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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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schon so oft massiert hat, ist es ihr immer noch peinlich, dass sie auf seine Hilfe angewiesen ist.
    Er rollt die engen Beine ihrer kakifarbenen Hose herunter und stellt ihre Füße auf die Ablage des Rollstuhls. »Danke nie einem Kerl dafür, dass er dich begrapscht.«
    »Nicht überall«, sagt Risa kokett.
    Connor schenkt ihr ein verschmitztes Lächeln, das Worte überflüssig macht.
    »Ich glaube, unsere gemeinsame Zeit wäre noch schöner, wenn du wirklich bei mir wärst.«
    Connor streckt die rechte Hand aus, um ihr über die Wange zu streicheln, hält aber noch rechtzeitig inne und nimmt stattdessen die linke. Die, mit der er geboren wurde. »Es tut mir leid, es ist nur …«
    »… dein Gehirn muss noch einiges aufholen, ich weiß schon. Aber ich freue mich auf den Tag, an dem wir zusammen sein können, ohne dass die Gefahr über uns hängt wie ein Damoklesschwert. Erst dann können wir uns sicher sein, dass wir gewonnen haben.«
    Sie umfasst die Räder ihres Rollstuhls und macht sich auf den Weg zum Sanitätsflieger. Wie immer quält sie sich allein über den unebenen Untergrund, denn niemals würde sie sich von jemandem schieben lassen. Niemals.

7.
    Connor
    Am nächsten Nachmittag kommt der Mann von der Anti-Umwandlungs-Front, drei Tage später, als mit Connor verabredet. Er ist ungepflegt, korpulent und schweißnass.
    »Dabei ist es noch nicht mal Sommer«, sagt Connor. Bis zum glühend heißen Sommer von Arizona dauert es nur noch wenige Monate. Die AUF müsste so langsam zu Potte kommen, wenn sie es nicht mit lauter wütenden Kids zu tun bekommen will. Oder besser gesagt mit denen, die diese Hitze überleben.
    Das Gespräch findet in einem ausrangierten Präsidentenflugzeug statt, das früher dem Admiral als Quartier diente und nun nur noch als Konferenzraum genutzt wird. Der Mann stellt sich als Joe Rincon vor. »Nenn mich Joe. Bei der AUF geht es formlos zu.« Er setzt sich an den Konferenztisch und zieht Block und Stift heraus, um Notizen zu machen. Gleich am Anfang signalisiert er mit einem Blick auf die Uhr, dass er lieber woanders wäre.
    Connor präsentiert ihm eine lange Liste von Beschwerden aus allen möglichen Ecken des Friedhofs. Warum werden so wenig Lebensmittel geliefert? Wo bleiben die Medikamente, die sie angefordert haben? Wie steht es mit Ersatzteilen für Klimaanlagen und Stromgeneratoren? Warum werden sie nicht benachrichtigt, ehe ein Flugzeug mit Neuankömmlingen landet – und warum sind es überhaupt so wenige? Mittlerweile treffen gerade mal fünf oder zehn Neue auf einmal ein, während es früher gut und gerne fünfzig waren. Da es dauernd Probleme mit dem Lebensmittelnachschub gibt, ist das zwar eine Erleichterung, aber Connor macht sich trotzdem Sorgen. Wenn der Widerstand kaum noch flüchtige Wandler findet, müssen die JuPos oder, schlimmer, die Teilepiraten, sie zuerst gefasst haben.
    »Was ist los mit euch? Warum reagiert die AUF nicht auf unsere Anfragen?«
    »Kein Grund zur Beunruhigung«, erwidert Rincon. Bei Connor schrillen sämtliche Alarmglocken, denn er hat nie gesagt, dass er beunruhigt ist. »Im Moment wird noch umstrukturiert.«
    »Noch? Uns hat niemand gesagt, dass überhaupt etwas umstrukturiert wird. Was meinst du damit?«
    Rincon wischt sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
    »Wirklich, kein Grund zur Beunruhigung.«
    Im Verlauf des vergangenen Jahres hat Connor die Anti-Umwandlungs-Front besser kennengelernt, als ihm lieb ist. Als flüchtiger Wandler musste er darauf vertrauen, dass die AUF wie eine gut geölte Rettungsmaschinerie funktionierte – aber dem war leider nicht so. Gut funktionierte nur der Friedhof. Dafür sorgte früher der Admiral, und heute kümmert sich Connor darum, der in seine Fußstapfen getreten ist.
    Die Schwäche der AUF hätte ihm schon auffallen müssen, als sie den Vorschlag des Admirals, Connor zu seinem Nachfolger zu machen, auf Anhieb akzeptierte, statt einen erfahreneren Erwachsenen auf diese Stelle zu setzen. Wenn man bereit war, einem Teenager die Verantwortung für die größte Sammelstelle flüchtiger Wandler zu übertragen, konnte etwas nicht stimmen.
    Es gab eine verrückte Zeit, in der alle paar Tage eine Maschine mit Jugendlichen auf dem Friedhof landete. Mehr als zweitausend Wandler lebten dort, und die AUF schickte ihnen in schöner Regelmäßigkeit alles, was sie brauchten. Dann, nach der Verabschiedung des U-17, wurde Connor angewiesen, sofort alle Siebzehnjährigen zu entlassen, also einen großen

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