Vollendet - Der Aufstand (German Edition)
JuPos haben dieser Tage Besseres zu tun, als den Jungen, der Tag und Nacht im Haus seines Bruders verbringt, ständig zu bespitzeln.
»Wenn ich mich öffentlich zu Wort melde, hören mir die Leute zu. Sie hatten ja schließlich Mitleid mit mir; bestimmt hören sie mir zu!«
Marcus knallt den Brief auf den Tisch. »Für einen, der so viel durchgemacht hat, bist du verdammt naiv! Die Leute haben kein Mitleid mit dir – sie haben Mitleid mit dem kleinen Jungen, der zum Klatscher wurde. Die glauben, du hast ihn umgebracht.«
»Ich habe es so satt, hier herumzusitzen und nichts zu tun!« Lev stürmt in die Küche, weil er Abstand zwischen sich und Marcus’ Worte bringen will. Doch Marcus folgt ihm.
»Stimmt doch gar nicht. Du machst deine Wochenenddienste mit Dan.«
Das bringt Lev erst recht auf die Palme. »Das ist meine Strafe! Glaubst du etwa, ich arbeite gern mit den JuPos zusammen? Halte die Kids für sie auf Kurs?« Connor würde den JuPos nie die Drecksarbeit abnehmen.
»Du hast mehr als jeder andere dazu beigetragen, dass sich etwas verändert hat, Lev. Es ist an der Zeit, dass du dein Leben lebst. Vor einem Jahr hättest du davon nicht einmal träumen können. Wenn du willst, dass das alles zu etwas gut war, dann besinne dich auf dein eigenes Leben. Wir anderen führen weiter, was du angefangen hast.«
Lev stürmt wieder an ihm vorbei.
»Wo willst du hin?«
Lev setzt sich ein Headset auf und schnappt sich den Gamecontroller. »In meinen Kopf. Kannst du mich wenigstens da in Ruhe lassen?«
Einen Moment später ist er vertieft in Firepower and Magic , ein Spiel, das ihn von seinem Leben und seinen Erinnerungen ablenkt. Trotzdem ist ihm Marcus bis in seine Gedanken gefolgt. Dasselbe gilt für Connor, Risa, Mai und Blaine, Cleaver und CyFi, die alle miteinander um ihren Platz kämpfen. Er wird sie nie loswerden, wird nie einen von ihnen aus seinem Kopf verbannen können, und er bezweifelt auch, dass er das überhaupt will.
An dem Tag, an dem die Pfadfinderin kommt, wird alles anders.
Es ist ein eiskalter Montagmorgen. Am Sonntag hat er wieder gefährdete Kids besucht und ist trotz der Kälte gejoggt. Dans Auto hat eine störrische Zündung. Damit er nicht womöglich mitten in der Nacht irgendwo liegen bleibt, hat er bei ihnen übernachtet. Er macht Frühstück, während Marcus sich für die Arbeit fertig macht.
»Du weißt ja, dass ich gegen die Umwandlung bin, aber die AUF ist für meine Begriffe ein bisschen zu revolutionär.« Dan schaufelt Lev Rührei auf den Teller. »Ich bin zu alt, um gegen das System zu kämpfen, darum jammere ich nur ein bisschen herum.«
Lev weiß, dass Dan viel mehr tut. Er erklärt jedem, der ihm zuhört, dass er gegen die Umwandlung ist. Lev darf das nicht, und es würde Marcus zufolge auch nichts nützen.
»Der Widerstand hat mich natürlich angesprochen«, fährt Dan fort, »aber ich habe erst mal genug von organisierten Gruppen, egal wie nobel ihre Ziele auch sein mögen. Ich fühle mich als ungebundener Aufwiegler wohler.«
»Und was soll ich deiner Meinung nach machen?«, fragt Lev.
Der ehemalige Pastor betrachtet den Batzen Rührei, der hartnäckig an seinem Pfannenwender klebt. »Ich glaube, du solltest dein Zimmer aufräumen. Ich habe vorhin mal reingeschaut; da sieht es aus wie mitten in einer Umwandlung.«
»Ich meine es ernst.«
»Ich auch.« Dan legt den Pfannenwender beiseite und setzt sich neben Lev. »Du bist vierzehn, Lev. Welcher Vierzehnjährige kämpft schon für eine bessere Welt? Sei nicht so streng mit dir und mach die Sachen, die normale Kids mit vierzehn so machen. Glaub mir, es ist viel leichter, dein Zimmer aufzuräumen, als die Welt zu retten.«
Lev stochert in seinem Rührei herum. »Bevor das alles passiert ist, war mein Zimmer immer tipptopp in Ordnung.«
»Das ist auch nicht unbedingt erstrebenswert.«
Marcus setzt sich gerade zu ihnen an den Küchentisch, als es an der Tür klingelt. Er seufzt und sieht Lev an, der mit seinem Frühstück bereits fertig ist. »Kannst du hingehen?«
Lev denkt, es ist Darcy, seine staatlich bestellte Hauslehrerin – auch ehemalige Terroristen müssen binomische Formeln pauken. Allerdings wäre sie ein bisschen früh dran.
Doch als er die Tür öffnet, steht eine Pfadfinderin vor ihm, in den Armen einen Karton voller bunter Keksschachteln.
»Hallo, würdest du gern Pfadfinderkekse kaufen?«
»Bist du nicht ein bisschen zu alt für eine Pfadfinderin?«, fragt Lev mit einem Grinsen.
»Dafür ist
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