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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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manchmal an verborgene Plätze schlich, wo sie sich küssen und nackt aneinanderschmiegen konnten, wo sie den Penis des anderen in den Mund nehmen oder sich gegenseitig in den After schieben konnten. Mit dem Tod von Christians Mutter hörte all das jedoch auf, und noch lange, nachdem der junge Mann nach Rhode Island zurückgekehrt war, kämpfte er mit seinem Verlangen nach männlicher Gesellschaft und den Schuldgefühlen, seine Homosexualität könnte irgendwie zum Tod seiner Mutter und dem Dahinvegetieren seines Vaters beigetragen haben.
    Doch nach dem Mord an Damon Manzera stellte Christian fest, dass er auch einen Steifen bekam, wenn er daran dachte; und so verstand er, dass das Schicksal ihn angewiesen hatte, sein Verlangen auf etwas viel Produktiveres zu lenken. Er begann zu fantasieren, begann zu forschen und mit verschiedenen Methoden zu experimentieren. Die Idee mit dem Epinephrin hatte ihm von Anfang an zugesagt, weil es seine mit klopfendem Herzen erlebte Offenbarung vor der Pietà in St. Bartholomew widerspiegeln würde. Und als er so weit war, als es ihm endlich gelungen war, eine hochkonzentrierte Lösung der Droge herzustellen, machte sich der junge Mann namens Christian daran, einen geeigneten Kandidaten zu suchen.
    Gabriel Banford war von Anfang an dazu auserkoren gewesen, das erste Opfer dieser neuen Methode zu werden. Christian war ihm wochenlang gefolgt, nachdem er ihn im Series X entdeckt hatte, und beabsichtigte, im Dunkeln in seinem Schlafzimmer auf ihn zu warten. Doch als er an dem Abend, an dem er ihn hätte töten sollen, über Banfords Exemplar von Die im Stein schlafen gestolpert war, als ihn das Schicksal dazu gelenkt hatte, zu dem Kapitel über die Pietà zu blättern, weinte der Mann, der sich von diesem Tag an »der Bildhauer« nennen sollte, unter dem Gewicht dieser göttlichen Offenbarung, die jene in St. Bartholomew noch überstieg. Ja, durch Catherine Hildebrants Analyse von Michelangelos Gottesmutter und Sohn, durch ihr brillantes Herausarbeiten dessen, was sie die »parallele Dreieinigkeit« nannte, wie sie im Porträt der Heiligen Jungfrau selbst durch den Künstler verkörpert war, verstand der junge Mann namens Christian nicht nur endlich seine Liebe zur Pietà , sondern auch die Liebe seiner Mutter zu ihm.
    Der Bildhauer war so überwältigt von dieser Offenbarung, dass er Banfords Wohnung unter Schock verließ. Er ließ den jungen Mann am Leben, jedoch nur, um eine Woche später wiederzukommen – nachdem er sein eigenes Exemplar von Die im Stein schlafen gekauft und es zehnmal von vorn bis hinten gelesen hatte, nachdem er endlich die Absolutheit seiner Bestimmung erkannt und damit auch begriffen hatte, warum ihn das Schicksal zu Banford, zu Dr. Catherine Hildebrant und zu Michelangelo geführt hatte, zu dem Mann, dessen Werk eine Schablone für die Bestimmung des Bildhauers werden sollte.
    Alles ist miteinander verbunden.
    Und als er jetzt, sechs Jahre später, dem schwarzen Chevy Trailblazer auf der Route 95 in Richtung des Zentrums von Providence folgte, grinste der Bildhauer breit unter seinem falschen Schnauzbart. Denn obwohl das FBI ihm näher rückte, obwohl sie die Verbindung zwischen der gestohlenen Pietà und der Familie Manzera hergestellt hatten, wusste der Bildhauer tief in seinem Innersten, dass das Schicksal einmal mehr zu seinen Gunsten eingegriffen hatte. Und auch wenn er sich nicht traute, zu dicht aufzuschließen, hatte der Bildhauer auch so ein Gefühl, dass hinter den getönten Scheiben des schwarzen Trailblazers die Person saß, nach der er den ganzen Vormittag gesucht hatte.
    Ja, etwas in seinem Innern sagte dem Bildhauer, dass er Dr. Hildy endlich gefunden hatte.
44
    E s war kurz nach 17.00 Uhr, als Markham und Cathy mit gesenktem Kopf und langen Gesichtern aus der öffentlichen Bibliothek von Providence kamen. Sie hatten mehr als eine Stunde lang in den Zeitungsdatenbanken nach Informationen über den Tod von Damon Manzera gesucht. Es gab nicht viel – die obligatorischen Aufmacher, die Todesanzeigen – vor allem nichts, was den Tod als verdächtig anführte, keinen Hinweis auf ein Verbrechen. Tatsächlich wurde ein Sprecher der Gerichtsmedizin einige Male mit der Aussage zitiert, das Gegenteil sei eindeutig erwiesen, und der junge Mann habe zum Zeitpunkt seines Todes einen »gefährlich hohen« Blutalkoholspiegel aufgewiesen. Und deshalb hatte der Coroner gefolgert, dass Manzera höchstwahrscheinlich entweder im Pool eingeschlafen oder

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