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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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Wendeltreppe hinunter, stolz und gleichzeitig lässig. Die Zuschauer sitzen im Dunkeln, denn alle Lichter sind auf ihn gerichtet. Er spürt die Wärme der Scheinwerfer, und obwohl er sich hier auskennt, kommt ihm das Wohnzimmer plötzlich vor wie ein Theater. Auf halbem Weg hält er inne, atmet tief ein und geht dann weiter; es sieht aus, als hätte er absichtlich eine Pause eingelegt – wie ein Promi bei einem Fototermin, nur dass auf dieser Pressekonferenz keine Kameras erlaubt sind.
    Sein erster Auftritt vor der Öffentlichkeit ist sorgfältig choreografiert. Der Applaus weicht einem erstaunten Raunen, als die Gäste ihn genauer betrachten können. Er stellt sich vor das Mikrofon und ein Keuchen und Flüstern geht durch die Reihen. Roberta tritt ein paar Schritte zur Seite und überlässt ihm die Bühne. Mittlerweile ist absolute Stille im Raum eingekehrt. Alle starren ihn an, begreifen aber noch nicht, was sie da vor sich haben: einen jungen Mann, der, wie Roberta es formuliert hat, »das Beste« in sich vereint. Oder zumindest das Beste vieler umgewandelter Teenager.
    In der angespannten Stille beugt er sich zum Mikrofon vor und wirft in den Raum: »Also, ich muss schon sagen, diese Gruppe ist hervorragend zusammengefügt.«
    Ein Kichern geht durch die Menge. Er ist überrascht, wie sich seine Stimme durchs Mikrofon anhört: ein wohltönender Bariton, der zuversichtlicher klingt, als er sich fühlt. Über den Köpfen der Journalisten geht das Licht an, und nun, da das Eis gebrochen ist, werden die ersten Fragen gestellt.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Camus«, sagt ein Mann in einem Anzug, der schon bessere Tage gesehen hat. »Es heißt, Sie wurden aus fast hundert verschiedenen Menschen gemacht – ist das wahr?«
    »Genauer gesagt waren es neunundneunzig«, erwidert Cam schmunzelnd. »Aber es ist sicher noch Platz für einen mehr.«
    Die Journalisten lachen wieder, schon weniger nervös als das erste Mal. Cam deutet auf eine Frau mit einer voluminösen Frisur.
    »Sie sind ja offensichtlich eine … äh … einzigartige Kreation«, beginnt sie. Er spürt ihre Missbilligung wie eine Hitzewelle. »Wie ist das, zu wissen, dass man erfunden wurde und nicht geboren?«
    »Ich wurde geboren, nur nicht auf einmal«, antwortet er. »Und ich wurde nicht erfunden, sondern ich wurde wiedererfunden. Das ist ein Unterschied.«
    »Ja«, sagt jemand anders. »Es muss sehr belastend sein, zu wissen, dass Sie der Erste Ihrer Art …«
    Solche Fragen wurden schon in den Probedurchläufen gestellt, daher weiß Cam die Antworten auswendig. »Jeder hat doch das Gefühl, dass er einzigartig ist, oder? Das unterscheidet mich nicht von allen anderen.«
    »Mr Comprix, ich bin Fachmann für Dialekte, aber Ihren kann ich nicht recht zuordnen. Sie bewegen sich zwischen einer Vielzahl von Mundarten.«
    Das ist Cam bislang noch nicht aufgefallen. Es ist schon schwer genug, seine Gedanken in Worte zu fassen, da kann er nicht auch noch darüber nachdenken, wie diese Worte aus seinem Mund kommen. »Na ja, ich vermute, das hängt davon ab, mit welchen Gehirnzellen ich gerade im Clinch liege.«
    »Ihre Redegewandtheit ist also vorprogrammiert?«
    Auch diese Frage hat er erwartet. »Wenn ich ein Computer wäre, dann wäre sie vorprogrammiert, aber das bin ich nicht. Ich bin zu hundert Prozent organisch, menschlich. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Einige meiner Fähigkeiten waren schon da, andere sind dazugekommen, und ich bin mir sicher, dass ich mich als Mensch auch weiterentwickle.«
    »Aber Sie sind kein Mensch«, ruft jemand aus der letzten Reihe. »Sie mögen vielleicht aus Menschen gemacht worden sein, aber Sie sind nicht mehr ein Mensch, als ein Lederfußball ein Schwein ist.«
    Diese Aussage – dieser Vorwurf – trifft Cam wie ein Schlag. Auf die Gefühle, die sie in ihm auslöst, ist er nicht vorbereitet.
    »Stier sieht rot!«, ruft Cam. Der Satz ist draußen, ehe er ihn durch sein Sprachzentrum leiten kann. Er räuspert sich und findet die richtigen Worte. »Sie wollen mich provozieren. Aber auch wenn Sie ein Messer unter Ihrem Umhang versteckt haben, bewahrt Sie das nicht davor, selbst aufgespießt zu werden.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Ich weiß nicht – war das eine Beleidigung?«
    Gemurmel aus den Reihen der Besucher. Für sie wird die Sache so langsam interessant. Roberta wirft Cam einen warnenden Blick zu, aber den durchflutet plötzlich die Wut Dutzender umgewandelter Jugendlicher. Er muss sie

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