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Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Vollendet - Der Aufstand (German Edition)

Titel: Vollendet - Der Aufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Shusterman
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man nie zu alt«, antwortet das Mädchen, »und außerdem bin ich erst vierzehn. Aber stimmt schon, normalerweise verkaufen die kleineren Mädchen die Kekse. Ich springe für meine jüngere Schwester ein, wenn du es unbedingt wissen willst. Kann ich reinkommen? Es ist so kalt hier draußen.«
    Das Mädchen ist süß und irgendwie komisch. Lev hat eine Schwäche für Vanille-Karamell-Kekse und für süße komische Mädchen. »Klar, komm rein, ich schau mir mal an, was du da hast.«
    Sie tänzelt durch die Tür und stellt den Karton auf dem Wohnzimmertisch ab. Dann holt sie eine Sorte nach der anderen heraus.
    »Hey, Marcus«, ruft Lev, »willst du Pfadfinderkekse?«
    »Klar«, ruft sein Bruder aus der Küche. »Ich nehme die mit Erdnuss.«
    »Nimm zwei!«, ergänzt Dan.
    Lev dreht sich zu dem Mädchen um. »Gut, also zweimal Erdnuss und einmal Vanille-Karamell.«
    »Lecker!«, sagt sie. »Vanille-Karamell finde ich auch am besten.«
    Sie drückt ihm die Schachteln in die Hand. »Macht achtzehn Dollar – bist du sicher, dass du nicht noch ein paar Pfefferminzkekse magst? Die sind der absolute Renner!«
    »Nein, danke.« Er zieht seinen Geldbeutel aus der Tasche. Obwohl er ziemlich sicher ist, dass er nicht genug Bargeld hat, will er erst nachsehen, ehe er Marcus bitten muss. Währenddessen mustert ihn das Mädchen.
    »Ich kenne dich doch, oder?«
    Lev unterdrückt einen tiefen Seufzer. Schon wieder.
    »Klar, du bist der … der Klatscher! Wow, ich verkaufe Kekse an den Klatscher!«
    »Ich habe nicht geklatscht«, entgegnet Lev tonlos. Zum Glück findet er in diesem Moment in seinem Geldbeutel einen Zwanziger, den er ihr reicht. »Hier. Danke für die Kekse. Behalt das Wechselgeld.«
    Aber sie nimmt das Geld nicht. Stattdessen stemmt sie die Hände in die Hüften und sieht ihn unverwandt an. »Ein Klatscher, der nicht klatscht. Das tut der Sache nicht gerade gut, oder was meinst du?«
    »Du gehst jetzt besser.« Er wedelt mit dem Geldschein, aber sie nimmt ihn immer noch nicht.
    »Behalt das Geld. Die Kekse schenk ich dir.«
    »Nein. Nimm einfach das Geld und geh.«
    Da sieht sie ihm direkt in die Augen. »Ein Klatscher, der nicht klatscht. Ich kann mir vorstellen, dass das die Leute da oben ganz schön nervt. Die Leute, die ihre Zeit und ihr Geld investieren, damit auch wirklich jeder Klatscher explodiert.«
    In Lev öffnet sich plötzlich ein Abgrund, endlos, bis ans andere Ende der Welt.
    »Die kümmern sich wirklich um alles. Ein Klatscher, der seine Mission nicht zu Ende bringt, bringt uns alle in Verruf.«
    Dann lächelt sie und breitet die Arme aus.
    »Marcus! Dan!«, brüllt Lev. »Auf den Boden!«
    »Hier ist noch ein Geschenk«, sagt das Mädchen. »Ich packe es für dich aus.« Und sie führt die Hände zusammen.
    In dem Moment, in dem sie sich berühren, springt Lev über das Sofa. Sie braucht nur einen einzigen Klatscher. Die Explosion schleudert Lev gegen die Wand, und das Sofa, das hinterherfliegt, begräbt ihn unter sich. Splitterndes Glas, spleißendes Holz und ein stechender Schmerz in den Ohren, als wäre Levs Schädel geplatzt. Dann ist der Lärm der Explosion vorüber, und zurück bleiben ein intensives Klingeln und das deutliche Gefühl, dass soeben die Welt untergegangen ist.
    Der Rauch verbrennt Lev die Lunge und treibt ihm Tränen in die Augen. Er stößt das Sofa zur Seite, und als er sich im Zimmer umsieht, entdeckt er sein Bett, das noch vor wenigen Augenblicken im ersten Stock stand. Nun liegt es wie ein gestrandetes Schiffswrack im Wohnzimmer. Es gibt keinen ersten Stock und darüber auch kein Dach mehr, nur den wolkenverhangenen Himmel. Um ihn her wüten die Flammen und zerstören die Trümmer des Hauses.
    Dan, der auf dem Weg ins Wohnzimmer war, als das Mädchen geklatscht hat, ist rückwärts gegen die Wand geschleudert worden. Ein riesiger Blutfleck in der Form seines Körpers markiert die Stelle. Nun liegt er leblos auf dem Boden. Pastor Dan, der Lev an seinem Zehntopfertag geraten hat, wegzulaufen, der ihn im Polizeigewahrsam als Erster besucht hat, der für ihn mehr wie ein Vater war als sein leiblicher Vater, ist tot.
    »Nein!!«
    Lev kriecht über den Schutt zu Dans Leiche, da sieht er Marcus in der Küche liegen. Ein Balken ist heruntergestürzt, hat den Frühstückstisch aus Glas zerschlagen und sich in den Bauch seines Bruders gebohrt. Es ist alles voller Blut, aber Marcus lebt noch. Er ist bei Bewusstsein. Am ganzen Körper zitternd versucht er etwas zu sagen, verschluckt sich

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