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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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Boxsack gar nicht hart genug treffen, und gleichzeitig macht ihm seine unbändige Wut ein schlechtes Gewissen.
    Die Schläge seiner linken Hand sind nichts im Vergleich mit denen der rechten. Von seinem Unterarm starrt ihm die Hai-Tätowierung entgegen, ein Tigerhai, hässlicher als jedes echte Exemplar. Connor hat sich mittlerweile daran gewöhnt, aber mögen wird er ihn nie. Die Farbe des Haars, das auf diesem Arm wächst, ist dichter und dunkler als das auf dem anderen. Er ist hier , sagt sich Connor. Roland ist hier, mit jedem Schlag, den ich mit dieser Hand ausführe. Und das Schlimmste daran ist, dass die Schläge guttun – als freute sich sein Arm daran.
    Sobald sich Connor der Hantelbank zuwendet, machen ihm die Kids, die dort trainiert haben, Platz – das ist der Vorteil, wenn man der Chef ist. Er legt noch einmal fünf Pfund auf beiden Seiten nach. Das tut er jeden Tag, und jeden Tag hasst er diese Übung am meisten, denn nirgends wird der Unterschied zwischen dem linken und dem rechten Arm deutlicher als beim Bankdrücken. Der Arm, mit dem er geboren wurde, hat immer Schwierigkeiten, die Stange anzuheben. Connor kann nicht leugnen, dass er immer noch gegen Roland kämpft.
    »Soll ich dir mit der Hantel helfen?«, fragt jemand hinter ihm. Connor dreht den Kopf und sieht einen Jungen, den alle nur Starkey nennen.
    »Ja, klar, danke.« Er setzt zum ersten Durchgang an. Sein natürlicher Arm tut bereits weh, aber er will nicht nachgeben. Doch nach sieben Wiederholungen muss Starkey ihm helfen, die Langhantel wieder abzulegen. Starkey deutet auf den Hai auf seinem rechten Arm. »Hast du den nach Happy Jack gekriegt?«
    Connor setzt sich auf, reibt sich die brennenden Muskeln und starrt die Tätowierung an. »Der war schon auf dem Arm.«
    »Ich meinte ja auch den Arm«, sagt Starkey. »Ich denk mir, wenn einer, der so gegen die Umwandlung ist, den Arm eines Wandlers hat, dann war das wahrscheinlich nicht freiwillig. Ich wüsste echt gern, was da passiert ist.«
    Connor lacht, weil ihn bisher niemand so offen danach gefragt hat. Es ist geradezu eine Erleichterung, darüber zu reden.
    »Da war dieser Typ, ein echt harter Kerl. Einmal hat er sogar versucht mich umzubringen, aber er hat es nicht durchgezogen. Jedenfalls war er der Letzte, der im Happy Jack umgewandelt wurde. Ich war als Nächstes dran, da haben die Klatscher das Schlachthaus in die Luft gesprengt. Ich habe einen Arm verloren und bin mit dem hier wieder aufgewacht. Glaub mir, ich hab’s mir nicht ausgesucht.«
    Starkey, der gut zugehört hat, nickt. »Dann ist der so was wie eine Tapferkeitsmedaille, Mann«, sagt er. »Trag ihn mit Stolz!«
    Connor bemüht sich darum, alle Jugendlichen, die es auf den Friedhof verschlägt, ein bisschen näher kennenzulernen, damit sie sich nicht vorkommen wie eine Nummer, die nur darauf wartet, eingefangen und umgewandelt zu werden. Was weiß er über Starkey? Sein Charakter und sein Lächeln sind schwer zu deuten. Er hat lockiges rotes Haar, nicht von Natur aus, wie am dunklen Haaransatz zu erkennen ist. Starkey ist kompakt – schon fast bullig, wie ein Wrestler – und wirkt aufgrund seines Selbstbewusstseins größer, als er ist. Auf der Flucht soll er einen oder zwei JuPos umgebracht haben, aber das sind nur Gerüchte.
    Connor erinnert sich noch an den Tag, an dem Starkey ankam. In jeder Gruppe von Neuankömmlingen ist mindestens ein Jugendlicher, der am liebsten sämtliche Ernte-Camps in die Luft sprengen würde. Wahrscheinlich wünschen sich das alle, aber die meisten Kids sind bei ihrer Ankunft zu verängstigt, um es laut hinauszurufen. Diejenigen, die es doch tun, erweisen sich später als Problemfälle oder als Streber. Starkey dagegen hat sich seit seiner Ankunft vor etwa einem Monat stark zurückgehalten. Er ist in der Kantine zur Essensausgabe eingeteilt, und abends erfreut er alle, die Spaß daran haben, mit kleinen Zaubertricks. Connor fällt seine erste Nacht auf der Flucht wieder ein. Damals fand er Unterschlupf bei einem Lastwagenfahrer, der ihm seinen transplantierten Unterarm zeigte, der Arm eines Wandlers, der alle möglichen Kartentricks beherrschte.
    »Du musst mir mal ein paar von deinen Zaubertricks zeigen, Starkey.«
    Starkey schaut ihn überrascht an. »Kennst du hier alle beim Namen?«
    »Nur die, die einen Eindruck hinterlassen. Komm, wir tauschen«, sagt Connor. »Ich halte dir die Hantel.« Sie wechseln die Position und Starkey müht sich mit dem Gewicht ab, schafft aber mit Ach und

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