Vollendung - Thriller
irgendwie über den Rand ins Wasser gestolpert war. So oder so wurde Ertrinken infolge eines Unfalls als offizielle Todesursache angegeben. So oder so war die Sache damit abgeschlossen.
»Jetzt bleiben uns zwei Optionen, Cathy«, sagte Markham, als er in den Trailblazer stieg. »Entweder ich fahre zurück zu Mrs. Manzera, verrate ihr den wahren Grund, warum ich bei ihr war und schaue, ob ich noch etwas über ihren Sohn in Erfahrung bringe, oder wir fangen an, in Manzeras Bekanntenkreis herumzustöbern, ob die etwas wissen – wir könnten mit seiner Exfrau anfangen oder in dem Country Club in East Greenwich, wo er den Zeitungsartikeln zufolge gearbeitet hat.«
»Aber, Sam, das alles ist vor mehr als zehn Jahren passiert. Wird die Polizei das nicht schon getan haben?«
»Vermutlich, ja. Wenn wir die Polizeiakten bekommen, werden wir sehen, wen sie befragt haben. Ich kann nur hoffen, sie haben etwas übersehen.« Markham schloss die Augen, legte den Kopf zurück und seufzte. »Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll, Cathy – ich glaube allmählich, diese ganze Verbindung der Manzeras mit der gestohlenen Statue war eine schlechte Idee. Ich fange an zu glauben, dass ich nicht mehr weiß, was zum Teufel ich tue.«
»Es ist in dem Buch, Sam«, sagte Cathy und nahm seine Hand. »Darin hast du recht, ich weiß es. Alles, was wir brauchen, um ihn zu fangen, steht in Die im Stein schlafen. Du bist nur müde, das ist alles. Wir sind beide müde. Warum holen wir uns nicht einen Imbiss von einem Chinesen, dazu eine Flasche Wein und machen Schluss für heute? Morgen ist Sonntag. Wir könnten ein bisschen länger schlafen, vielleicht ans Meer fahren – dienstlich, natürlich. Richtig ausgeschlafen werden wir beide wieder klarer denken können. Na, was sagen Sie dazu, Special Agent Markham? Abgemacht?«
Markham lächelte, küsste sie innig und fuhr los.
Keiner von beiden bemerkte den blauen Toyota Camry, der einen Block entfernt schräg gegenüber parkte.
Er fuhr hinter ihnen los.
Der Camry folgte dem Trailblazer zuerst zu einem chinesischen Restaurant, dann zu einem nahe gelegenen Alkoholladen und schließlich zurück ins Zentrum von Providence, wo das FB I -Fahrzeug durch eine private Einfahrt unter einem Bürogebäude verschwand. Und etwa fünf Minuten später fuhr der blaue Camry daran vorbei – ohne in die Einfahrt einzubiegen wie der Trailblazer, denn der Fahrer des Toyotas konnte die beiden großen Schilder mit der Aufschrift PRIVATZUFAHRT nicht übersehen, genauso wenig wie die Überwachungskameras und das kartenschlossgesicherte, stählerne Sicherheitstor. Vielleicht trieben sich auch noch ein, zwei Wachleute herum, dachte er.
»Hier verstecken sie sie also«, sagte der Bildhauer laut zu sich selbst.
Trotz ihrer neuen Haarfarbe, trotz der Jackie-Onassis-Sonnenbrille hatte der Bildhauer Dr. Hildy erkannt, sobald sie vor der Bibliothek aus dem Trailblazer gestiegen war. Und während er darauf wartete, dass sie und der unbekannte FB I -Agent ihre Recherche in dem Gebäude beendeten – eine Recherche, die ohne Frage mit dem Tennisprofi Damon Manzera zu tun hatte –, beschloss der Bildhauer, dass er seinen David fürs Erste auf Eis legen musste.
Das ging aber in Ordnung. Er hatte es zuvor schon bei der Pietà gemacht, als er endlich die Tragweite, die Botschaft seines Werks als etwas über ihn Hinausgehendes begriff, als er endlich verstand, dass kein Material außer Tommy Campbell seines Bacchus würdig war, wenn er die Welt aus ihrem Schlaf wecken wollte.
Der Bildhauer hatte nichts dagegen, sich anzupassen; er sperrte sich nicht gegen eine Änderung seiner Pläne, wenn er fühlte, dass ihn die Hand des Schicksals woandershin führte.
Aber wohin genau sollte er nach dem Willen des Schicksals als Nächstes gehen?
Der Bildhauer brauchte Zeit, um nachzudenken und sich zu überlegen, wie er Dr. Hildy beseitigen konnte – und vielleicht diesen FB I -Agenten dazu. Doch anders als zuvor, als er sich Zeit lassen konnte, als noch niemand von seiner Arbeit gewusst hatte, war ihm jetzt klar, dass die Uhr tickte. Ja, er musste sich beeilen. Er musste sich Hildebrant und den FB I -Agenten schnappen, bevor sie ihn schnappten. Aber wie? Es war unter den jetzigen Umständen viel zu riskant, sie aus dieser Festung in der Innenstadt von Providence entführen zu wollen – zumal der Bildhauer keine Ahnung hatte, wie es im Innern des Gebäudes aussah.
Und so fand er sich, als er sich auf die Heimfahrt von
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