präsidentenmaschine einritzen lassen, als Zeugnis, dass es sie gegeben hat. Auch wenn niemand die Namen jemals sehen würde, so wären sie doch da. Aber jetzt ist es zu spät.
Connor führt den Rest seiner Kampftruppe zum Freizeitflieger, der direkt gegenüber der C-130 am Mittelgang steht. »Wir errichten Barrikaden direkt unter den Tragflächen«, befiehlt er, »und feuern von dort.«
»Und wo bist du?«, fragt ein Mädchen.
»Direkt neben dir, Casey.« Connor ist froh, dass er wenigstens ihren Namen kennt.
»Nein«, widerspricht ein anderer. »Der König sollte niemals an vorderster Front stehen. Im Schach, meine ich.«
»Hier geht’s nicht um Schach«, erklärt Connor. »Hier geht es um unser Leben.«
»Ja«, gibt der Junge zurück, »aber ich sehe mich gern als Springer.«
»Na ja, du hast ja auch ein Pferdegesicht«, bemerkt Casey und alle lachen. Dass sie angesichts der Ereignisse noch lachen können, sagt mehr über ihren Mut als alles andere.
Connor und seine Kämpfer von der linken Flanke stapeln Sofas, Tische und Spielautomaten zu einer Barrikade auf. Gerade als Connor einen Tisch hochkant stellt, plärrt in seinem Kopfhörer Haydens Stimme los.
»Connor, irgendwas ist hier faul. Ich kann die Wachposten am Tor nicht erreichen, sie antworten nicht.«
»Unmöglich. Wir sind noch nicht bereit!«
Da sagt der Junge mit dem Pferdegesicht: »Bereit sind wir sowieso nie. Schätze also, wir sind so bereit, wie wir je sein werden.«
Connor klettert zur Einstiegsluke des Freizeitfliegers und späht in die dunkle Wüste: Von Norden nähert sich eine Wand aus Scheinwerfern, die sich immer weiter auffächern. »Schlag Alarm«, sagt er zu Hayden. »Es geht los.«
68.
Luftfahrzeuge
Wenn man ein Flugzeug direkt von vorn betrachtet, könnte einen das unheimliche Gefühl beschleichen, es hätte Augen. Zweifellos haben die Flugzeuge auf dem Friedhof viel gesehen, und vielleicht sind sie die Einzigen, die einen klaren Blick auf die Kämpfe und Dummheiten haben, die passieren, als die Jugendbehörde einmarschiert.
Die FitBo am nördlichsten Ende des Mittelgangs hat den besten Blick auf die nahende JuPo-Kampftruppe. Ihr Rumpf vibriert in dem monotonen Heulen des allgemeinen Alarms. Um den Flieger herum lassen die Kids, die möglichst viel vom Flugzeugfriedhof mitnehmen wollten, alles stehen und liegen und rennen in Richtung Süden, wie man es ihnen gesagt hatte. Das organisierte Chaos zwischen den unerschütterlich in Reih und Glied stehenden, ausgemusterten Flugzeugen entwickelt sich zu einer ausgewachsenen Panik. Der Sanitätsjet hat direkte Sicht auf den Dreamliner und seine Triebwerke, die eingeschaltet sind und startklar gemacht werden. Wenn Connor sehen könnte, was der Sanitätsjet sieht, würde er wahrscheinlich seinen Plan ändern und alle dazu auffordern, an Bord zu gehen, bevor die JuPos kommen. Aber er hat keine Ahnung, dass der Fluchtjet wieder im Spiel ist.
Der Dreamliner schaut ungehindert auf Starkey hinunter, der es nicht mehr für nötig hält, sein Gesicht zu verbergen, während er den Storchen signalisiert, dass sie Connors Plan fallen lassen und seinem folgen sollen. Doch Trace im Cockpit ist so damit beschäftigt, das Flugzeug klarzumachen, dass er nichts davon wahrnimmt.
Am Südende des Mittelgangs beobachtet Hush Puppy, der Tarnkappenbomber, wie panische Yolos, die unter seinen Tragflächen und seinem Bauch hindurchgerannt sind, auf einmal stehen bleiben, weil sie die Triebwerke des Dreamliners hören. »Was ist das?«, rufen sie. »Werden wir jetzt doch ausgeflogen?« Und statt nach Süden zu rennen, zögern sie, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen.
Und Dolores, der Bomber aus dem Koreakrieg, starrt Connor ausdruckslos an, unfähig, ihm zu sagen, wie schlimm ihn die Meuterei aus heiterem Himmel treffen wird. Connor steht zwar über Funk in Kontakt mit Hayden, der die Videokameras auf dem gesamten Friedhof überwacht, aber keine Kamera zeigt, was die Flugzeuge bereits wissen, nämlich dass aus diesem Friedhof der ausgeschlachteten,
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